„Brick“ – Interview: Frederick Lau über Äxte, Matthias Schweighöfer und Dinosaurier
Egal, ob „Victoria“, „Die Welle“ oder „Neue Vahr Süd“: Frederick Lau ist einer der renommiertesten Schauspieler Deutschlands. Nun darf er in „Brick“ auf Netflix ordentlich auf den Putz hauen – unter anderem mit einer Axt.

Wann immer eine deutsche Produktion einen charismatischen Hoffnungsträger braucht, scheint irgendwer bei Frederick Lau anzurufen, denn seit Anfang des Jahrtausends kann man weder im TV noch im Kino an dem 34-Jährigen vorbeikommen.
Nach „Crooks“ (seit 2024) kann man den Berliner Schauspieler nun in „Brick“ mit Matthias Schweighöfer ein weiteres Mal auf Netflix sehen – und über „Brick“ erzählt Lau etliche Geschichten: Unter anderem, wie es sich anfühlt, das Set mit einer Axt zerlegen zu dürfen, wie komisch es ist, wenn die eigene Mutter ans Set kommt und was sein Lieblingsdinosaurier ist.
Frederick Lau im TVMovie Interview für „Brick“
Jonas Kretzer, TVMovie Online: Die wichtigste Frage vorab: Hat es dir Spaß gemacht, das Set zu zerlegen? Ich persönlich stelle mir das wie ein Traum vor. Oder ist der Spaß irgendwann vorbei, wenn man zum x-ten Mal die Axt schwingen muss?
Frederick Lau: Mir hat es total Freude gemacht. Das war ein absolutes Highlight für mich. Normalerweise macht man so etwas ja nicht. Natürlich habe ich ab und zu bei mir zu Hause ein paar Wände eingerissen – keine tragenden – und das hat schon Spaß gemacht. Aber Böden sind nochmal eine ganz andere Baustelle. Sich nach unten zu arbeiten, erinnert mich an das Spiel „Worms“. Es macht schon Spaß, Äxte in die Hand zu bekommen und sich dann auszuleben – auch wenn der Arm irgendwann zwiebelt (lacht).
Kretzer: Alles für die Gains.
Frederick Lau: Du sagst es.
Kretzer: Und wie würde Frederick Lau reagieren, wenn er plötzlich in seiner Wohnung eingesperrt wäre?
Frederick Lau: Ich war schon zweimal in Extremsituationen, wo es um echt was ging. Und ich war sehr ruhig. Von einer Sekunde auf die andere war ich sehr ruhig, obwohl ich das im Privaten sonst vielleicht nicht immer bin. Es ist total lustig, dass man dann einfach so switcht. Ich hatte einen Kollegen dabei, der war (wie ich im Film) nur panisch. Damit konnte ich wirklich gar nichts anfangen, denn solche Leute, die durchdrehen, sind nicht förderlich. Und ich bin lustigerweise entgegen meinem Naturell sehr ruhig.
Kretzer: Also würdest du privat kein MDMA nehmen, wie Marvin?
Frederick Lau: Genau, ich glaube nicht, dass das das Schlauste wäre.
Kretzer: Wenn man Ruby O. Fee und Matthias Schweighöfer erstmal vor sich hat, ist es dann nicht etwas seltsam, wenn die beiden ein Paar mit Beziehungsproblemen spielen?
Frederick Lau: Ich kannte Ruby schon und wusste, dass sie eine tolle Schauspielerin ist. Mit Matthias hatte ich vorher noch nicht gedreht und ich muss erstmal sagen, dass die beiden das wirklich gut gemacht haben. Ich habe „Brick“ vor einer Woche bei der Premiere auf dem Filmfest München gesehen, aber es ist nicht so, dass ich dann darauf achte, wie sie im echten Leben und dann auf der Leinwand sind. Das Gute ist natürlich, dass eine Beziehung im echten Leben immer ein gutes Training für eine Beziehung auf der Leinwand ist. Es hat echt Spaß gemacht, mit den beiden zu arbeiten. Wir haben zusammen in einer Art Beduinenzelt abgehangen, wenn wir mal nicht für Dreharbeiten gebraucht wurden. Und insofern war es wirklich eine schöne Zeit.
Kretzer: Apropos, Zusammenarbeit: Hast du schon einmal mit einer Person zusammengearbeitet, der du sehr nahestehst?
Frederick Lau: Zuletzt habe ich jetzt die zweite Staffel von „Crooks“ gedreht und meine Mutter kam zum Set, weil ich für drei Monate in Bangkok gedreht habe. Und ich finde Familie am Set immer sehr seltsam, weil ich mir dann schon fast wie ein Kasper oder Clown vorkomme. Aber dann war meine Mutter da und ich musste zum ersten Mal über meinen Schatten springen – und vor ihr drehen und spielen. Und ich saß dann dort und habe mir gedacht „Jetzt guckt mir meine Mutter bei der Arbeit zu“. Trotzdem muss man ja seine Leistung bringen und kann nicht sagen „Jetzt verkacke ich das hier noch, nur weil meine Mutter da ist“. Meine Frau ist auch mal zum Set von, ich glaube, „4 Blocks“ gekommen, beziehungsweise sie hat sich reingeschlichen und ich habe es nicht einmal bemerkt. Den ersten Take habe ich dann auch total verkackt und sagte dann zu unserem Regisseur Marvin Kren: „Das geht nicht. Ich kann hier nicht Sachen vermischen.“ Wenn ich Text lerne oder mich für ein Casting vorbereite, muss sich meine Frau auch immer wegdrehen. Sie fragt dann „Spielst du die Rolle dann so?“ und ich sage immer „Ich spiele nicht vor dir. Ich sage einfach meinen Text und du sagst deinen Text. Ich spiele dann im Casting“. Da komme ich mir einfach albern vor.
