Kritik

Zwischen Polit-Satire & Kifferfilm: Andersons Chaos-Epos „One Battle After Another“ mit Leonardo DiCaprio

Paul Thomas Anderson wagt sich mit „One Battle After Another“ an eine Actionkomödie, die gleichzeitig politisch brisant, absurd-komisch und bildgewaltig ist. Leonardo DiCaprio, Sean Penn und Teyana Taylor lassen in diesem Mix aus Action, Satire und Chaos keinen Platz für Langeweile.

„One Battle After Another“-Filmplakate: Links Leonardo DiCaprio als Bob im Bademantel mit Gewehr, links Teyana Taylor als Perfidia, hochschwanger mit Maschinengewehr
Die „One Battle After Another“-Filmplakate geben einen Vorgeschmack, was uns erwartet: Links Leonardo DiCaprio als Bob im Bademantel mit Gewehr, links Teyana Taylor als Perfidia, hochschwanger mit Maschinengewehr- Foto: Warner Bros. Germany/Filmstarts

Schon der Plot klingt wie ein Mix aus Polit-Satire, Familien-Drama und wilder Komödie: Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio), einst Schlüsselfigur der revolutionären Gruppe „The French 75“, lebt zurückgezogen – bis sein alter Erzfeind Colonel Lockjaw (Sean Penn) seine Tochter Willa (Chase Infinity) entführt. Um sie zu retten, muss er sich seiner Vergangenheit stellen, alte Mitstreiter zurückholen und den Kampf gegen eine rechtsradikale Miliz aufnehmen.

Das Problem: Eigentlich ist er viel zu high, um überhaupt das Haus zu verlassen. Was folgt, ist ein wilder Ritt voller grotesker Szenen und bissiger Kommentare auf Amerikas politische Gegenwartund ein herrlich selbstironischer Leonardo DiCaprio, der es zwar vom Sofa, aber nicht aus seinem Morgenmantel schafft. Der Film basiert lose auf Thomas Pynchons Roman „Vineland“ und treibt die Handlung mit zwei Zeitsprüngen rasch voran.

Leonardo DiCaprio als bekiffter Antiheld

DiCaprios Bob Ferguson ist alles andere als ein Held im klassischen Sinn: paranoid, träge, ständig bekifft – und mit der Welt genauso überfordert wie mit seiner Rolle als alleinerziehender Vater. Seine Beziehung zu Tochter Willa (Chase Infinity) erinnert stellenweise an das „Gilmore Girls“-Prinzip: innig, witzig und der zentralen Frage folgend: Wer erzieht hier eigentlich wen?

Legendär sind die Szenen, in denen er versucht, sich an alte Codewörter seiner Truppe „The French 75“ zu erinnern – einen Joint mit einer OP-Schere balancierend oder in skurrilem Outfit in den Hörer einer Telefonzelle brüllend: „Hört zu, ich bin ein Liebhaber von Drogen und Alkohol!“

Zwischen Weed und einem Hauch von Slapstick dürften sich also auch Liebhaberinnen und Liebhaber von „Kifferfilmen“ angesprochen fühlen.

Leonardo DiCaprio schreit als Bob Ferguson im Morgenmantel und XXL-Sonnenbrille in einen Telefonhörer
Ein bekiffter und nicht weniger verzweifelter Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio) versucht am Telefon sein Problem zu schildern. Foto: © Photo Courtesy Warner Bros. Pictures.

Teyana Taylor als Perfidia Beverly Hills: Absurder wird es nicht

Während erste Kritiker DiCaprios Rolle als „herrlich durchgeknallt“ beschreiben, trifft diese Formulierung eigentlich wie die Faust aufs Auge auf Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor). Exzentrisch, radikal, kompromisslos – die absurdeste Figur des Films.

Egal, ob sie hochschwanger mit ihrem Maschinengewehr um sich ballert oder Colonal Steven J. Lockjaw (Sean Penn) unter Waffengewalt auffordert, „aufzustehen“ – und damit nicht seine Füße meint –, sie ist die Verkörperung radikaler Absurdität.

Als sie inmitten all dieser Exzentrik in einer entwaffnend ehrlichen Szene Eifersucht auf ihr Neugeborenes gesteht, weil die Liebe des Vaters nun nicht mehr ihr allein gehört, gewinnt ihre Figur plötzlich an bislang fehlender Tiefe. Perfidia wird so zum Brennglas männlicher Fragilität – und entlarvt die Unfähigkeit der Männerfiguren mit jeder Geste und jedem Wort.

