„Superman“: „Mehr ‚Game of Thrones‘ als MCU“ – Regisseur James Gunn im Interview
Mit der Gestaltung des neuen DC-Universums hat James Gunn die bisher größte Herausforderung seiner Karriere angenommen. Im Interview sprach er mit uns über Zukunftspläne und Hass im Netz.

Die Abenteuer aus dem Marvel Cinematic Universe gingen in den vergangenen 17 Jahren durch viele (weitestgehend) fähige Hände, hinter den Kulissen behielt Produzent Kevin Feige die Kontrolle. Das neue DC-Universum entsteht nun unter der Leitung von James Gunn, der mit drei „Guardians of the Galaxy“-Filmen und „The Suicide Squad“ schon reichlich Superheldenluft geschnuppert hat.
Anders als Feige sorgt Gunn bei DC aber nicht nur für die Zukunftsplanung, er ist auch als Autor und Regisseur sehr aktiv. Sowohl „Creature Commandos“ als auch „Superman“, die ersten beiden Produktionen aus dem DCU, stammen von ihm.
Somit ist Gunn der perfekte Ansprechpartner, wenn es um Fragen zu kommenden Projekten geht – zumindest eigentlich. Denn wie so oft wird aus den nächsten Blockbustern ein großes Geheimnis gemacht, und Gunn ist bei seinen Antworten daher äußerst vorsichtig und lässt sich keine heißen Infos entlocken. Versucht haben wir es trotzdem!
Eine Lücke von 300 Jahren

Zu Beginn des Films wird direkt klargestellt, dass Superman bereits seit drei Jahren in Metropolis lebt – mit einer weiteren Origin-Story hat man es hier also nicht zu tun. Aber die hilfreichen Texteinblendungen offenbaren noch mehr: Schon vor 300 Jahren tauchten die ersten Superhelden auf der Erde auf.
Damit offenbart das neue DCU auf Anhieb eine ganz neue Welt der Möglichkeiten, denn während wir in den nächsten Jahren vor allem nach vorne blicken und Supergirl, Batman und Co. auf der großen Leinwand erleben werden, sind nun auch Projekte mit einem historischen Touch möglich. Ein Superheldenfilm, der im 18. Jahrhundert spielt? Immer her damit.
Auf Nachfrage bestätigte Gunn, dass diese Information natürlich nicht wahllos in „Superman“ enthalten ist. Es gibt also Pläne für Prequels, die das DC-Universum deutlich erweitern sollen und mit dem Umfang von „Star Wars“ oder „Game of Thrones“ zu vergleichen sind.
Keine Schablone für das DCU

Im MCU haben viele Filme einen recht ähnlichen Stil, für den der große Erfolg des Erstlings „Iron Man“ verantwortlich war. So will Gunn mit dem DCU jedoch nicht vorgehen: Sein „Superman“ steht für sich und soll anderen Regisseuren weder als inhaltliche noch als stilistische Inspiration dienen.
Es ist ein sinnvoller Ansatz, denn nicht zu jedem DC-Helden würde Gunns humorvoller und bunter Stil passen. Umso spannender wird auch das Zusammenspiel zwischen den Helden, wenn sie erst einmal in einem kommenden Projekt aufeinandertreffen.
Das Internet hat nicht immer recht

Viele Regisseure meiden die sozialen Medien und lassen ihre Filme für sich sprechen. Nicht so James Gunn, der fleißig „Superman“ und andere DC-Projekte bewirbt und dabei auch immer wieder Fan-Fragen beantwortet.
Das sorgte jedoch auch für die Annahme, dass Gunn Vorschläge und Kritik aus Online-Kommentaren nicht nur liest, sondern auch umsetzt. Als die Farbgestaltung des ersten „Superman“-Trailers für viele Diskussionen sorgte und der eigentliche Film dann ganz anders aussah, fühlten sich manche Kommentatoren für diese Änderung mitverantwortlich.
Diese Annahme hält Gunn für Quatsch, denn es ist bei Filmen schon immer üblich gewesen, den Trailer unabhängig vom Film zu bearbeiten – Unterschiede sind da völlig normal.
Gleichzeitig ist Gunn immer für gute Ideen offen, ob sie nun aus seinem Umfeld oder aus dem Internet stammen. Hasskommentare nimmt er sich aber nicht zu Herzen, schließlich entspricht eine laute Internet-Meinung nicht automatisch dem allgemeinen Konsens.