Der „Polizeiruf“ bleibt in der zweiten Liga

Polizeiruf 110 heute: Lohnt sich der neue Fall „Spiel gegen den Ball“?

Der „Tatort“ ist nun in der nicht wohlverdienten, aber stark benötigten Sommerpause und kehrt erst am 14. September wieder zurück. Und auch der „Polizeiruf“ macht nach einem letzten Fall für mehrere Monate Urlaub. Gibt es nochmal einen großen Knall vor der Pause oder haut das Ermittlerteam in Küstrin den Ball meterweit am Tor vorbei?

Die Kommissare Vincent Ross (André Kaczmarczyk, re), Alexandra Luschke (Gisa Flake, li) und Wiktor Krol (Klaudiusz Kaufmann, mi) vom deutsch-polnischen Kommissariat in Swiecko untersuchen den Tod von Olivia Briegel, der Präsidentin eines polnischen Amateur-Fußballvereins in Küstrin.
In Küstrin wurde gemordet: Dieses Mal ermitteln das Duo Luschke (links) und Ross (ganz rechts). Foto: rbb/Oliver Feist

Vor vier Wochen war man noch in Rostock, doch nun ermittelt dieser vorab letzte neue „Polizeiruf“ in der Weltstadt Küstrin, an der deutsch-polnischen Grenze. Thematisch treffen zwei deutsche Evergreens aufeinander: Prime-Time-Krimi und Fußball. Doch ist die Kombination das stark-benötigte „Golden Goal“, das der deutsche Krimi braucht, oder hilft hier nur noch eine rote Karte?

„Spiel gegen den Ball“: Worum geht es im neuen „Polizeiruf“?

Wenn man auf der Ladefläche seines LKWs eine Leiche vorfindet, dann weiß man, dass man einen verdammt schlechten Arbeitstag vor sich hat. Die Leiche ist die Besitzerin der Gerüstbaufirma Olivia Briegel, auf deren Firmengrundstück auch der LKW steht. Nun liegt es an Kommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk) und Kommissarin Alexandra Luschke (Gisa Flake) herauszufinden, wie die Leiche dorthin gekommen ist. Und die Ermittlungen führen sie diesmal zu einem deutsch-polnischen Amateurverein, bei dem jeder ein Täter sein könnte – egal, ob der ehemalige Trainer, der neue Trainer oder die jugendlichen Spieler.

Pass verpasst, Chancen nicht wahrgenommen: Der „Polizeiruf“ schwächelt in über die komplette Spielzeit

Eins hat „Spiel gegen den Ball“ dem letzten Fall „Böse geboren“ voraus: Ersterer mutet mit sommerlich schönen Bildern an, passend zur Jahreszeit – nur mit dem Haken, dass man es trotzdem versäumt aktuell zu sein, da der Fall während der EM 2024 spielt. Aber da sich ohnehin niemand an die letzte EM erinnern möchte, wird das wahrscheinlich auch niemanden interessieren.

Ebenso wenig wie an die letzte EM wird sich irgendwer an „Spiel gegen Ball“ erinnern. Um die ständigen Wiederholungen, die in jeder „Tatort“- (Dortmund ausgenommen) oder „Polizeiruf“-Kritik fallen oder fallen sollten, kurzzuhalten: Das Ermittlerteam rund um Ross und Luschke ist blass und schwächelt über die gesamten 90 Minuten. Einwechseln hätte aber auch nicht geholfen – man denke nur daran, wie dieser Fall mit dem Depressions-Duo aus Rostock ausgesehen hätte.

Die drei Drehbuchautoren, die es in ihrer geballten Schaffenskraft gemeistert haben, den wohl durchschnittlichsten Kriminalfall zusammenzuzimmern, scheinen auf jeden Fall Klischees mit Charaktereigenschaften zu verwechseln. Das Einzige, was ich über Ermittler Ross weiß, ist, dass er homosexuell ist und deswegen morgens, wenn Kollegin Luschke ihn abholt, auch zu spät kommt. Das ist progressiv, aber nur in der Hinsicht, dass es früher noch der weibliche Ermittlerpart gewesen wäre, der diese Rolle hätte erfüllen müssen.

Bei Luschke wurde scheinbar jegliche Charaktereigenschaft vergessen: Während Homosexualität vielleicht noch mit viel Kreativität als Charaktereigenschaft durchgehen kann, ist Fußball, obgleich wie sehr dieser Sport in Deutschland verehrt wird, definitiv keine Eigenschaft. Ansonsten ist Luschke manchmal kess und/oder aufbrausend – für mehr Eigenschaften hätte man wahrscheinlich noch mehr Drehbuchautoren gebraucht. 

