„Drachenzähmen leicht gemacht“: Warum jeder die Live-Action-Verfilmung gesehen haben sollte! | Kritik
Mit „Drachenzähmen leicht gemacht“ kommt wohl eines der besten – wenn nicht sogar das beste – Live-Action-Remake seit langem in die Kinos. Warum ihr den Film unbedingt schauen solltet!

Für einige von uns war „Drachenzähmen leicht gemacht“ ein fester Bestandteil der Kindheit – umso größer die Aufregung, als bekannt wurde, dass das beliebte Animationsabenteuer als Realverfilmung zurückkehrt. Doch die anfängliche Euphorie schlug schnell in Skepsis um: Kritische Stimmen bemängelten Casting-Entscheidungen oder stellten die Notwendigkeit eines Remakes grundsätzlich infrage. Jetzt, da der Film auf der großen Leinwand zu sehen ist, bleibt die Frage: gerechtfertigte Kritik – oder voreiliges Urteil?
„Drachenzähmen leicht gemacht“: Was bedeutet es, mutig zu sein?
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Hicks (Mason Thames), der schmächtige Sohn des mächtigen Stammesführers Haudrauf (Gerard Butler). Von seinem Vater nie ganz ernst genommen, versucht Hicks immer wieder, sich in der rauen Wikingerwelt zu beweisen – besonders, als sein Dorf von Drachen bedroht wird. Was wie eine klassische Coming-of-Age-Geschichte beginnt, entfaltet sich zu einem tief berührenden Drama über Selbstfindung, Empathie und die Frage, was es wirklich bedeutet, stark zu sein.
Eines Tages fängt Hicks den seltensten Drachen überhaupt – einen Nachschatten – sein Vater glaubt ihn dies jedoch nicht. Also macht der Teenager sich mit dem Plan, den Drachen zu erlegen, heimlich auf dem Weg zu dem Absturzort. Der Moment, in dem Hicks den verletzten Nachtschatten – später „Ohnezahn“ genannt – findet, markiert den Wendepunkt der Erzählung. Statt ihn zu töten, entwickelt er Mitgefühl und beginnt, den Drachen zu pflegen. Die Beziehung, die sich aus dieser Entscheidung entwickelt, ist keine simple Mensch-und-Tier-Freundschaft, sondern ein leiser Aufruf zu Verständnis und Toleranz gegenüber dem Unbekannten.
Die Live-Action-Inszenierung unterstreicht diese Emotionalität mit beeindruckenden Bildern. Besonders der erste Flug von Hicks auf Ohnezahn ist ein Gänsehautmoment, der durch die atemberaubende Kameraführung und einen eindringlichen Soundtrack eine fast magische Wirkung entfaltet. Man spürt förmlich, wie sich eine neue Welt für Hicks öffnet – und zeitgleich für uns alle.
Thematisch wie visuell gelungen
Doch es ist nicht nur die visuelle Umsetzung, die überzeugt. Auch thematisch trifft der Film einen Nerv: Hicks will dazugehören, will seinem Vater gefallen, will kein Außenseiter mehr sein. Und seien wir mal ehrlich: Wer kennt dieses Gefühl nicht? Wir alle haben uns schon einmal verstellt, um gemocht zu werden. Sei es für unsere Familie, Freunde oder eine:n Partner:in.
Haudrauf meldet seinen Sohn für den Drachenunterricht an, wo er endlich lernen soll, die Tiere zu erlegen. Als er sich hierbei jedoch nicht gut anstellt, wird er von den anderen Schülern aus seinem Jahrgang – darunter sein Schwarm Astrid (Nico Parker), das „Juwel“ ihrer Generation – ausgelacht und ausgegrenzt. Je näher er Ohnezahn jedoch kommt, umso mehr erfährt über die Schwächen und Vorlieben der Drachen. Er nutzt dieses Wissen im Unterricht und wird dadurch von einem Tag auf den anderen Spitzenschüler. Er „besiegt“ Woche für Woche jeden Drachen und erhält am Ende des Jahres sogar den Titel des Top-Drachenjägers. Zum ersten Mal erfährt Hicks, wie sich väterlicher Stolz anfühlt, doch die Freude hierüber hält nur kurz. Schließlich ist er eigentlich gar nicht die Person, für die sein Vater ihn nun hält. Außerdem muss er als Top-Drachenjäger eines der Tiere töten – Hicks größter Albtraum. Er plant gemeinsam mit Ohnezahn zu fliehen, wird dann jedoch von Astrid überrascht. Diese droht sein Geheimnis zu verraten, doch als er sie zwingt mit ihm und Ohnezahn zu fliegen, erkennt auch sie, dass Drachen nicht das sind, für das sie sie gehalten hat. Ohnezahn führt die beiden zum Drachennest – einem Ort, den die Stammesführer von Berk seit Ewigkeiten suchen. Astrid will dieses Wissen zunächst zu ihrem Vorteil nutzen, doch Hicks überredet sie dazu, den Koordinaten des Ortes geheim zu halten.
Als Hicks seinen stolzen Vater bei der Drachentötung offen konfrontiert und sich weigert, den Drachen zu erlegen, ist das kein kindlicher Trotz, sondern ein Akt von echtem Mut. Der Film zeigt, wie gefährlich es sein kann, sich für andere zu verbieten – und wie befreiend es ist, wenn man beginnt, sich selbst treu zu bleiben. Hicks versucht, seinen „Gegner“ zu zähmen. Das funktioniert auch ganz gut – zumindest bis Haudrauf sich einmischt und den Drachen aufschreckt. Ohnezahn spürt, dass Hicks in Gefahr ist und fliegt zu ihm. Dort wird er dann jedoch von den Dorfbewohnern festgenommen und gefesselt. Es kommt zum Bruch zwischen unserem Helden und seinem Vater, der sich mit einem gefesseltem Ohnezahn im Gepäck auf dem Weg zum Drachennest macht. Der darauffolgende Showdown – emotional wie actionreich – treibt die Geschichte zu einem dramatischen Höhepunkt, bei dem der Film kein Blatt vor den Mund nimmt: Verlust, Angst, Hoffnung und Versöhnung – alles findet hier seinen Platz. Besonders bewegend ist das Ende: Als Hicks schwer verletzt erwacht und erkennt, dass Drachen nun zu Berk gehören, sehen wir, wie viel er erreicht hat – nicht durch Gewalt oder Anpassung, sondern durch Mitgefühl und den Mut, anders zu sein.
„Drachenzähmen leicht gemacht“: Lohnt sich der Kinobesuch?
„Drachenzähmen leicht gemacht“ ist zusammengefasst, also nicht nur eine gelungene Live-Action-Verfilmung, sondern ein Film, der einen noch lange nach dem Abspann beschäftigt. Mitreißend, berührend und voller Herz erinnert er uns daran, dass es okay ist, nicht in die Norm zu passen – und dass wahre Stärke oft dort liegt, wo wir sie am wenigsten erwarten. Wer ihn noch nicht gesehen hat, verpasst eines der emotionalsten Kinoerlebnisse des Jahres. Also ab in die Kinos – und das am besten mit Taschentüchern.