Nicole Ari Parker im „And Just Like That“-Interview: Wer trägt allein zu Hause bitte High Heels?
Nicole Ari Parker spricht im exklusiven Interview mit TVMovie.de über Freundschaft, Female Empowerment, High-Fashion in der Küche – und darüber, warum sie lieber Jogginghosen als Pumps auf dem Sofa trägt.

In der dritten Staffel von „And Just Like That“ zeigt Nicole Ari Parker als Lisa Todd Wexley, wie man Familienleben, Karriere und Stil souverän vereint – ohne dabei den Humor zu verlieren.
Die Fortsetzung der Kultserie „Sex and the City“ ist nicht unumstritten – doch sie hält sich seit nunmehr drei Staffeln. Neben Carrie (Sarah Jessica Parker), Miranda (Cynthia Nixon) und Charlotte (Kristin Davis) sind neuen Frauenfiguren wie Lisa Todd Wexley hinzugekommen (auch, um die durch Kim Cattralls Ausstieg als Samantha Jones entstandene Lücke zu füllen). Sie sollen der Show frischen Wind verleihen. Schauspielerin Nicole Ari Parker hat uns im Interview verraten, warum ihre Figur so nahbar bleibt, wie Mode zur Charakterentwicklung beiträgt – und warum sie sich selbst auch mal an Lisas Glamour erinnert fühlt.
„Die Themen der Serie betreffen das, was in Herzen und Köpfen von Frauen wirklich passiert“
Für Parker ist die Sachlage klar: „And Just Like That“ bleibt auch im Jahr 2025 relevant. „Ich denke, das Großartige und Ikonische an der Serie ist, dass sie immer die Themen diskutiert hat, die im Kopf, im Herzen, im Leben einer Frau vor sich gehen. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer hat sich das immer wie Geheimnisse angefühlt. Und man sieht jemandem dabei zu, wie er sie verarbeitet.“ Und auch heute, wo alle Figuren endgültig erwachsener sind, bleibe diese emotionale Tiefe erhalten: „Man verarbeitet immer noch Dinge – und braucht manchmal seine Freundinnen dafür.“
Was für Lisa Todd Wexley in Staffel 3 neu und anders ist
In Staffel 3 erleben Fans Lisa so privat wie nie. Nicole Ari Parker hebt besonders einen Aspekt hervor, der auf den ersten Blick unscheinbar wirkt: „Sie hat jetzt eine Küche! Und das klingt vielleicht banal, aber in der TV-Welt ist das eine große Entscheidung. Das Studio muss Budget freigeben, ein Set bauen lassen, alles einrichten – vom Geschirr bis zu den Snacks im funktionierenden Kühlschrank.“
Für die Schauspielerin hat das Symbolkraft: „Das bedeutet: Lisa lebt hier. Sie ist nicht einfach eine schicke Frau mit Designerkleidern. Sie kocht wirklich, während die Kinder durch die Küche flitzen. Und ja, sie trägt dabei Valentino – aber sie kocht!“ Das sei ein sichtbarer, geerdeter Moment, der zeige: „Diese Frau ist angekommen.“
Jogginghose oder Designerbrille – wie viel Lisa steckt in Nicole?
Trotz all der Mode bleibt die Frage: Tragen Schauspielerinnen wie Sarah Jessica Parker oder Nicole Ari Parker zu Hause allen Ernstes High Heels, so wie es ihre Serienfiguren tun? TVMovie.de hakt nach – und Nicole Ari Parker lacht: „Wenn die Kinder da sind – vielleicht. Aber ich habe jetzt einfach bessere Pyjamas!“
Sie räumt aber auch ein, dass Lisa sie verändert habe: „Früher habe ich immer das Bequemste gewählt. Heute gehe ich sogar zum Supermarkt mit einem Hauch Lippenstift, meiner Lieblingssonnenbrille und einem Spritzer Parfum – auch wenn ich trotzdem noch in Jogginghosen stecke, verleiht es mir das gewisse Extra.“ Dieser kleine Glamour-Schub sei ein Geschenk von Lisa: „Sie hat mir ein bisschen ‚Zhuzh‘ gegeben.“
Ein Kritikpunkt an Serien wie „And Just Like That“ ist oft der vermeintliche Realitätsverlust – Carrie in High Heels allein in der Wohnung? „Wir alle wollen es bequem haben. Niemand läuft allein zu Hause auf Absätzen rum. Wir ziehen die Schuhe aus, den BH aus – das kennt jede Frau“, finden wir. Ganz überzeugt wirkt Parker aber nicht ...
