Neue Verfilmung, gleicher Look: Darum wird die „Harry Potter“-Serie genauso aussehen wie die Filme
„Harry Potter“-Fans haben eine genaue, von den Filmen geprägte Vorstellung davon, wie die Zaubererwelt aussieht. Daran wird die HBO-Serie nicht rütteln.

Vier Jahre ist es mittlerweile her, dass die Pläne für eine „Harry Potter“-Serie erstmals von HBO verkündet wurden. Die Ankündigung stieß auf gemischte Reaktionen.
Während manche es für zu früh halten, die gerade erst fürs Kino verfilmten Romane schon wieder zu adaptieren, kritisierten andere ganz allgemein die Entscheidung, die Werke von Joanne K. Rowling in irgendeiner Form zu verwenden oder zu bewerben, nachdem Rowlings Ruf durch ihre starke Anti-Haltung zum Thema Transsexualität in den letzten Jahren schwer gelitten hat.
All dem zum Trotz laufen in Großbritannien mittlerweile die Dreharbeiten zur ersten Staffel, die die Geschichte aus „Harry Potter und der Stein der Weisen“ erzählt. Die Besetzung wurde zum größten Teil verraten, nur der Darsteller von Voldemort bleibt noch ein Geheimnis – vielleicht, um Tom Felton nicht jede Hoffnung zu nehmen, doch noch irgendwie Teil des nächsten großen Potter-Projekts zu werden.
Back to the 90s
Auch erste Fotos vom Set sind aufgetaucht, und insgesamt entsteht der Eindruck, dass die ganze Produktion unter dem Motto „so anders wie nötig, so gleich wie möglich“ läuft. Die Handlung wurde, der Vorlage folgend, in die Neunzigerjahre verlegt, was man jedoch allein in der Welt der Muggel an Frisuren, Kleidungsstil und Autos erkennen kann.
Die Darstellerinnen und Darsteller sehen vielleicht nicht ganz genau so aus wie ihre Vorgänger:innen, beim Design der Kostüme orientierte man sich aber deutlich an denen aus der Filmversion.
Und dann gibt es noch die offensichtlichen Ähnlichkeiten, etwa dieselbe Schriftart für das „Harry Potter“-Logo oder die Umrisse von Hogwarts bei der ersten Ankündigung der Serie, die ebenfalls aus den Verfilmungen stammen. Die „Harry Potter“-Serie existiert, weil Warner Bros. mehr Geld mit der Welt von Hogwarts verdienen will, und Spin-offs sind offensichtlich nicht so gefragt, wie die „Phantastische Tierwesen“-Filme zeigen.
Die Erklärung, dass sich die Romane, gerade die späteren dicken Wälzer, in Serienform besser adaptieren lassen, ergibt zwar grundsätzlich Sinn, aber da sich kaum ein „Potter“-Fan jemals über die bisherigen Verfilmungen beschwert hat, ist klar: Hier soll einfach Content erstellt werden. Und dabei achtet man genau darauf, dass am Look der Zauberwelt so wenig wie möglich verändert wird.
Eure Heiligtümer-Tattoos könnt ihr behalten
Eine Neuverfilmung mit einem neuartigen, kreativen Ansatz ließe sich leichter rechtfertigen, würde für Warner Bros. aber für finanzielle Probleme sorgen.
Mit Merchandise und Freizeitparks wurde in der Vergangenheit schon so viel Geld verdient, und daran soll sich auch zukünftig nichts ändern. Nur: Wären die Filme und die Serie zu unterschiedlich, müsste man von allen Figuren, Shirts, Trinkflaschen und Süßigkeiten zwei unterschiedliche Versionen herstellen.
Oder, noch schlimmer: Die bereits hergestellten Produkte mit Film-Look könnten plötzlich in der Gunst der Fans sinken. Dem entgeht man, wenn alle Produkte dadurch aktuell bleiben, dass Ron, Harry, Hermine und Co. ziemlich genau so aussehen wie früher – bei den Gesichtern haben sich Spielzeuge ja eh schon immer Freiheiten erlaubt.
Neue Darsteller in alten Kostümen

Auch die „Harry Potter“-Freizeitparks sollen so bleiben, wie sie sind. Zwar wird gelegentlich mal eine Attraktion gegen eine andere ausgetauscht, aber soll die Fassade von „Harry Potter and the Escape from Gringotts“ in den Universal Studios komplett erneuert werden, nur weil HBO eine stilistische Änderung vorschwebt? Sicher nicht!
Das erste Set-Bild von Nick Frost als Hagrid unterstützt diese (gar nicht mal so) steile These. Grundsätzlich sehen Frost und der mittlerweile verstorbene Robbie Coltrane sehr anders aus, aber im Kostüm wirkt es so, als würde Frost im Hagrid-Cosplay die ComicCon besuchen. Auch hier: Hervorragend für die Spielzeugindustrie.
Der Snape-Einwand

Nun könnte man natürlich sagen, dass sich die Serie mit dem Casting von Paapa Essiedu als Severus Snape doch sehr deutlich von den Filmen abhebt, immerhin ist Essiedu ein schwarzer Schauspieler und somit zwangsläufig klar von Alan Rickmans Snape zu unterscheiden.
Das ist alles korrekt, aber: Für die Welt des Merchandisings ist das eigentlich egal. Snape-Merch ist rar gesät und daher darf sich Warner Bros. hier größere Freiheiten erlauben. Gleiches gilt für die Dursleys, die auf den ersten Setbildern optisch und modisch ganz anders aussehen als in den Filmen, und für große Teile der Hogwarts-Belegschaft.
Allein das Design von Harry, Hermine, Ron, Hagrid, Dumbledore, Hedwig, Hogwarts selbst, dem Hogwarts-Express und den verschiedenen Häusern in Hogwarts darf höchstens minimal angepasst werden.
Franchise statt Fantasie
Natürlich wird die „Harry Potter“-Serie keine 1:1-Kopie der Filme sein, durch die längere Laufzeit sind Änderungen unumgänglich und ja eigentlich auch der einzig positive Aspekt des Neustarts.
Doch über allen schwebt Warner Bros. und achtet penibel darauf, dass in der Welt von Harry Potter nichts passiert, was einen überraschen könnte – und das klingt nicht besonders magisch.