„Mission: Impossible 8“: Schlaftablette statt Actionhighlight – Ethan Hunt hat ein besseres Ende verdient
Auf den letzten Metern kommt die „Mission: Impossible“-Reihe ins Straucheln und setzt zu wenig auf den Spaß der Vorgänger.

Die „Mission: Impossible“-Reihe machte in den letzten Jahrzehnten mehrere große Änderungen durch und erfand sich dabei stets neu. Der Auftakt der Reihe war noch geprägt von der Serienvorlage „Kobra, übernehmen Sie“, „M:I 2“ von John Woo ging stilistisch völlig neue Wege und wird von den meisten Fans beim Rewatch-Marathon direkt übersprungen.
Mit „Mission: Impossible 3“ feierte J. J. Abrams sein Spielfilm-Debüt, der zu diesem Zeitpunkt vor allem durch die Agentenserie „Alias“ von sich reden machte. Wenig überraschend erinnert der Film deshalb auch stark an „Alias“, ist ernster, düsterer und bot mit Philip Seymour Hoffman den besten Bösewicht der Reihe.
No Time for Love, Mr. Cruise

Nach drei völlig unterschiedlichen Filmen begann dann mit „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ ein neues „M:I“-Zeitalter. Der Ton war lockerer, die Action waghalsig und kreativ.
Auch Ethan Hunt erlebten wir anders als zuvor. Während Tom Cruises Ruf in Deutschland vor allem durch seine Verbindungen zu Scientology litt, war es in den USA die berüchtigte PR-Tour zu „Mission: Impossible 3“, die ihn zum Gespött machte. Seine öffentlichen Liebesbekundungen für Katie Holmes, die er auf einem Sofa hüpfend von sich gab, beendeten seine Zeit als Herzensbrecher mit Sexappeal.
Seitdem tun Filme gut daran, voll auf Cruises Charisma und seine Affinität zu atemberaubenden Stunts zu setzen. Filme, in denen Cruise als begehrenswert dargestellt wird, floppen – „Barry Seal – Made in America“ und „Die Mumie“ sind zwei prominente Beispiele.
Die Frau von Ethan Hunt, in „Mission: Impossible 3“ noch eine wichtige Figur, wurde anschließend schnell aus der Franchise entfernt. Ethans Herz schlägt seitdem nur noch für sein Team und innige Umarmungen mit den weiblichen Teammitgliedern sind das höchste der Gefühle.
Hansdampf in allen Gassen

Letztendlich tat es „Mission: Impossible“ gut, Ethan Hunt so zu überarbeiten, dass die Filme nicht mit Jason Bourne oder James Bond verglichen werden können. Ethan Hunt ist keine grüblerische, rachsüchtige Figur, sondern ein Übermensch mit Herz. Vielleicht nicht interessant, aber sympathisch, und wenn er in „Mission: Impossible – Fallout“ als „lebende Manifestation des Schicksals“ bezeichnet wird, klingt das aus dem Kontext gerissen zwar recht albern, aber im Film zweifelt man nicht an dieser Aussage.
Teil 4 bis 6 von „Mission: Impossible“ lieferten Spaß und Spannung auf so hohem Niveau, dass sämtliche Superlative gerechtfertigt waren.
Wo bleibt der Spaß, Tom?

Mit „Mission: Impossible – Dead Reckoning“ erreichte die Reihe den Anfang vom (angeblichen) Ende. Die Aufteilung in zwei Filme zeigte es schon – hier erwartete Ethan und sein Team die bisher größte Mission. Für das Publikum war das aber natürlich zweitrangig, denn bei „Mission: Impossible“ war stets der Weg das Ziel, und die Jagd auf irgendeinen MacGuffin nur Mittel zum Zweck.
Genau das wurde „Dead Reckoning“ und nun auch „The Final Reckoning“ zum Verhängnis. Viel zu viel Zeit wird verschwendet, um klarzustellen, wie viel bei dieser Mission auf dem Spiel steht. Die erste Stunde des knapp dreistündigen „The Final Reckoning“ ist nicht viel mehr als eine große Overtüre, die uns einerseits durch eine Clipshow an andere, bessere „Mission: Impossible“-Filme erinnert und dann immer und immer wieder klarstellt, wie brenzlig die Lage ist und wie schlecht die Chancen für Ethan und sein Team stehen.
Allerdings stehen eigentlich in jedem „Mission: Impossible“-Film Millionen Menschenleben auf dem Spiel. Anders ist jetzt nur, dass plötzlich der Spaß heruntergeschraubt wurde und man eine gefühlte Ewigkeit warten muss, bis der Film seine Stärken ausspielt und auf Action der Extraklasse setzt.
Hätte man bloß nach „Fallout“ aufgehört

Die beiden großen Actionszenen mit Tom Cruise sind auch für sich genommen sehr gut. Sie kommen nur zu spät, und wenn man sich 90 Minuten lang fragt, wann es denn nun endlich so richtig losgeht, dann fällt es einem schwer, direkt in den Nervenkitzel-Modus zu wechseln.
„The Final Reckoning“ hat seine starken Momente, auch in den weniger spektakulären Szenen. Dennoch ist es ärgerlich, dass der Film, der als großes Finale dienen soll, die Stärken der Reihe so missversteht. Logisch oder realistisch waren die Filme nie, aber der schiere Unterhaltungswert, die handgemachte Action und die kreativen Spielereien, die oft an Zaubertricks erinnerten, machten es schwer, Ethan Hunts Abenteuer zu kritisieren.
Nun ist „The Final Reckoning“ kein Ende mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern – und auf den letzten Metern wird „Mission: Impossible“ etwas, das bisher wirklich unmöglich schien: langweilig.