Will Smith in Hamburg: Zwischen Nostalgie und Übersetzungspannen – Konzertbericht vom 13. Juli 2025
Früher war Will Smith der König des Kinosommers. Jetzt kommt er stattdessen persönlich vorbei und sorgt für familienfreundliche Unterhaltung.

Auf anderen Konzerten fließt das Bier in rauen Mengen, doch beim Stadtpark Open Air am 13. Juli in Hamburg verdiente man sich stattdessen mit Regencapes eine goldene Nase. Mit Mischpult und Coverversionen sollte Beginner Soundsystem dem Publikum einheizen, was bei strömendem Regen jedoch verlorene Liebesmüh darstellte.
Es waren nicht die besten Voraussetzungen – nach „Miami“ oder „Summertime“ fühlte es sich kurz vor Konzertbeginn nicht an. „Gettin’ Jiggy Wit It“? So nicht, Herr Smith! Doch glücklicherweise verschwand mit der Vorband auch der Regen, und die Erleichterung war den Anwesenden deutlich anzumerken.
„Bienvenidos a Miami“

Doch wer geht im Jahr 2025 überhaupt noch zu einem Will-Smith-Konzert? Junge Hip-Hop-Fans sucht man im Hamburger Stadtpark am Sonntagabend vergebens, stattdessen tummelt sich die Generation 40 Plus vor der Bühne – Fans der ersten Stunde, die sicher nicht wegen Smiths neuestem Album „Based on a True Story“ hier sind, sondern aus reiner Nostalgie.
Überdimensionale Fold-Smartphones werden in die Höhe gestreckt, um in einem gottlosen 1:1-Bildformat Videos von Smith zu machen, der gleich zu Beginn zwei seiner größten Hits zum Besten gibt. Ein starker Start – doch was jetzt?
Greatest Hits für die Fans von damals
Glücklicherweise scheint Smith klar zu sein, dass das Publikum vor allem an ihm und weniger an seiner neuen Musik interessiert ist. Wenn dann doch mal ein aktuelles Lied angestimmt wird, fällt die Stimmung spürbar ab – mitsingen kann hier niemand.
Doch Smith versteht es als Stimmungsmacher, die Laune schnell wieder zu heben. Mit einem Medley aus „Switch“ von seinem 2005er-Album „Lost and Found“ und „The Fresh Prince of Bel-Air“ beginnt ein längerer Rückblick auf Smiths frühen TV-Erfolg.
Und so stimmt Smith mit „It’s Not Unusual“ – nicht zum letzten Mal an diesem Abend – ein Lied an, das irgendwie mit seiner Karriere verknüpft ist, allerdings eigentlich nicht von ihm stammt. Gemeinsam mit seinen Tänzerinnen ruft er das Publikum dazu auf, den Carlton-Dance zu tanzen – mit bescheidenem Erfolg. Geklatscht und gejubelt wird auf Aufforderung gerne, aber alle weiteren Interaktionen werden von den Anwesenden lächelnd ignoriert.
„So habe ich das aber nicht gesagt!“

An der Sprachbarriere liegt es nicht, das Publikum reagiert lautstark auf jeden von Smiths Sätzen. Dennoch bringt Smith gelegentlich eine Übersetzerin auf die Bühne, was für eine bizarre Situation sorgt.
So erzählt Smith beispielsweise vom verstorbenen James Avery, der in „Der Prinz von Bel-Air“ den Onkel Phil gespielt hat. Daraufhin reagiert das Publikum, nur um dann eine mehr schlecht als recht übersetzte Version des eben schon gehörten Satzes abzuwarten.
Smith scheint selbst zu merken, dass er sich diese Mittelsfrau hätte sparen können. So wundert er sich darüber, dass „Old School Hip-Hop“ in Deutschland scheinbar ebenfalls „Old School Hip-Hop“ heißt und stellt klar: „I didn’t say it like that!“, als die Übersetzerin drei Versuche braucht, um Smiths recht simple Erzählungen zu übersetzen.
Smith liefert das, was man erwartet

Nach knapp 90 Minuten ist die große Will-Smith-Show dann auch schon wieder vorbei, mit „Wild Wild West“ und „Men in Black“ hat Smith gegen Ende noch zwei musikalische Highlights zu bieten.
Und „Pretty Girls“, Smiths jüngst gescheiterter Versuch, mit einem Sommerhit die Charts zu stürmen, kennen dann doch scheinbar genügend Leute – oder die Stimmung war mittlerweile einfach gut genug, dass auch neue Lieder dankbar angenommen wurden.