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„Napoleon“: Wie gut ist das neue Epos von Ridley Scott? | Kritik

Mit „Napoleon“ zeichnet Ridley Scott ein episches Gemälde vom Leben des Franzosen. Warum sich der Kinobesuch lohnt erfahrt ihr in unserer Kritik.

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„Napoleon“: Wie gut ist das neue Epos von Ridley Scott? | Kritik
Joaquin Phoenix spielt „Napoleon“ Bonaparte Foto: Apple
Inhalt
  1. Wegen „Napoleon“: Ridley Scott unter Beschuss
  2. „Napoleon“: Historische Korrektheit ist eine Illusion 
  3. Scotts Napoleon ist nicht gleich echter Napoleon 
  4. „Napoleon“: Grandiose Schlachtszenen 
  5. „Napoleon“ Fazit: Gebt dem Mann endlich einen Oscar! 

Er hatte sie alle. Mit „er“ ist der britische Filmproduzent Ridley Scott (85) gemeint und mit „sie“ die Genres, denen sich das Ausnahmetalent in seiner Karriere angenommen hat. Ob Kriegsfilm („Black Hawk Down“), Science-Fiction („Alien“), Fantasy („Legende”) oder Abenteuer-Drama („Thelma & Louise“) – es gibt einfach nichts, was er nicht kann. Jetzt versuchte sich der renommierte Regisseur wieder einmal an einem Historienfilm. Diesmal hatte es ihm Napoleon angetan.  

Die Faszination für den Feldherrn ist nachvollziehbar, denn er scheint genauso vielseitig zu wie das Genre-Repertoire von Ridley Scott. Visionär, ein Patriot, ein skrupelloser Kriegstreiber, ein hoffnungsloser Romantiker und in Russland sogar eine Blätterteig-Schichttorte. Welchen Napoleon zeigt uns Scott? 

Es ist sein inzwischen 28. Film und läuft seit dem 23. November in den deutschen Kinos. Der Actionstreifen ist ab 12 Jahren freigegeben und dauert insgesamt zwei Stunden und 38 Minuten. Sage und schreibe 200 Millionen Dollar sollen für die Produktion ausgegeben worden sein – ob es sich gelohnt hat?  

 

Wegen „Napoleon“: Ridley Scott unter Beschuss

Ridley Scott musste in den letzten Tagen viel Kritik für seinen neuen Film einstecken. Vor allem die französischen Medien, wie „Le Point“ und „Le Figaro“ waren „pas amusé“. Doch ähnlich wie sein Titelheld „Napoleon“ scheint auch Scott Kritik nicht zu mögen.  

Allen, die seinen Streifen bisher nicht zu wertschätzen wussten, zeigte er den verbalen Mittelfinger: „Die Franzosen mögen sich nicht mal selbst“, entgegnete der Filmproduzent den harschen Worten aus Paris. Auch für jene, die nicht von der Darstellung histoprischer Gegebenheiten im Film überzeugt waren, hatte der Brite eine Antwort: „Get a Life“. 

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Auch wenn die Art und Weise, so mit kritischen Stimmen umzugehen, einen skurrilen Charme versprüht, so sind diese Anmerkungen dennoch fairerweise berechtigt. Marie Antoinette trug bei ihrer Hinrichtung beispielsweise keine opulente Perücke, wie in Scotts Inszenierung, sondern hatte bereits kurzgeschorenes Haar, als sie zur Guillotine geführt wurde. Auch soll Napoleon nicht, wie im neuen Film, beim blutigen Spektakel zugesehen haben, genauso wenig wie er auf die Pyramiden in Ägypten geschossen haben soll.  

Viele Historiker meinen auch, dass die Allianz zwischen Napoleon und der sechs Jahre älteren Joséphine de Beauharnais im wahren Leben mehr Vorteile für den damals noch jungen General als für die Verwitwete hatte. Von ihren guten Verbindungen zu politischen Lagern in Frankreich soll der Feldherr enorm profitiert haben. Im Film heiratet sie Napoleon nicht aus Liebe, sondern aus Berechnung, da sie sozialen Status und finanzielle Sicherheit will. Die Liebe entwickelt sich mit der Zeit.

 

„Napoleon“: Historische Korrektheit ist eine Illusion 

Dass er es mit der historischen Genauigkeit nicht genau nimmt, erklärt der Regisseur wie folgt: „Es gibt 2.500 Bücher über Napoleon. So viele sind über keinen anderen Herrscher geschrieben worden. Abgesehen von Jesus. Wenn also über einen Menschen schon so viel geschrieben wurde, gibt es ziemlich viel Vages, ziemlich viele Vermutungen, ziemlich viel Hinzufantasiertes. 200 Jahre später muss ich erstmal sondieren und Dinge aufdröseln, darüber spekulieren, was wirklich passiert sein könnte. In den 2.500 Büchern steckt also schon jede Menge Spekulation. Jeder Historiker hat seine eigene These. Aber niemand war wirklich dabei. Woher wollen sie es also wissen?"  

Dennoch dürften viele der Wahrheit entsprechenden Details in Ridley Scotts Biopic viele Historiker glücklich stimmen. Da wäre zum Beispiel die Krönung Napoleons in der Pariser Kathedrale Notre Dame. Während der Zeremonie sorgte der Imperator für einen Eklat, indem er dem Papst kurzerhand die Krone entriss und sich diese selbst aufsetzte.

Auch macht Joaquin Phoenix (49) als französischer Kaiser gerne mal in den unpassendsten Momenten die Augen zu. Napoleon soll in Wahrheit aufgrund seines chronischen Schlafmangels ebenfalls öfters einfach mal eingenickt sein. Diese charmanten Details konnten Scotts Film jedoch nicht vor weiterem Gemeckere retten. 

