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Mit Ys 9 steht der nächste Teil einer lange laufenden, aber eher unbekannten Gaming-Reihe an. Warum ihr unbedingt rein schauen solltet, lest ihr im Test.
Getestet von Matthias Holm
Für jede große Spiele-Reihe gibt es mindestens eine weitere im gleichen Genre, die im Schatten der großen Games steht. Bei den JRPGs zum Beispiel ist „Final Fantasy“ natürlich der Vorreiter, aber auch die „Tales of“-Spiele haben eine feste Fan-Gemeinde über die Jahre etablieren können.
Ein ähnliches Verhältnis gibt es bei den Action-Adventures. Während „The Legend of Zelda“ eine der größten Gaming-Marken überhaupt ist, gibt es eine andere Reihe aus Japan, die eine ähnliche Entwicklung durchmachte, aber nie die gleiche Bekanntheit erlangte: Ys.
Ys IX: Die Story
Nun kommt der inzwischen neunte Teil heraus. Und auch wenn es einige Anspielungen gibt, die nur eingefleischte Fans verstehen werden, eignet sich „Monstrum Nox“ auch hervorragend für Neueinsteiger.
Der Abenteurer Adol wurde in der Stadt Balduq verhaftet. Das Spiel beginnt mit seinem Gefängnis-Ausbruch und wirft euch direkt ins Geschehen. Mit einem geklauten Schwert wehrt ihr euch gegen kleinere Monster, die komischerweise in den verwinkelten Gängen unter dem Gefängnis kreuchen. Doch kurz bevor ihr wieder in Freiheit seid, werdet ihr von einer mysteriösen Frau mit einem Flügel angeschossen.
Doch statt zu sterben, verwandelt sich Adol in eine neue Form, dem „Crimson King“. Er gehört jetzt zu den Monstrums, einer Gruppe von Kämpfern mit übermenschlichen Fähigkeiten, die in ganz Balduq gefürchtet sind. Doch diese Kräfte kommen mit einer großen Verantwortung: Ohne Vorwarnung werden die Monstrums in die sogenannten Grimwald Nox gezogen, einer Parallelwelt, die vor geisterhaften Monstern nur so wimmelt. Ihre Aufgabe hier: Diese Wesen davon abhalten, in die echte Welt einzudringen und dort für Chaos und Zerstörung zu sorgen.
Der Plot liest sich nach einer recht generischem Geschichte. Und auch wenn viele Elemente bekannt sein dürften, schafft es „Monstrum Nox“ immer wieder, kleine Überraschungen einzubauen, durch die die Spieler immer am Ball bleiben wollen. Ein cleverer Kniff: Euer eingeschränkter Bewegungsraum wird in die Story mit eingewoben und ergibt sogar Sinn. Vorkenntnisse werden zum Glück nicht benötigt – Hauptfigur Adol ist ein Reisender, nur wenige Leute kennen ihn und seine Abenteuer-Geschichten.
Dafür braucht das neue „Ys“ etwas, um in Gang zu kommen. Erst wenn ihr das erste Party-Mitglied akquiriert habt, macht sich das Ausmaß der Stadt bemerkbar und fördert euren Entdeckerdrang. Das ist eine der größten Stärken des Spiels, hinter vielen Ecken gibt es Schatztruhen, Graffiti oder Lotusblüten, die ihr später eintauschen könnt, oder simple Kämpfe. Dadurch, dass mit jedem Party-Mitglied neue Fähigkeiten verfügbar werden, wird es nie langweilig, durch Balduq zu streifen.
Ys IX: Die Kämpfe
Auch bei den Kämpfen ist anfangs Geduld geboten. Gerade der erste Boss-Fight zieht sich wie Gummi, doch mit steigender Spielzeit (und zusätzlichen Skills) verwandeln sich selbst Standard-Kämpfe zu gut anzuschauenden Choreographien. Das Highlight hier: Die Grimwald Nox-Szenen. Ist es anfangs recht unspektakulär, kleinere Gegner-Haufen zu kontrollieren, artet es hier schnell in Schlachten aus, in denen der Bildschirm vor Funken nur so glüht.
Dabei gehen die normalen Kämpfe meist recht flott von der Hand. So ist es meist auch keine Qual, wenn man Materialien zusammen sucht, um seine Ausrüstung zu verbessern – ein wenig Grind ist halt immer dabei. Nur schade, dass der Levelanstieg der Figuren nichts bringt außer automatisch bessere Werte – ein Skill-Tree oder ähnliches hätten das Spiel zwar zum waschechten Rollenspiel gemacht, wäre aber passend gewesen.
Es ist den Entwicklern insgesamt hoch anzurechnen, dass der Schwierigkeitsgrad stets angenehm ist. Gerade die Bosse haben eine Menge Lebenspunkte und können eure mit einigen Attacken schnell verringern, aber es fühlt sich nie unfair an. „Monstrum Nox“ ist kein besonders schweres Spiel, verlangt dennoch eure Aufmerksamkeit.
Ys IX: Tolle Side-Quests, maue Technik
Der größte Pluspunkt bei „Ys IX“ sind jedoch wohl die Nebenmissionen. Die sind zwar selten anspruchsvoll, immerhin werden alle relevanten Punkte auf der Karte angezeigt. Sie sind jedoch meist sehr spannend erzählt und bieten eine Menge zusätzlicher Boni für die Hauptgeschichte. So werden Spieler nicht direkt gezwungen, sie zu erfüllen – aber besser wäre es. Eine gelungene Design-Entscheidung, auch da so mehr Informationen über die Welt an die Spieler:Innen gebracht werden, ohne dass noch mehr Textboxen nötig gewesen wären.
Das größte Problem für „Monstrum Nox“ liegt leider in der Technik. Auch wenn das Figuren-Design und die Architektur durchaus zu gefallen mag, sieht Balduq nicht wirklich hübsch aus. Da gab es in den letzten Jahren einfach zu viele hübsche und detaillierte Spiele, die ihre Welt ansprechender präsentierten. Ab einem bestimmten Punkt verbringt man viel Zeit damit, zwischen einzelnen Punkten hin- und herzureisen, meist über das Schnellreisesystem. Und während die PS5 hier kurzen Prozess macht und einen nach wenigen Sekunden wieder ins Abenteuer entlässt, können wir leider nichts darüber sagen, ob es auf der PS4 auch so ist – erfahrungsgemäß wohl eher nicht. Außerdem kam es während des Test-Zeitraums leider mehrere Male zu Abstürzen. Auf die Spielzeit waren es nicht viele, gerade im Vergleich mit so manchem Triple-A-Spiel heutzutage, dennoch war es ärgerlich.
Das trübt den Spaß, den „Ys IX: Monstrum Nox“ macht, jedoch nur geringfügig. Mit einer spannende Geschichte, tollen Figuren und sinnvollen Neben-Quests ist das Action-Adventure trotz etwas angestaubter Technik eine dicke Empfehlung für alle, die das Gaming-Jahr 2021 mit einem längeren Spiel gebührend einleiten wollen.
Ys IX: Monstrum Nox erscheint am 05. Februar für die PS4.
