Rauswurf nach 25 Jahren: „Tatort“-Star schockiert über plötzliches Aus
Während einige „Tatort“-Kommissare mit hohen Geldsummen zu langjährigen Verträgen überredet werden, werden andere Darsteller:innen scheinbar aus dem Nichts vor die Tür gesetzt.

Der „Tatort“ setzt in der Regel auf ein beständiges Ensemble. Das gefällt nicht nur der Besetzung, auch das Publikum freut sich darüber, dass manche Figuren bereits seit Jahrzehnten Teil des Teams sind.
Natürlich gibt es auch immer wieder mal Neuerungen, beliebte Darsteller:innen gehen, neue kommen dazu. Doch bisher ging man meist davon aus, dass es sich hierbei um freiwillige Entscheidungen handelt, frei nach dem Motto: „Auf zu neuen Ufern.“ Tatsächlich kann es aber auch ganz anders kommen und was im Fernsehen wie ein runder, rührender Abschied wirkt, ist in Wirklichkeit eine schockierende Entlassung.
„Das kam sehr überraschend für mich“
So erging es zuletzt Annalena Schmidt. Sie war seit 1998 als Sekretärin Edith Keller fester Bestandteil des Ludwigshafener „Tatorts“. Ihr erster Auftritt war in der Folge „Engelchen flieg“, ihr letzter wurde mit „Avatar“ Anfang 2024 ausgestrahlt.
Im Interview sagt Schmidt: „Das kam sehr überraschend für mich und hat mich damals kalt erwischt.“ Der Ausstieg sei nicht freiwillig gewesen, sondern wurde ihr ohne klare Erklärung mitgeteilt. „Es gab schlicht keinen nachvollziehbaren Grund dafür“, erklärt sie.
Besonders irritierend: Ihre Figur hatte zuletzt mehr Präsenz in den Episoden. „Ich hatte deutlich mehr Drehtage als zuvor. Also wurde ich auch teurer“, so Schmidt. Noch bis zuletzt sei ihr bestätigt worden, wie wichtig ihre Rolle für die Reihe sei.
Eine Frage des Alters?

Schmidt ist nicht die Einzige, die betroffen war. Auch ihr langjähriger Kollege Peter Espeloer, der den Kriminaltechniker Peter Becker spielte, wurde nach 25 Jahren aus dem Ensemble genommen. Der SWR bestätigte die Umbesetzung, ohne Details zu den Hintergründen zu nennen. Für Schmidt bleibt unklar, wer die Entscheidung traf. „Ich habe nie eine Antwort bekommen, warum ich beim ‚Tatort‘ ausgetauscht wurde – oder wer letztlich diese Entscheidung getroffen hat.“
Für die Schauspielerin handelt es sich um keinen Einzelfall. In ihren Augen spiegelt er eine größere Entwicklung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wider. „Früher waren langjährige Ermittlerteams fast das Markenzeichen beim ‚Tatort‘. Heute hat man den Eindruck: Wer zu lange dabei ist, steht auf der Abschussliste.“
Dass Ulrike Folkerts weitermachen darf, hält Schmidt für eine strategische Entscheidung. Ihrer Einschätzung nach sei sie „eine Instanz“, die man nicht „absägen“ könne. „Die Einzigen, die infrage kamen, waren Peter und ich. Plötzlich waren wir die Alten – und mussten gehen.“
Kaum Rollen ab 50
Schmidt schildert außerdem, wie sich ihr Berufsalltag mit zunehmendem Alter verändert habe. „Ab 50 aufwärts gibt es nur noch sehr wenige Rollen für Frauen“, sagt sie. Die wenigen Angebote beschränkten sich meist auf Stereotype: „Großmutter“ oder „Frauen, bei denen die Silberhochzeit ansteht“.
Trotz Enttäuschung und Frust klingt bei Schmidt kein Groll durch - eher der Wunsch, weiterzumachen. In dem Interview sagt sie, dass sie „große Lust“ hätte, mal „eine richtig schräge Ermittlerin zu spielen. Stichwort: ‚Miss Marple‘“.
Zugleich richtet sie einen Appell an Branche und Publikum. Mehr Diversität, auch in Alter und Geschlecht, sollte nicht nur auf dem Bildschirm stattfinden, sondern auch in Redaktionen und Besetzungsbüros. Denn Geschichten enden nicht mit dem 50. Geburtstag.