Boris Becker: Deshalb wurde die Zeit im Knast zum „Überlebenskampf“
Boris Becker spricht endlich offen über seine Zeit hinter Gittern. 231 Tage Haft wurden für den Ex-Tennisstar zum „Überlebenskampf“.

231 Tage hinter Gittern, überwachte Telefonate und endlose Einsamkeit – Boris Becker spricht offen wie nie über seine Zeit im Gefängnis. In seinem neuen Buch „Inside“ verarbeitet der einstige Tennisstar den wohl dunkelsten Abschnitt seines Lebens.
Vom gefeierten Helden zum Häftling
Boris Becker war ein Idol, ein nationaler Held, einer der größten Sportler, die Deutschland hervorgebracht hat. Doch der tiefe Fall folgte: 2022 wurde der dreifache Wimbledon-Sieger in London wegen Insolvenzdelikten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ausgerechnet am Geburtstag seiner Partnerin Lilian musste Becker ins Gefängnis. Nach 231 Tagen kam er vorzeitig frei und wurde nach Deutschland abgeschoben.
Heute lebt Becker in Mailand, erwartet bald erneut Nachwuchs und blickt dennoch zurück auf jene Monate, die ihn geprägt haben. Das Gefängnis war für ihn ein „Kampf ums Überleben“, sagt der 56-Jährige nun.
Isolation und Kontrolle
Zu Beginn der Haftzeit verbrachte Becker 23 Stunden täglich in seiner Zelle – nur eine Stunde Freigang blieb. Die Einsamkeit beschreibt er als beinahe unerträglich: „Dein schlimmster Feind im Gefängnis ist die Zeit, die einfach stehen bleibt. Dieses Endlose zerfrisst deine Seele und kocht deinen Verstand weich.“
Ein kleiner Halt war der Kontakt zur Außenwelt. Becker durfte mit seiner Frau Lilian telefonieren – ein „Lebenselixier“, wie er es nennt. Doch auch diese Gespräche waren reglementiert: abgehört, auf 15 Minuten begrenzt. Zweimal im Monat durfte Lilian für jeweils zwei Stunden zu Besuch kommen.
Familie im Schatten
In „Inside“, das am 10. September erscheint, widmet sich Becker auch seiner Familie. Auffällig ist jedoch, dass er nicht über alle vier Kinder spricht. Während seine Söhne Noah und Elias im Buch erwähnt werden, fehlen Tochter Anna und Amadeus, sein Sohn mit Ex-Frau Lilly Becker.
Dafür nennt er klare Gründe: „Bei Amadeus habe ich eine juristische Vereinbarung unterschrieben, die mir verbietet, öffentlich über ihn zu sprechen. Meine Tochter Anna schütze ich bewusst, indem ich nichts über sie schreibe.“
Besuche seiner Tochter lehnte Becker damals ab: „Die Vorstellung, dass meine Tochter ins Gefängnis zu gefährlichen Verbrechern kommen muss, um mich zu sehen, war ein Horror, für sie wie für mich.“ Stattdessen hielten sie telefonisch Kontakt – öfter als heute, wie er selbst einräumt.
Mit Amadeus sei es komplizierter gewesen: „Telefonate mit Amadeus hat seine Mutter untersagt.“