„Star Wars“: Die Originalfassung kehrt zurück – und sie ist schrecklich
George Lucas nahm nach Kinostart immer neue Anpassungen an „Star Wars“ vor. Das ärgerte Fans, doch die Rückkehr der Ursprungsfassung gibt Lucas recht.

Im Sommer 1977 standen Filmfans in den USA in langen Schlangen auf der Straße, um eines der begehrten „Star Wars“-Kinotickets zu ergattern. Die Begeisterung für die Science-Fiction-Franchise hält bis heute an, doch mittlerweile wissen immer weniger Leute, wie der Film aussah, der Ende der Siebziger weltweit in den Kinos startete.
Denn auch wenn „Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung“ (damals noch unter dem Titel „Krieg der Sterne“ gestartet) problemlos im Stream auf Disney+ oder auf Blu-ray zur Verfügung steht, handelt es sich eben doch nicht um die Originalfassung des Films. Regisseur George Lucas ließ es sich nicht nehmen, nach der Veröffentlichung noch Anpassungen vorzunehmen. So entstand aus seiner Sicht die perfekte Version von „Star Wars“, während Fans der ersten Stunde die Ursprungsfassung zurücksehnten, mit der ihre Liebe für „Star Wars“ begann.
Für Nostalgie dieser Art hat Lucas jedoch kein Verständnis. Im Jahr 2004 sprach er sich deutlich gegen eine Wiederveröffentlichung der Originalfassung aus. „Es tut mir leid, dass ihr einen halbfertigen Film gesehen und euch in ihn verliebt habt“, so Lucas. Tja, diese Liebe erhielt nun doch noch eine zweite Chance, denn nach über 40 Jahren wurde „Star Wars“ erstmals wieder in seiner Urform gezeigt.
Das Fazit: Gar nicht mal so gut
Die vom British Film Institute organisierte Veranstaltung wurde durch eine kurze Ansprache von Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy eingeleitet. Es handelte sich also durchaus um ein offizielles Screening, wobei nicht damit zu rechnen ist, dass diese „Star Wars“-Fassung demnächst bei Disney+ erscheint.
Eine dauerhafte Rückkehr wäre auch mit kostspieligen Restaurierungsarbeiten verbunden, denn nach der aktuellen Vorführung in London waren sich alle Anwesenden einig: Der Film sieht schrecklich aus!
„Ein schroffes, schmuddeliges, solide zusammengezimmertes Spektakel“
Wer sich „Star Wars“ auf Disney+ ansieht, erkennt problemlos Szenen, die unmöglich so schon im Jahr 1977 existiert haben können. Vor allem der Auftritt von Jabba dem Hutten und weitere CGI-Aliens stechen optisch heraus – auch, weil die Animationen aus heutiger Sicht schon wieder sehr veraltet sind.
Doch tatsächlich gingen Lucas’ nachträgliche Anpassungen viel tiefer, als es die meisten Fans bisher angenommen haben. Eine der Personen, die die Ursprungsfassung nun noch einmal zu Gesicht bekommen durfte, war der Meinung, der Film wirke „eher wie ein Kostümfest als wie ein großes Science-Fiction-Epos“. Kostüme waren klarer als Kostüme zu erkennen, die Computer im Todesstern sahen plötzlich aus wie Holzplatten mit aufgemalten Knöpfen.
Es ist eine liebevolle Kritik, und für Fans war es zweifellos ein Ereignis, „Star Wars“ doch (noch) einmal auf diese Art und Weise zu erleben. Aber man sieht die Ursprungsfassung, die seit Jahrzehnten von Puristen verlangt wird, nun auch in einem neuen Licht.
Als filmisches Relikt funktioniert „Star Wars“ in der damaligen Form vielleicht noch, aber als Teil der seitdem stetig gewachsenen Saga und gemessen am heutigen Sehverhalten des Publikums hatte George Lucas vielleicht gar nicht so Unrecht mit seinen Anpassungen – auch wenn Han in einer perfekten Welt weiterhin zuerst schießen sollte.