Kino

"The Banshees of Inisherin" Kritik: Ein tragischer (Auf)schrei nach Liebe

In "The Banshees of Inisherin" bringt Martin McDonagh das kongeniale Duo Colin Farrell und Brendan Gleeson das erste Mal nach „Brügge sehen… und sterben“ wieder zusammen – und liefert eine tragikomische Anti-Buddy-Geschichte ab.

The Banshees of Inisherin
Colin Farrell und Brendan Gleeson sind in "The Banshees of Inisherin" endlich wieder vereint! Foto: Searchlight Pictures/Walt Disney

Ein erster Blick durch das geschlossene Fenster lässt das Unheil schon erahnen: Als Pádraic Súilleabháin (Colin Farrell) seinen besten Buddy Colm Doherty (Brendan Gleeson) zum alltäglichen ersten Pint im Pub ihres Vertrauens abholen möchte, sitzt dieser wie eine versteinerte Silhouette in seinem entlegenen Strandhaus und zeigt keine Regung. Das mag im Jahr 1923 alles andere als unüblich sein, gerade wenn auf der benachbarten irischen Hauptinsel gerade die Bomben des Bürgerkrieges in der Ferne zünden. Doch auf der entlegenen Insel Inisherin reicht schon die Funkstille zwischen zwei befreundeten Männern, um die Gemeinde in Alarmstimmung zu versetzen.

Während Pádraic in seiner Gutmütigkeit noch rätselt, welche Laus seinem besten Kumpel wohl über die Leber gelaufen sein könnte, macht lässt Colm im Pub dann endgültig die Bombe platzen: "Du hast nichts gemacht, aber ich mag dich einfach nicht mehr!" Ein Statement, wie die Schock-Diagnose eines Internisten, die Pádraic zwar einerseits in Mark und Bein trifft, die er so aber natürlich nicht stehen lassen kann. Und so beginnt ein fast schon absurd-grotesker, teilweise auch sehr witziger, teilweise auch sehcr nachdenklich stimmender Film, der nicht nur durch seine wunderbare Inszenierung punkten kann, sondern natürlich auch durch seine beiden Hauptdarsteller.

"The Banshees of Inisherin": Eine dünne Prämisse wird zu einem vielschichtigen Film

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Siobhan (Kerry Condon) ist eine der zentralen Figuren im Freundesstreit. Foto: Searchlight Pictures/Walt Disney

Zwar mag der britische Autor und Regisseur Martin McDonagh mit „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ seinen bisher wohl größten kommerziellen Erfolg gefeiert haben, doch tatsächlich war es die wunderbare Chemie zwischen Colin Farrell und Brendan Gleeson, die McDonaghs bisher beste Regiearbeit in „Brügge sehen… und sterben“ ausgezeichnet hat. Knapp 14 Jahre später ist das kongeniale Duo in „The Banshees of Inisherin“ wieder vereint und macht gleich in den ersten Filmminuten klar, warum wir sie so schmerzlich vermisst haben. Dabei ist die Prämisse des Films eigentlich richtig dünn: Colm mag seinen einstmals besten Freund Pádraic nicht mehr, doch der will das nicht akzeptieren. Was McDonagh und seine beiden Co-Stars draus machen, ist jedoch genau das, was den Reiz von „The Banshees of Inisherin“ ausmacht.

Denn wie es eben so ist, ist die Nachricht um die zerbrochene Freundschaft zwischen Colm und Pádraic schnell „the talk of town“. Pádraics Schwester Siobhan, großartig gespielt von Kerry Condon, die ihren etwas simplen gestrickten Bruder so gut es geht unterstützt und dabei ihren eigenen Lebensplan gerne hintenan steht, ist wie viele andere Dorfbewohner nicht unbedingt überrascht davon, warum der musikalisch-bewanderte und griesgrämige Colm mit seinem jungen Kumpel nicht schon viel früher „Schluss“ gemacht hatte. Was folgt, ist Eskalationsstufe um Eskalationsstufe: Pádraic weiß nicht so Recht, wohin mit dem angestauten Frust und der plötzlichen Ignoranz des Menschen, der als ein gefestigter Anker seines banalen Landlebens gestanden hatte und Colm sieht sich als selbstisolierter Eigenbrödler mit musikalischen Ambitionen, der von der Hartnäckigkeit seines jungen Freundes überrascht ist und ein selbstzerstörerisches Exempel an ihm statuieren will.

"The Banshees of Inisherin": Literarische Akzente und scharfsinnige Dialoge

The Banshees of Inisherin
Wer ist hier der größere Esel? Foto: Searchlight Pictures/Walt Disney

Wie eine Lawine, die ins Rollen kommt und nicht zu stoppen ist, zieht auch McDonagh äußerst geschickt den dramaturgischen Faden seines Films: Neben den scharfen und teilweise humorvollen Dialogen bilden die wunderschönen weitläufigen Landschaften Irlands einen Kontrapunkt für die hitzigen Wortgefechte, die sich langsam, aber sicher in immer hitzigere Wendungen entladen. Fast schon literarisch wirken Figuren wie Barry Keoghans Dominic, ein misshandelter „Dorftrottel“, der die langsame Wandlung von Pádraic kritisch beäugt und Sheila Filtton als Mrs. McCormick, die als leibhaftige Banshee auch das Schicksal unserer beiden Hände steuert.

Eine "Banshee“ ist nämlich ein weiblicher Geist aus der keltischen Sagenwelt, der den Tod eines Familienmitglieds ankündigt. Und bei allem komödiantischen Potenzial sind es gerade die tragikomischen Elemente, die aus „The Banshees of Inisherin“ einen wirklich sehenswerten und auch ungewöhnlichen Film machen, der die Vielschichtigkeit von Autor und Regisseur Martin McDonagh ein weiteres Mal eindrucksvoll unter Beweis stellt.

"The Banshees of Inisherin" startet voraussichtlich am 05. Januar 2023 in den deutschen Kinos. Wir haben den Film bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig gesehen. Einen Trailer zum Film seht ihr hier:

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