Jimmy Kimmel: Die Absetzung erklärt – kann die Show noch gerettet werden?
„Jimmy Kimmel Live!“ wurde auf unbestimmte Zeit aus dem Programm genommen – und die Gründe dafür liegen sowohl in politischen Kontroversen als auch in Machtkämpfen innerhalb der US-Medienlandschaft.

Anfang September äußerte „Fox News“-Moderator Brian Kilmeade live in der Sendung „Fox & Friends“ den Vorschlag, geistig behinderte Obdachlose gegen ihren Willen mit einer Todesspritze hinzurichten.
Die Kritik auf diese Aussage folgte sofort, woraufhin sich Kilmeade am vergangenen Wochenende öffentlich entschuldigte. Damit ist das Thema aus Sicht von US-Sender Fox abgeschlossen, und auch von der US-Regierung gab es keine Aufrufe, Kilmeade nicht mehr vor die Kamera zu lassen.
Das hängt auch mit dem ersten Amendment der Verfassung der Vereinigten Staaten zusammen. Diese schützt fünf grundlegende Freiheiten: Religionsfreiheit, Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und das Recht, Petitionen an die Regierung zu richten. Auch Hassrede und Beleidigungen, etwas, das hierzulande strafbar ist, fällt in den USA unter Redefreiheit.
Diese Situation sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man sich mit der plötzlichen Absetzung von „Jimmy Kimmel Live!“ beschäftigt. Selbst wenn man Kimmels Aussagen zum Attentat auf Charlie Kirk verurteilt, müsste für ihn dieselbe Meinungs- und Redefreiheit gelten, die es Kilmeade erlaubte, sich öffentlich für die Hinrichtung Obdachloser auszusprechen und keine beruflichen Konsequenzen davonzutragen.
Doch Kilmeade ist, genau wie Fox selbst, auf der Seite der Republikaner – und somit für Präsident Trump und seine Anhängerschaft nicht von Interesse. Die Late-Night-Landschaft der USA war Trump hingegen schon länger ein Dorn im Auge.
Nach dem Ende der „Late Show“ von Stephen Colbert machte er auf seiner favorisierten Social-Media-Plattform Truth Social kein Geheimnis aus seinem Ziel, auch Jimmy Kimmel, Seth Meyers und Jimmy Fallon aus dem Programm zu drängen. Das ist ihm nun bei Kimmel gelungen – dank zusätzlicher Machtspiele in der US-Medienwelt.
Ein Anruf, der alles änderte
Jimmy Kimmel erfuhr am Mittwoch per Telefon, dass seine Show vorerst nicht mehr ausgestrahlt wird. Am anderen Ende der Leitung: Dana Walden, Co-Vorsitzende von Disney Entertainment. Gemeinsam mit Disney-Chef Bob Iger hatte sie entschieden, „Jimmy Kimmel Live!“ auf unbestimmte Zeit zu pausieren.
Nur wenige Stunden vor der geplanten Aufzeichnung wurde der Moderator mit dieser Entscheidung konfrontiert. Nach Angaben von Insidern verlief das Gespräch „geschäftsmäßig und höflich“.
Der Auslöser: Kimmels Kommentar zu Charlie Kirk
Auslöser für die Absetzung waren Äußerungen Kimmels zum Mord an dem konservativen Aktivisten Charlie Kirk. In seiner Montagsausgabe hatte er gesagt: „Wir hatten am Wochenende neue Tiefpunkte mit der MAGA-Gang, die verzweifelt versucht, diesen Jungen, der Charlie Kirk ermordet hat, als irgendetwas anderes darzustellen als einen von ihnen – und die alles tun, um politisches Kapital daraus zu schlagen.“
Die Worte lösten Empörung unter Trumps Anhängern aus und führten sogar zu einer öffentlichen Rüge des Vorsitzenden der US-Medienaufsicht FCC, Brendan Carr. Dieser bezeichnete Kimmels Verhalten als „einige der kranksten Handlungen überhaupt“ und drohte mit möglichen Maßnahmen der Behörde.
Druck von Nexstar und Sinclair
Doch nicht nur die Politik spielte eine Rolle. Auch die beiden größten Sendergruppen der USA, Nexstar und Sinclair, machten Druck. Nexstar kündigte an, Kimmels Show in allen ABC-Partnerstationen ab sofort zu ersetzen, da man seine Kommentare zum Mord an Kirk „aufs Schärfste ablehne“.
Kurz darauf zog auch Sinclair nach und erklärte, „Jimmy Kimmel Live!“ solange nicht mehr zu senden, bis es ein Gespräch über „Professionalität und Verantwortlichkeit“ gebe.
Sinclair forderte sogar eine öffentliche Entschuldigung Kimmels gegenüber der Familie Kirk sowie eine „bedeutende Spende“ an Turning Point USA, die Organisation, die Kirk gegründet hatte.
Medienpolitik im Hintergrund
Die Absetzung ist nicht nur eine Reaktion auf einen einzelnen Kommentar, sondern auch Teil eines größeren Machtspiels. Sowohl Nexstar als auch Sinclair drängen die FCC seit Jahren, Besitzgrenzen für lokale TV-Sender zu lockern.
Aktuell versucht Nexstar zudem, für mehrere Milliarden Dollar das Unternehmen Tegna zu übernehmen. Hier ist man auf die Genehmigung der FCC angewiesen und Nextstar könnte davon profitieren, der republikanisch geführten Behörde nach dem Mund zu reden.
Auch Disney selbst ist auf ein gutes Verhältnis zur Trump-Regierung angewiesen. Der Konzern wartet unter anderem auf grünes Licht für den Einstieg der NFL bei ESPN. In diesem Kontext dürfte man jede unnötige politische Konfrontation vermeiden wollen.
Kann „Jimmy Kimmel Live!“ zurückkehren?
Ob Kimmel bald wieder auf Sendung geht, ist unklar. Der Moderator machte hinter den Kulissen deutlich, dass er sich nicht entschuldigen werde und weiter bereit sei, Donald Trump und dessen Anhänger zu kritisieren. Damit steht er im direkten Konflikt mit den Interessen seiner Sendergruppe und Disney.
Offiziell spricht ABC bislang nur von einer „Pause auf unbestimmte Zeit“. Doch sollte sich der Druck durch Nexstar, Sinclair und die FCC weiter erhöhen, könnte die Show dauerhaft abgesetzt werden.
Möglich ist auch eine Rückkehr in veränderter Form – doch dann würde Disney vermutlich Einschränkungen von Kimmel verlangen, zu denen dieser nicht bereit sein dürfte.