Von der Fashion-Ikone zur echten Identifikationsfigur
Trotz ihres Luxuslebens ist Lisa für viele Zuschauer:innen nahbar – warum? Parker erklärt: „Weil sie trotzdem alles jonglieren muss: Familie, Emotionen, Arbeit. Wie jede Frau.“ Ihre Outfits sind dabei mehr als bloßer Glamour: „Sie verpasst kein Detail – Ohrringe, Tasche, Schuhe. Aber alles erzählt ihre Geschichte.“ Viele Teile stammen von Designer:innen aus Südamerika, Polen oder New York.
Ihr Lieblingslook aus Staffel 3? „Das gelbe Ensemble mit den Federschuhen bei Red Rooster – und der maßgeschneiderte schwarze Anzug für die Gedenkfeier. Der sollte wie Jackie O. und Coretta Scott King wirken – und genau das ist gelungen.“
Freundschaft, Familie, Feminismus: Was Nicole von Lisa gelernt hat
Parker und ihre Serienfigur Lisa verbindet mehr als Mode. „Egal, ob man verheiratet ist, Kinder hat oder nicht, im Leben muss man seine Gefühle, die Familie, seine Freundschaften und seine Arbeit gleichzeitig jonglieren.“ Was sie sich von Lisa abgeschaut hat: „Sie steht morgens auf und zieht das Schönste an, was sie hat. Ich zweifle immer und entscheide mich für Bequemlichkeit, weißt du, aber für sie ist ihre Bequemlichkeit, gut auszusehen!“
Ihre Serienfigur ist für Nicole Ari Parker das Tor in eine modische Welt, die ihr andernfalls vielleicht nicht offenstünde. „Ich darf Kleidung tragen, die in etwa dem entspricht, was ich für meine beiden Kinder insgesamt an Schulgeld bezahle.“ Diesen Umstand genieße sie sehr!

Als „Neue“ neben Carrie Bradshaw: „Ich musste erstmal ankommen“
Und wie war es, sich gegen die alteingesessenen Figuren Miranda, Charlotte und Carrie zu behaupten? Der Einstieg in eine Kultserie war nicht leicht: „Am ersten Tag musste ich neben der Kamera warten, vor der die drei Stars dieser kultigen Serie saßen, und meine Figur muss in Staffel 1 einfach reinschneien und so tun, als wäre das völlig normal, und eine ihrer Pommes essen.“ Also habe sie abgewartet, Geduld bewiesen.
Dabei war die Sache mehr als nervenaufreibend. An ihrem ersten Drehtag sammelten sich draußen vor dem Set schnell ganze Fan-Scharen: „Da wusste ich: Ich trete in eine ganz andere Welt ein.“ Heute ist sie angekommen: „In Staffel 3 bin ich entspannt – ich habe mich daran gewöhnt, dass Leute sich so sehr für meine Figur interessieren.“
Ihre weiblichen Vorbilder: Von Nina Simone bis zur eigenen Mutter
Inspiration für ihre Arbeit als Schauspielerin findet Nicole Ari Parker in historischen Persönlichkeiten wie Harriet Tubman, Sojourner Truth, Toni Morrison. „Ich wünschte, ich könnte sie treffen, weil ich denke, dass ich ihretwegen so frei und so privilegiert bin. Und ich wünschte, ich hätte auch nur einen Funken dieser Entschlossenheit und dieses Mutes“. Doch auch die eigene Mutter ist für Parker eine Heldin: „Meine Eltern wurden 1941 geboren – sie haben all das erlebt, was heute Geschichte ist. Ich bin ihnen und vielen anderen so viel schuldig.“
Durch ihren Einstieg ins legendäre „Sex and the City“-Universum könnte auch Nicole Ari Parker einen Platz am Tisch ikonischer Frauen werden, doch sie bleibt auf dem Teppich: „Wissen Sie, Autorinnen wie Toni Morrison, die uns als Menschen und als Frauen weitergebracht haben, habe ich immer in der Nähe meines Nachttisches. Ich habe alle Bücher dort, die mir etwas bedeuten.“