Politische Schärfe trifft anarchischen Humor

Doch Anderson will uns nicht nur zum Lachen bringen, er seziert ganz nebenbei auch die Doppelmoral konservativer Fanatiker. Sean Penns Colonel Lockjaw, eine armselige Figur, die von „Rassenreinheit“ faselt, obwohl sie in einer schwarzen Frau die Verheißung all ihrer Sehnsüchte gefunden hat, verkörpert das Paradox rechter Ideologien.

Eine von Penns feinsten Meisterleistungen ist die Art, wie er Lockjaws Gang inszeniert – dieses eigentümliche, leicht lächerliche Schreiten, das man kaum beschreiben kann, sondern gesehen haben muss. Sätze wie „Wenn du den Planeten retten willst, fang bei der Einwanderung an“ oder Bobs wütendes „Faschistisches Regime!“ während eines Überfalls auf ein Abschiebezentrum treffen mitten ins politische Herz Amerikas.

Auch ein Bombenanschlag als Protest gegen das Abtreibungsverbot wird nicht ausgespart – Anderson überspitzt bewusst, sucht die Provokation, legt den Finger tief in die Wunden der amerikanischen Gegenwart.

Familien-Drama und feministische Power

Neben all dem Chaos bleibt Platz für leise Zwischentöne: Willa muss die Sünden ihrer Eltern ausbaden. Ihre Figur, gespielt von Newcomerin Chase Infinity, ist die emotionale Mitte des Films. Ihre Balance aus ruhiger Verletzlichkeit und rebellischer Entschlossenheit bildet den perfekten Kontrast zu den exzentrischen Figuren ihrer Eltern. Infinitys überzeugendes Debüt hält neben Stars wie DiCaprio oder del Toro stand. Hier könnte der Startschuss einer großen Karriere gefallen sein.

Großartig auch Benicio del Toro als Sensei Sergio, ein Karatelehrer, der Immigranten durch unterirdische Tunnel schmuggelt. Während er Spanisch ohne Untertitel spricht (nehmt einen Übersetzer mit) wirkt er wie der gelassene Gegenpol zum Chaos. Seine herrliche Gleichgültigkeit kann keine noch so absurde Eskalation erschüttern.

Gleichzeitig hinterfragt Anderson Geschlechterrollen: Frauen führen Überfälle ohne Masken durch, stellen Männlichkeitsmythen infrage und beanspruchen ihre Macht offen – ein starkes Gegenstück zur männlichen Inkompetenz, die der Film gnadenlos bloßstellt.

Action-Highlight: Die Verfolgungsjagd in der Wüste

Unvergessen bleibt die Verfolgungsjagd in der Wüste – ein Meisterstück, das optisch wie erzählerisch alles überragt. Gedreht in einem US-Naturreservat, verschwimmen Sicht und Orientierung, Täler und Hügel türmen sich wie Fallen auf, und niemand weiß, was hinter der nächsten Senke lauert. Es ist eine Sequenz, die sofort neben die legendärsten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte gestellt werden darf.

Bildgewalt dank VistaVision und IMAX

Visuell schöpft Anderson alles aus: gedreht in VistaVision und IMAX 70mm, liefert der Film Bilder, die episch und voller Detailreichtum sind. VistaVision, einst von Hitchcock und später für „Star Wars“ genutzt, verleiht „One Battle After Another“ ein Feeling, das man im Actionkino sonst vergeblich sucht.

Auch Filmemacher Brady Corbet entschied sich bei seinem hochgelobten Werk „Der Brutalist“ für diese Machart und gewann prompt den Oscar für die „beste Kamera“. Mit seinem Release im Januar 2025 kam er Anderson zuvor, was dessen Anspruch aber nicht schmälert. Zwei Genies, ein Gedanke!

Andersons kommerziellster Film – und vielleicht sein erfolgreichster

Mit „One Battle After Another“ dürfte Paul Thomas Anderson endlich auch das Publikum ansprechen, das zu vorherigen Geniestreichen wie „Magnolia“ (1999) oder „There Will Be Blood“ (2007) wenig Zugang fand. Sein neuer Film ist schrullig, witzig, anarchisch, politisch brisant und dabei überraschend massentauglich – wenn auch eher innerhalb eines linken Milieus.

DiCaprio glänzt als gescheiterter Revoluzzer, Taylor liefert eine der kompromisslosesten Performances des Jahres, und Sean Penns Lockjaw ist so grotesk wie tragisch. Auch die verstörend-komischen Liebesszenen zwischen DiCaprio und Taylor und Benicio del Toros stoische Gelassenheit sollen nicht ungelobt bleiben. Dazu ein spektakulärer Look sowie Zitate und Szenen, die man so schnell nicht vergisst. „This pussy don’t pop for you“ – wohl aber die Schubladen an den Kinokassen.

Ab dem 25. September 2025 kannst du „One Battle After Another“ in den deutschen Kinos sehen!

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