"The Bear" Staffel 4: Ist das das emotionale Serienfinale?
Staffel 4 von „The Bear“ überrascht mit Ruhe und explodiert dann mit voller Wucht. Warum sich die vielleicht letzte Staffel der gefeierten Serie so anders anfühlt und was das mit Carmy, Kontrolle und Schmerz zu tun hat, klären wir in unserer Kritik.

Wird "The Bear" zu zahm
Wird „The Bear“ plötzlich brav? Wo sind die umgeschubsten Küchentöpfe? Wo ist das Adrenalin, wenn kurz vor dem Ende eines erfolgreichen Restaurant-Abends doch wieder alles ins Chaos gestürzt wird? Und wo sind die passiv-aggressiven Ausbrüche, nachdem einen diese leuchtend blauen Augen von Jeremy Allen White tief angeschaut haben?
Wie Staffel 4 direkt an die dritte Staffel anknüpft
Yes, Chef, zu Beginn von der 4. Staffel von „The Bear“ hat sich doch einiges gewandelt im Edel-Restaurant von Carmy & Co. Dabei spielen die neuen Folgen quasi unmittelbar nach den Ereignissen Staffel 3 von „The Bear“, die das Team mit einer noch ungewohnten Herausforderung konfrontiert hat: einer mittelprächtigen Restaurant-Rezension.
"The Bear" Staffel 4: Der Druck auf Carmy & Co. wird unerträglich

Doch Carmen „Carmy“ Berzatto (White), Sydney Adamu (Edebiri) und Richard „Richie“ Jerimovich (Moss-Bachrach) haben noch ein anderes Problem: Ihnen geht langsam das Geld aus. Dementsprechend gibt es von Uncle Jimmy (Oliver Platt) und seinem Kompagnon „Computer“ (Brian Koppelmann) ein Ultimatum: Wenn eine in der Küche installierte Uhr auf 0 läuft, ist „The Bear“ endgültig Geschichte.
Wer „The Bear“ kennt, weiß: Das soll natürlich nicht das einzige Problem bleiben. Denn die allgemeine Preissteigerung und Inflation auf dem Nahrungsmarkt trifft auch das Ausnahmerestaurant. Mit deutlich weniger Zutaten weiterhin auf allerhöchstem Niveau abliefern? Wie soll das gehen?
Wer jetzt glaubt, dass das doch hart überzogen ist, wird von Max Strohe, Chef-Gastronom des Berliner Sternerestaurants Tulus Lotrek, schnell eines Besseren belehrt. Im Rahmen der feierlichen Premiere der neuen Staffel teilte der 43-jährige Star-Koch nicht nur sein ganz persönliches Fantum für die beliebte Disney+ Serie, sondern betonte am Beispiel seines eigenen Restaurants, welchen gewaltigen Impact positive und negative Rezensionen auf die Zukunft eines Edel-Restaurants haben können.
Staffel 4 beginnt leise bevor das Chaos ausbricht

Was mich an den ersten beiden Folgen von „The Bear“ am meisten überrascht hat, ist die Tatsache, dass sich die Serie zu Beginn der 4. Staffel sehr auf Küchen-Ökonomie konzentriert. Fast schon passiv nimmt Carmy im Sinnsuchprozess hin, was um ihn herum passiert. Ausraster? Wütende Diskussion? Zertrümmerte Teller? Fehlanzeige. Auch die anderen liebgewonnenen Figuren wirken fast wie in einem Küchen-Hamsterrad gefangen – berührende Einzelmomente, starke Charakterentwicklungen oder überraschende Wendungen sind bis zum Ende von Folge 2 noch nicht wahrzunehmen.
Letztendlich ist der Auftakt von Staffel 4 diesbezüglich aber auch nur konsequent, weil er den (streitbaren) Weg aus Staffel 3 weiterführt. Muss sich Carmy auf dem Weg zum Michelin-Stern möglicherweise auch seine Dickköpfigkeit opfern? Wie schafft man Perfektion in der Küche, ohne dass das chaotische Genie vollends verloren geht?
All diese Fragen wird die neue Staffel im Verlauf der zehn Folgen, die alle gleichzeitig am 26. Juni bei Disney+ ihre Premiere feiern, sicherlich beantworten.
Ist das das Serienfinale von The Bear?
Für mich darf es dann auch noch ein Schüsschen mehr Habanero-Chili sein, weil ich mich nach „The Bear“ sehne, der für das perfekte Gericht jedwedes Chaos in Kauf nimmt – und dabei, vor allem in den ersten beiden Staffeln, unvergesslichen Seriengenuss kreiert hat. Ob das schon das Ende war? "The Bear" Staffel 4 lässt uns mit genau dieser Frage zurück und vielleicht ist das auch gut so.