Kretzer: Würdest du gerne auch mal Regie machen? Und wenn ja, hast du eine Art Vorbild oder Ähnliches? Oder etablierst du einfach den „Frederick Lau“-Stil?
Frederick Lau: Ganz genau, ich etabliere jetzt meinen eigenen Stil (lacht). Ich bin eigentlich nie der Freund von Vorbildern gewesen. Es gibt viele Leute, die ich richtig gut finde und habe größten Respekt vor allen. Aber ich bin nie jemand gewesen, der irgendetwas nachmacht. Ich mache die Dinge meist so, wie ich sie sehe. Generell hätte ich schon Bock, in Zukunft auch mal Regie zu machen und glaube, dass ich mit den Menschen am Set sehr gut zusammenarbeiten könnte. Auch wenn es natürlich wichtig ist, Leute zu haben, die logistische oder planungstechnische Aspekte am Set übernehmen – denn darin bin ich wahrscheinlich nicht der Beste. Aber inszenatorisch könnte ich das Publikum wahrscheinlich schon emotional abholen.
Kretzer: Das merkt an deiner mehr als bewegten Karriere: In „Neue Vahr Süd“ hast du einen wortkargen Soldaten und in „Nightlife“ ein charismatisches Partytier gespielt. Jetzt spielst du einen dippenden Airbnb-Bewohner. Gibt es irgendetwas, was du gerne mal spielen wollen würdest? Und hattest du bisher unter all deinen Rollen eine Lieblingsrolle?
Frederick Lau: Meine Kinder freuen sich zum Beispiel sehr über „Das fliegende Klassenzimmer“. Und um ganz ehrlich zu sein, wenn ich den Film sehe, finde ich meine Rolle in dem Film auch voll gut – ich war da echt in Ordnung. Manchmal war ich auch nicht so gut, aber man kann ja auch nicht immer gut sein. Generell würde ich voll gerne mal Fitzcarraldo spielen. Darauf hätte ich richtig Bock. Und ich hätte mal richtig Lust darauf, einen Unterwasserfilm zu drehen.
Kretzer: Vielleicht kannst du Werner Herzog das Projekt mal vorschlagen – noch lebt er ja.
Frederick Lau: Ja, das wäre toll. Aber um noch einmal aufs Tauchen zurückzukommen: Das ist ein riesiges Ding für mich. Auf Netflix habe ich gerade die Doku „Shark Whisperer“ gesehen und das finde ich einfach nur krass. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich mit den Tigerhaien oder weißen Haien schwimmen wollen würde. Aber das Thema finde ich unfassbar interessant. Es gibt lustigerweise diesen Film namens „Open Water“, den fand ich zwar nicht so geil, aber die Kamerafrau dort war Laura Lau, weshalb ich häufiger gefragt wurde, ob ich mit ihr verwandt bin – das bin ich zwar nicht, aber einen schönen Namen hat sie. Neben den Tiefen des Meeres finde ich es auch cool, die Welt zu bereisen: In der zweiten Staffel von „Crooks“ bereisen wir, wie gesagt, auch Bangkok und das war schon sehr interessant.
Kretzer: Falls „Crooks“ in eine dritte Runde gehen sollte, kannst du versuchen, dort eine Tauchszene einzubauen.
Frederick Lau: Das habe ich schon für die zweite Staffel vorgeschlagen. Ich habe mir gedacht, dass mein Charakter einfach aus dem Wasser auftauchen könnte oder so. Leider wurde der Vorschlag abgelehnt, aber ich bleibe weiterhin dran.
Kretzer: Um noch einmal in den Kosmos von „Brick“ abzutauchen: Abgesehen davon, dass du Sachen zu Klump hauen durftest, hattest du eine Lieblingsszene im Film?
Frederick Lau: Ich mag das Ende sehr. Aber auch die Verbundenheit zur eigenen Freundin. Es gibt dieses Motiv von „was machst du, wenn deine bessere Hälfte nicht mehr da ist?“, das jeder nachvollziehen kann. Auch wenn sich viele diese Frage nicht stellen wollen.
Kretzer: Insbesondere dann, wenn wie in „Brick“ die bessere Hälfte tatsächlich in zwei Hälften daliegt.
Frederick Lau: Ich glaube, dass das ein Umstand ist, der in jeglicher Hinsicht nicht schön ist (lacht).
Kretzer: Du hattest gerade schon einmal Kida Ramadan angeschnitten: Wieso arbeitest du eigentlich so gerne mit ihm zusammen?
Frederick Lau: Eines unserer ersten gemeinsamen Projekte war damals „Ummah – Unter Freunden“. Aber wir haben schon vorher miteinander Filme gedreht. Wir sind zusammengekommen und haben unseren Sommer gemeinsam damit verbracht, Filme zu drehen. Und so etwas verbindet – insbesondere, weil Kida genauso eine Macke hat wie ich. Das ist immer förderlich.
Kretzer: Zuletzt: Hat Frederick Lau einen Lieblingsdinosaurier?
Frederick Lau: Den Archaeopteryx finde ich super, aber der Stegosaurus hat auch etwas. Das ist eine super Frage, denn letztens habe ich auf Instagram gesehen, dass einem als Kind solche Fragen viel häufiger gestellt wurden. Eigentlich voll schade, denn letztens habe ich einen Dino entdeckt, von dem ich noch nie gehört habe. Ein wirklich riesiges Viech – fast so groß wie ein T-Rex und ich glaube, dass der Dino auch irgendwie „Rex“ im Namen hatte. Aber ich weiß nicht mehr, wie der hieß. Als Kind hatte ich auch ein Dinosaurierbuch von „Was ist was“ oder so und da fand ich den Archaeopteryx auf jeden Fall immer am coolsten.