Neuer Streaming-Hit

„Trainwreck“ auf Netflix: Die wahre Geschichte des „Ballon-Jungen“

Ein sechsjähriger Junge, ein fliegender Ballon – und ein Medien-Hype, der als gigantischer Schwindel endete. Netflix rollt den Fall in einer neuen Doku neu auf.

Falcon Heene schaut unter dem silbernen Ballon hervor.
16 Jahre später ist der „Ballon-Junge“ noch immer ein beliebtes Thema. Foto: Netflix

Die Netflix-Dokumentation „Trainwreck: Der Ballon-Junge“ widmet sich einem der bizarrsten Medienskandale der 2000er-Jahre. Im Zentrum steht die Familie Heene aus Colorado, die 2009 weltweit für Schlagzeilen sorgte, als ihr angeblich mit Helium gefüllter UFO-Ballon mit dem sechsjährigen Sohn Falcon an Bord davonflog.

Millionen verfolgten die Suche im TV – doch am Ende stellte sich heraus: Falcon war gar nicht an Bord, sondern hatte die ganze Zeit in einem kleinen Dachraum über der Garage ausgeharrt.

Was das Ganze zur Farce machte: Bei einem Interview mit Larry King sagte Falcon später: „Ihr habt gesagt, wir haben das für die Show gemacht.“

Die Aussage löste einen Sturm an Spekulationen aus – und führte letztlich dazu, dass Falcons Vater Richard Heene wegen versuchter Täuschung eines Amtsträgers und seine Mutter Mayumi wegen falscher Angaben verurteilt wurden. 2020 wurden beide vom Gouverneur von Colorado begnadigt. Doch bis heute beteuern sie: Es war kein abgekartetes Spiel.

Falcon erzählt seine Sicht der Dinge

Falcon Heene gibt ein Interview und lacht.
Falcon Heene liefert auf Netflix Klarheit – oder lügt mittlerweile einfach nur besser. Foto: Netflix

In der Netflix-Doku sprechen erstmals alle Beteiligten ausführlich – darunter auch Falcon selbst, mittlerweile 22 Jahre alt. Er erklärt, dass er sich in dem Ballon „ein kleines Versteck“ gebaut habe und sich darin pudelwohl fühlte.

An jenem Tag sei er von seinem Vater gescholten worden und habe sich deshalb lieber auf den Dachboden verzogen. Dort sei er eingeschlafen und habe später nicht verstanden, was der ganze Trubel bedeute.

Rückblickend fühlt sich Falcon missverstanden: „Ich war sechs. Und Erwachsene haben aus dem, was ich gesagt habe, etwas viel Größeres gestrickt, als es war.“ Seine Eltern, die ebenfalls in der Doku zu Wort kommen, schildern den Moment, als sie glaubten, ihr Sohn sei tatsächlich in der fliegenden Untertassen-Attrappe gefangen: „Wir waren panisch. Wer denkt da noch an Reality-TV?“, so Richard Heene.

Ein Missverständnis oder bewusste Inszenierung?

Eine Aufnahme von Familie Heene aus dem Jahr 2009. Sie umarmen sich und sehen ängstlich aus.
War die Sorge der Familie Heene nur gespielt? Foto: Netflix

Die Ermittler sahen das anders: Sie waren überzeugt, dass die Familie auf Medienpräsenz aus war. Immerhin hatten Richard und Mayumi zuvor bereits in der Reality-Show „Wife Swap“ mitgespielt, der US-Version von „Frauentausch“, und sollen angeblich an einem eigenen TV-Format gearbeitet haben. „Das Ganze sollte sie bekannter machen“, so ein damaliger Ermittler.

Doch Richard Heene widerspricht auch dieser Darstellung entschieden: Warum sollte ich etwas tun, das mich ins Gefängnis bringen könnte? Und was hätte mir ein TV-Deal dann noch gebracht?“ Dass die Familie an „Wife Swap“ teilnahm, erklärt er heute rein finanziell: „Wir brauchten das Geld.

Nach dem Skandal zog die Familie von Colorado nach Florida, um unter dem Radar zu leben. Heute forscht Richard weiter an neuen Erfindungen – und kündigt in der letzten Szene der Doku bereits das nächste „große Ding“ an. Was es ist, bleibt unklar.