Foul oder doch eher nur faul? Weitere Schwächen auf allen Seiten

Verdammt, jetzt habe ich doch vergessen, mich kurzzuhalten. Aber wenn wir eh schon beim Thema Schauspiel sind: Einer der drei Drehbuchautoren, vielleicht sogar alle, hat darauf geachtet, dass die Befragten, die Bezug zu Polen haben, auf jeden Fall mit Akzent sprechen sollten. Doch die beste Idee im Drehbuch bringt niemanden etwas, wenn die Schauspieler überwiegend vergessen, sie kontinuierlich durchzusetzen.

Darüber hinaus gibt es Szenen, die einfach seltsam anmuten, weil sie in einem unfassbar kurzen Intervall stattfinden. Zum Beispiel der 13-jährige Marco Briegel (Len Blankenberg), der binnen kürzester Zeit den Badezimmerspiegel einschlägt und sich dann für zwei Sekunden unter die laufende Dusche setzt, bevor er schon wieder darunter hervorkommen muss. Luschke findet für diesen Umstand die schön (un)passenden Worte: „Ist komplett ausgerastet und hat das Badezimmer zerlegt.“ Vielleicht in den Köpfen der Zuschauenden, aber definitiv nicht auf dem Bildschirm. Wenn man bedenkt, dass das Badezimmer schon letztens in Dortmund (nicht wirklich) abgebrannt ist, stellt sich die Frage, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk einfach nicht genug Geld hat, um Badezimmer zu zerlegen. Vielleicht sollte man an den Drehbuchautoren sparen.

„Polizeiruf“: Klischees ohne Ende, aber leider kein Ende

Vielleicht aber auch nicht, denn wie so viele Fälle mittlerweile, hört auch dieser Fall einfach irgendwann auf. Scheinbar war nicht genügend „Man-Power“ vorhanden, um ein wirkliches Ende zu schreiben. Denn wie eh und je, nach knappen 90 Minuten des gemütlichen Ermittelns in der sommerlichen Hitze, hört „Spiel gegen den Ball“ einfach auf.

Manch einer oder manch eine mag nun behaupten, dass man es hier einfach mit einem deprimierenden Ende zu tun hat, aber das ist nicht wahr, denn damit ein Ende deprimierend sein kann, muss es erstmal enden. Wie so häufig bleibt das Publikum demnach mit einem aufgeklärten Fall und unvollendeten Charakteren zurück. Um mal darzustellen, wie unbefriedigend das ist, werde ich diesen Absatz auch einfach nicht …

Keine Nachspielzeit und zum Glück ausgeschieden: Die „Stärken“ des neuesten „Polizeiruf“

Wenn es nicht viel zu genießen gibt, dann fühlen sich 90 Minuten sehr lang an. Dennoch gab es ein paar Dinge, die moderat bis positiv auffielen. Zuerst wäre da eine Kameraeinstellung, bei der man zuerst durch eine Glasscheibe in das Zimmer von Marco hineinblickt und dann durch eine Kamerafahrt ins Wohnzimmer einen Szenenübergang durchführt. Dann gibt es da noch die unfassbar gute Zeile „Du spielt ja wie Lewandowski – nur mit Hirnschaden“, die einer der Fußballjungs, konkret Kevin (Franz Ferdinand Krause), als Beleidigung umherwirft. Und zuletzt gibt es eine schauspielerische Leistung, die hervorsticht:

Hanno Koffler spielt den Fußballtrainer Hannes, der nicht durch große Momente in der Geschichte auffällt, aber es immerhin hinbekommt, einen authentischen Fußballtrainer zu mimen. Bei ihm bekommt man tatsächlich das Gefühl, dass er für diesen einschläfernden Kriminalfall keine Zeit hat und einfach seine Jungspunde weitertrainieren möchte.

Learnings aus der Spielzeit: Ein Fazit zu „Spiel gegen den Ball“

„Woran hat et jelegen? Dat is natürlich immer so die Frage …“ Diese Worte des Stadionsprechers Torsten Knippertz geben die Fragen sehr gut wieder, die man nach einer Sichtung von „Spiel gegen den Ball“ hat.

Der Satz „Ich glaube, das hier wird eine harte Nummer“, den Ermittler Ross am Anfang des „Polizeiruf“ spricht, trifft nur in der Hinsicht zu, dass es tatsächlich hart war in dieser sommerlichen Langweile hinzugucken. Obwohl die Lage ernst ist, ist hier alles zu gemütlich, aber nicht, weil hier durch Witze oder ähnliches alles aufgelockert wird, sondern weil dieser Fall in dieser kleinen Grenzstadt einfach viel zu gemütlich und uninspiriert ist. Eine rote Karte auf der narrativen und technischen Ebene. Wer schon immer keinen Spaß haben wollte, sollte sich definitiv „Spiel gegen den Ball“ ansehen.

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