„Tagesschau“ bald bis 20:30 Uhr? Welchen Einfluss hat das auf die Prime-Time?
Eine Ausgabe der Tagesschau dauert 15 Minuten. Das könnte sich nun ändern, denn es gibt Überlegungen, die Länge zu verdoppeln. Dies hätte große Auswirkungen auf die Prime-Time im TV …

Am 26. Dezember 1952 wurde die allererste Ausgabe der „Tagesschau“ in der ARD ausgestrahlt. Seit knapp 73 Jahren holt sich eine Mehrheit der Deutschen durch das Schauen der Nachrichtensendung einen allabendlichen News-Round-Up. Und das stets von 20:00 Uhr bis 20:15 Uhr.
Das könnte sich jetzt allerdings ändern! Die Programmdirektorin Christine Strobl hat laut Aussagen des Branchenmagazins DWDL nämlich testweise 30-minütige Ausgaben der Sendung produzieren lassen. Ein radikaler Ansatz, der starke Auswirkungen auf die Prime-Time im deutschen Fernsehen haben könnte.
Öffentlich-rechtliches oder auch privates Chaos? Was das für die Sender bedeutet ...
Es gibt einen Grund, warum im deutschen Fernsehen beliebte Fernsehformate erst ab 20:15 Uhr laufen und das hängt mit der „Tagesschau“ zusammen. „Let's Dance“, „GNTM“ oder auch „Wer stiehlt mir die Show?" fangen erst um diese Uhrzeit an, weil viele Zuschauerinnen und Zuschauer zuerst die Nachrichten schauen und danach im Zweifelsfall den Sendern wechseln, sofern das Anschlussprogramm im Ersten nicht überzeugen sollte.
Wenn die „Tagesschau“ nun aber bis halb neun laufen sollte, würden die privaten Sender ihre Top-Shows entweder auch auf den späteren Sendeplatz setzen müssen oder sie bleiben dem alten Sendeplatz treu und riskieren im Zweifelsfall einen Quoteneinbruch. Außerdem würden die Shows, Filme oder Serien, die auf anderen Sendern gezeigt werden, noch länger laufen, als sie es ohnehin schon tun, weil sie von Werbepausen unterbrochen werden.
Aber auch für andere Sender im öffentlich-rechtlichen Raum hätte diese Entscheidung große Auswirkungen: NDR, WDR oder BR. All diese Sender (und viele weitere) strahlen die „Tagesschau“ zur selben Zeit wie das Erste aus. All diese Sender müssten, so wie die privaten Senderanstalten, ihr Programm an die Entscheidung anpassen. DWDL wirft zusätzlich die Frage auf, ob öffentlich-rechtliche Senderanstalten in Österreich und/oder der Schweiz ebenfalls auf diese Entscheidung reagieren würden. Doch viel wichtiger: Besteht seitens der Zuschauer:innen ein Interesse an überlangen „Tagesschau“-Sendungen?
+++ Übrigens: Constantin Schreiber verlässt die Sendung. Seine Nachfolgerin ist keine Unbekannte +++
30 Minuten „Tagesschau“: Geht das Konzept überhaupt auf?
Berichterstattung über weltaktuelles Geschehen ist selbstverständlich wichtig, aber bei einer doppelten Sendezeit läuft man Gefahr, die Themenmischung zu verwässern. Ganz nach dem Motto: Wenn alles wichtig ist, ist auch irgendwie nichts wichtig. Hinzu kommt, dass die Konzentrationsspanne der Gesellschaft, insbesondere bei jungen Menschen, geringer und geringer wird. Nicht umsonst gibt es das Format „Tagesschau in 100 Sekunden“ für all jene, die keine Zeit oder Lust haben, sich das Format in voller Länge anzuschauen.
Wie konkret sind die Pläne für die XXL-„Tagesschau“?
Strobls radikaler Ansatz für die extralange „Tagesschau“ hat die ganze Branche überrascht – selbst Partneranstalten wie das ZDF. Doch egal wie überraschend diese Neuigkeiten wirken mag: Es ist noch nichts in Stein gemeißelt. Ob die ARD tatsächlich mit dieser „neuen Tagesschau“ in Produktion geht, wurde noch nicht bestätigt. Christine Strobls Vertrag läuft in ein paar Monaten aus und mit der Entscheidung, ob dieser Vertrag verlängert wird, könnte auch die Zukunft einer längeren „Tagesschau“ besiegelt werden.