Kritisiert wird auch, dass die Charaktere von Napoleon und Joséphine nicht sehr ausgefeilt waren. Das kann der verkürzten Version geschuldet sein. In Napoleons Leben war ja so einiges los – alles in nur zwei Stunden und 38 Minuten zu erzählen scheint ein Ding der Unmöglichkeit. In vier Stunden und zehn Minuten möchte Ridley Scott es aber versuchen. Eine „Director’s Cut“-Version von „Napoleon“ ist geplant. Da sollen auch die Hauptfiguren mehr Liebe und Beachtung bekommen. 

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Scotts Napoleon ist nicht gleich echter Napoleon 

Scott stellt den Imperator in der Beziehung als lüsternen, aber offensichtlich schlechten Liebhaber, ohne jegliches Einfühlungsvermögen dar. Er stempelt die arme, beim Koitus teilweise apathisch wirkende, Joséphine, als sei sie eine Briefmarke.  Heinrich Heine schrieb einst über Bonaparte: „Napoleon ist nicht von dem Holz, woraus man Könige schnitzt – er ist von jenem Marmor, woraus man Götter macht.“ Christian Morgenstern bezeichnete Napoleon als ein Naturereignis. Bei Ridley Scott kommt der Kaiser nicht ganz so gut weg. Er ist ein taktisches Genie auf dem Schlachtfeld, welches jedoch sofort zum unsicheren, infantilen Rüpel mutiert, sobald es den Kriegsschauplatz verlässt.  

Sein politisches Geschick, dass er beispielsweise zahlreiche signifikante Reformen, wie den Code Civil, durchführte oder sich außerordentlich für die Bildung und Wissenschaft einsetzte, lässt der britische Filmemacher außen vor.  

Es scheint beinahe so, als habe Scott mit einer kleinen Prise künstlerischer Freiheit seinen ganz eigenen Bonaparte gebacken. Der Auffassung scheint auch Hauptdarsteller Joaquin Phoenix zu sein. Wer Napoleon wirklich verstehen wolle, solle sich lieber selbst das Wissen aneignen, da der Film den Kaiser durch die Augen von Ridley Scott zeige. Dennoch schmeckt seine Figur und überzeugt durch seinen überraschend vielschichtigen Charakter. Er ist abstoßend, anziehend, bemitleidens- und bewundernswert, furchteinflößend und lächerlich zugleich. Der narzisstische General erobert phasenweise nicht nur Frankreich und Joséphine, sondern schließlich ebenso das Zuschauer-Herz – auch wenn sich alles dagegen zu wehren scheint. Seine leidenschaftliche, wenn auch zerstörerische Liebe für Frankreich, seine Armee und Joséphine geht unter die Haut. 

 

„Napoleon“: Grandiose Schlachtszenen 

Das absolute Highlight des Historien-Epos sind neben der Hauptfigur aber zweifelsohne die Kampfszenen. Ridley Scott ist bekannt für seine ikonischen Bildwelten. Auch „Napoleon“ ist da keine Ausnahme. Sei es die Szene, als sich Napoleon selbst zum Kaiser krönt, umgeben von so viel Gold, dass selbst das Gemälde „Die Krönung von Notre Dame“ von Jacques Louis David bei diesem Anblick elendig verblasst. Oder sei es Moskau das, durch eigene Hand in Brand gesetzt, auf der Leinwand imposant lichterloh in Flammen aufging.

Doch es sind besonders die Kampfhandlungen die einem den Atem rauben und die Herzen von Action-Fans höherschlagen lassen. Zum Beispiel die Szene, die die Belagerung von Toulon zeigt. Dort bekämpft Napoleon gnadenlos die Royalisten. Es knallt, es brennt und es ist laut. Und selbst die teilweise widerlichen Sequenzen, als beispielsweise eine Kanonenkugel direkt in das Herz von Napoleons Pferd rast und die Brust des Tiers großflächig zerreißt, bleiben in ihrer Ästhetik faszinierend.

Besonders imposant ist auch die Darstellung der „Dreikaiserschlacht“ bei Austerlitz, als Napoleon das russisch-österreichische Heer aufs Eis trieb. Die Eisdecke bricht unter dem Beschuss der französischen Artillerie zusammen und die verletzten Soldaten fallen ins eiskalte Wasser, während ihr Blut dieses wie rote Tine färbt.

 Nicht weniger episch ist die Inszenierung von Napoleons größter Niederlage bei Waterloo. Beeindruckend ist vor allem die Darstellung dynamischer Formierung der alliierten Truppen zu Karrees, welche die französische Armee verzweifelt zu umzingeln versuchte.

 

„Napoleon“ Fazit: Gebt dem Mann endlich einen Oscar! 

Mit zwei Emmys wurde Scott bereits ausgezeichnet, viermal wurde er für den Oscar nominiert. Mitnehmen durfte er den Goldjungen aber noch nie. Vielleicht ändert sich das jetzt mit „Napoleon“, zu wünschen wäre es ihm jedenfalls. Es gibt wenige historische Filme, die über zwei Stunden gehen und einen nicht selbst zum schlafenden Napoleon werden lassen. Alle 158 Minuten sind tatsächlich unterhaltsam. Es ist ein ästhetischer Haudrauf-Streifen mit brillanter Kamera-Führung, herausragenden Schauspielern und ein wenig Liebe, die vielleicht etwas zu kurz kommt, aber dennoch berührt. Insgesamt ist es ein Meisterwerk, welches unbedingt im Kino genossen werden sollte.

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