Ein neuer Hit, man?

Tarantino ist begeistert: Netflix kauft „Nouvelle Vague“ von Richard Linklater

Netflix stürzt sich auf den neuen Film von Richard Linklater und soll dafür eine gigantische Summe gezahlt haben. Aber warum beeindruckte „Nouvelle Vague“ Netflix und Quentin Tarantino?

Regisseur Richard Linklater gestikuliert während einer Pressekonferenz zu seinem Film Novuelle Vague auf dem Filmfestspielen in Cannes.
Ein visionärer Regisseur kehrt zurück: Wann erscheint Richard Linklaters neuester Film? Foto: IMAGO / KCS Presse

Das Filmfestival in Cannes ist erst seit wenigen Tagen vorbei, aber die ersten Filme, die dort präsentiert wurden, werden jetzt schon verkauft – wie zum Beispiel Richard Linklaters neuester Film „Novuelle Vague“, der große Wellen geschlagen hat. Doch was hat mit dem neuesten (und scheinbaren) Meisterstreich des „Hit Man“-Regisseurs auf sich?

Richard Linklater: Ein visionärer Regisseur

Linklaters Karriere begann 1990 mit dem Film „Rumtreiber“ (als „Slacker“ im Original bekannt) und seitdem probierte er sich immer wieder an neuen Projekten aus. Seinen Film „Boyhood“ (2014) drehte er beispielsweise in Echtzeit – ganze zwölf Jahre nahm das Filmprojekt in Anspruch. Dazwischen entwickelte er mit der „Before XY“-Trilogie, eine dreiteilige Filmreihe, die die romantische (oder doch eher tragische?) Geschichte zweier Personen, gespielt von Ethan Hawke und Julie Delpy, über einen Zeitraum von 18 Jahren in Form von drei Treffen zwischen beiden Personen zeigt. Er filmte mit „Waking Life“ (2001), „A Scanner Darkly“ (2006) und „Apollo 10½: A Space Age Childhood“ auch drei Animationsfilme, die Rotoskopie als Animationsform benutzen. Und auch in der breiten Masse fand Linklater Anklang: „School of Rock“ (2004) ist eine absolute Kult-Komödie und „Hit Man“ (2023) überzeugte die Welt von Glen Powells komödiantischen Talent – nachdem er sich eigentlich in „Anyone But You“ (2023) dieses Talent zuvor schon abgesprochen hatte. Sein neuer Film ist wahrscheinlich eher weniger lustig, aber dafür wieder sehr experimentell…

„Novuelle Vague“: Darum geht es in dem neuen Netflix-Hit

Ein Name, der Filmfans und Cineasten seit Jahren spaltet, ist Jean-Luc Godards. Es gibt die eine Partei, die seine Werke grandios finden, während viele andere den künstlerischen Anspruch nicht vollends grandios finden. Obgleich wie man zu den Werken des französischen Regisseurs aber nun stehen mag, gilt zu bedenken, dass Jean-Luc Godard als einer der wichtigsten Filmschaffenden des französischen, aber auch des internationalen Kinos gilt. Und einer seiner Filme hat es Richard Linklater besonders angetan: „Breathless“ aus dem Jahr 1960. Ebenjener Film bildet die Basis einer Film-Hommage Linklaters, die den Namen „Novuelle Vague“ trägt. Novuelle Vague war eine Bewegung französischer Filmschaffender, die in den späten 50ern und den 60ern mit allen Mitteln versucht haben, das französische Kino stilistisch und individualistischer zu gestalten.

Der Film „Novuelle Vague“ soll nun die Geschichte hinter Jean-Luc Godards „Breathless“ erzählen. In der Hauptrolle wird man die Schauspielerin Zoey Deutsch sehen können, die in die Rolle der „Breathless“-Hauptdarstellerin Jean Senberg schlüpft. Darüber hinaus kommt der Film im ersten Trailer mit einer schönen Schwarz-Weiß Optik daher und Linklater bleibt seinen künstlerischen Wurzeln treu und hat den Film auf Französisch gedreht. Dieser wilde Mix scheint Streamer „Netflix“ und eine andere Größe des Filmgeschäfts sehr begeistert haben…

Netflix und Tarantino sind sich einig: „Novuelle Vague“ ist ein Hit

Insgesamt erhielt Richard Linklaters neuester Film eine „Standing Ovation“ von circa etwas über sechs Minuten. Das ist zwar fernab der Begeisterung, die das Publikum in diesem Jahr oder gar in den vorherigen Jahren für einen Film hatte, aber Wellen hat man trotzdem geschlagen. Quentin Tarantino, dem nachgesagt wird, dass er kein großer Fan der French New Wave oder gar der Novuelle Vague sein soll, klatschte ironischerweise fleißig mit dem Rest des Publikums für einen Film namens „Novuelle Vague“. Und auch Netflix scheint genau hingesehen zu haben, denn der Streamer hat die Rechte an dem Film für die gigantische Summe von 4 Millionen Dollar gekauft – was den Film somit zu einem der teuersten französisch-sprachigen Filme macht, die je in Cannes verkauft wurden. Dies ist alles schön und gut, denn eine Auswertung bei Netflix wird voraussichtlich dafür sorgen, dass viele Personen „Novuelle Vague“ zu Gesicht bekommen, aber was ist mit all jenen, die den Film lieber im Kino sehen wollen?

„Novuelle Vague“: Ein Netflix-Film mit Oscar-Chancen?

Wann Richard Linklaters neuester Film erscheinen soll, ist derzeitig noch unklar, aber ein mögliches Startfenster für den Film könnte der späte Herbst beziehungsweise frühe Winter dieses Jahres sein. Netflix hat bereits in der Vergangenheit Filme, die Chancen auf Preise wie einen „Oscar“ oder „Golden Globe“ haben, bereits in diesen Zeitraum platziert – man denke nur an „Don’t Look Up“ (2021). Darüber hinaus bringt Netflix Filme mit Preispotential auch in die weltweiten Kinos – unter anderem, weil ein Film nach „Oscar“-Regeln ohnehin für zwei Wochen in einem Kino in Los Angeles gelaufen sein muss, um sich für den renommiertesten Filmpreis zu qualifizieren. Ob diese Kinoauswertung auch in Deutschland stattfinden wird, ist noch nicht bekannt, aber wenn es tatsächlich eine Auswertung geben sollte, wird diese erfahrungsgemäß in Großstädten stattfinden.

Quellen