„Karate Kid – Legends“: Starke Neuerungen & schwache Comebacks – Kritik
Mit „Karate Kid: Legends“ werden die Universen des Originals und des Reboots vereint. Die Nostalgie ist jedoch die Schwäche des Films.

„Karate Kid“ ist zurück! Diese Nachricht bringt Fans des 80er-Jahre-Kinos vielleicht kurz zum Jubeln, doch die Vorfreude sollte schon an dieser Stelle getrübt werden. „Karate Kid: Legends“ ist nämlich vor einem eine Fortsetzung des „Karate Kid“-Reboots mit Jackie Chan und Jaden Smith aus dem Jahr 2010, wobei der Film überwiegend auf eigenen Beinen steht und vor allem als Neuanfang der Reihe für eine neue Generation fungiert.
Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, aber wie schon bei „Ghostbusters: Legacy“ verspricht Sony im Marketing ein wenig zu viel. Damals wurde groß mit den Original-Ghostbusters geworben, die im fertigen Film dann nur einen kurzen Cameo-Auftritt am Ende des Films hatten.
In „Karate Kid: Legends“ wäre es auch ratsam gewesen, die Rückkehr von Ralph Macchio als Daniel LaRusso als Überraschung innerhalb des Films aufzuheben. Die Rolle des ersten Karate Kids ist zwar schon etwas größer, aber tatsächlich dauert knapp eine Stunde, bis Macchio für die letzte halbe Stunde des Films auftaucht. Wer gezielt für ihn ins Kino geht, was nach dem Erfolg von „Cobra Kai“ auf Netflix nur verständlich wäre, dürfte ohne angepasste Erwartungshaltung ein wenig enttäuscht sein.
Vom Sensei zum Schüler

Unglücklicherweise ist das letzte Drittel des Films, in dem sich Jackie Chan und Ralph Macchio endlich als Sensei zusammentun, auch der Schwachpunkt der Geschichte. Davor bringt „Karate Kid: Legends“ mit dem Fokus auf Ben Wangs Li frischen Wind in die Franchise.
Nachdem Li mit seiner Mutter von Shanghai nach New York zieht, verliebt er sich schnell in Mia, ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Leider ist Mias Exfreund Conner ein fieser Karate-Kämpfer, der Li das Leben zur Hölle machen will – so weit, so „Karate Kid“. Neu ist allerdings, dass Li bereits Kung-Fu beherrscht und auch nicht so unsicher ist wie Daniel LaRusso oder der Parker vor ihm.
So sucht er auch nicht nach einem Lehrmeister – er wird selbst zum Lehrer. Mias Vater Victor, ein früherer Boxer, schuldet nämlich den falschen Leuten Geld. Ein letzter Boxkampf soll das benötigte Geld einbringen, doch Victor ist eingerostet und kann es mit der jungen Konkurrenz nicht aufnehmen. Da kommt Li mit seinen Kung-Fu-Kenntnissen gerade recht.
Dadurch geht „Karate Lid: Legends“ neue Wege und verwandelt sich kurzzeitig in „Kung-Fu Dad“, doch leider wird der Film dann doch noch von der Last der Erwartungen erdrückt. Von „Karate Kid“ erwartet man schließlich Sensei, unorthodoxe Trainingsmethoden und ein großes Turnier am Ende.
Und so wird all das mehr schlecht als recht in die letzte halbe Stunde gepresst. Damit Li ein anstehendes Karateturnier gewinnen kann, wird er von Mr. Han und Daniel LaRusso gemeinsam unterrichtet, deren Verbindung zueinander recht clever zu Beginn des Films erklärt wird.
Training im Schnelldurchlauf

Aus diesem letzten Teil des Films hätte man sicher eine gute, eigene Fortsetzung machen können, aber jetzt geht alles zu schnell. Man rast durch die Lektionen, ohne dabei große Fortschritte zu sehen, dann werden die meisten Stationen des Turniers übersprungen, um kurz vor dem Abspann den Endkampf zu erreichen.
Das fühlt sich kaum befriedigend an – auch, weil Li von Anfang an deutlich talentierter und emotional gefestigter ist als seine Vorgänger. Es ist allerdings den ganzen Film über schon auffällig, dass Li es dank Kung-Fu problemlos mit zahlreichen Erwachsenen aufnehmen kann – dem Karate-Profi Connor aber haushoch unterlegen ist. Ist Karate in diesem Film-Universum wirkungsvoller als Kung-Fu? Es scheint fast so.
Gute Unterhaltung mit Luft nach oben
Es überrascht vielleicht, dass gerade der Aspekt, der im Voraus groß beworben wurde – das Aufeinandertreffen von Jackie Chan und Ralph Macchio – letztendlich am meisten enttäuscht.
Dafür ist aber immerhin die erste Stunde erzählerisch rund und äußerst kurzweilig. Die Zukunft der „Karate Kid“-Reihe hat Potenzial, wenn man sich mehr von den bekannten Figuren und dem immer gleichen Aufbau löst. Das gelingt hier immerhin schon zeitweise und sollte gerade für Newcomer interessant genug sein.