Die zwei Männer hinter den Rennfahrern

„F1“: Jerry Bruckheimer und Joseph Kosinski sprechen über Rennfahrer und Brad Pitts Aberglauben

Jerry Bruckheimer ist einer der bekanntesten Produzenten Hollywoods und Joseph Kosinski einer der begehrtesten Regisseure. Wenn die beiden zusammenkommen, dann entstehen nicht nur milliardenschwere Blockbuster, sondern auch interessante Interviews!

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Video: TV Movie

Anlässlich ihres neuesten Projekts „F1“ sprechen Jerry Bruckheimer und Joseph Kosinski über alles Mögliche: Wer war die Inspiration hinter Brad Pitts Sonny Hayes? Was macht einen guten Blockbuster aus? Und was steckt hinter Jerry Bruckheimers Obsession mit schnellen Fahrzeugen?

(No) Trains, Planes and Automobiles: Jerry Bruckheimer und Joseph Kosinksi im Interview

Jonas Kretzer, TVMovie Online: Jerry, wenn man die Filme betrachtet, die du produzierst, fällt etwas Interessantes auf: Egal, ob „Top Gun: Maverick“, „Gone in Sixty Seconds“ oder „Der Zauberlehrling“ – all diese Filme haben entweder schnelle Vehikel oder eine Verfolgungsjagd mit einem schnellen Vehikel. Hast du dafür eine Vorliebe oder ist das reiner Zufall?

Jerry Bruckheimer: Nein, ich habe definitiv eine Vorliebe dafür – daran gibt es keinen Zweifel. Ich bin in Detroit aufgewachsen und da gibt es eine große Autokultur; alles dreht sich um die „Motor City“. Wenn du dort aufwächst, dann ist es einfach in deinen Genen. Und ich bin mir ziemlich sicher, wenn man in bestimmten Teilen Deutschlands aufwächst, dort wo BMW oder Mercedes sind, dass man davon einfach fasziniert ist, wenn man dort erwachsen wird.

Kretzer: Und warum hat man sich dafür entschieden, die Geschichte eines fiktiven Rennfahrers zu erzählen? Normalerweise würde man ja ein Biopic erzählen, da das eine sichere Sache ist.

Joseph Kosinksi: So sehr ich die Dokumentationen über Ayrton Senna liebe – ich meine, für mich ist das eine der großartigsten Formel 1-Dokumentationen, die je gemacht wurden, aber ich hatte kein Interesse daran, eine Dokumentation zu drehen. Ich wollte eine emotionale und unterhaltende Geschichte in der Rennwelt erzählen … und vor allem wollte ich schon immer mit Brad Pitt arbeiten. Und ich hatte so eine Vorahnung, dass er auch Interesse daran haben würde, einen solchen Film zu machen. Also haben wir das gemacht und nun bin ich schlussendlich hier im Interview für den Film.

Kretzer: Die Dreharbeiten für den Film waren sicher eine ganz schöne Herausforderung, wenn man bedenkt, dass der Film während echter Formel-1-Rennen gedreht wurde. Lief dennoch alles recht reibungslos oder ist man auf große Probleme gestoßen?

Joseph Kosinski: Selbstverständlich sind wir auf Probleme gestoßen.

Jerry Bruckheimer: Jeden Tag.

Joseph Kosinski: Es gab das Wetter, es gab den Zeitplan, der Formel-1-Rennen, über den wir keine Kontrolle hatten. Als es Unfälle auf der Strecke gab, haben wir manchmal unser Zeitfenster für die Dreharbeiten verloren und dann mussten wir alles über den Haufen werfen. Aber das ist auch das, worum es beim Drehen von Live-Action-Filmen geht.

Kretzer: Was ist eurer Meinung nach der große Unterschied zwischen „F1“ und anderen Rennsportfilmen?

Jerry Bruckheimer: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, es ist die Story. Es ist eine emotionale Story und das ist alles, was zählt. Der Film ist „Rocky auf Steroiden“: Es geht darum, seinen Ruf aufzubessern, es geht um Teamwork, es gibt eine Romanze, es gibt Humor, es gibt einen fantastischen Soundtrack – es ist ein Sommerfilm. Ich erinnere mich an die anderen Rennfilme nicht mehr so gut, auch wenn ich sie alle gesehen habe, aber um vollends ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass sie all diese Elemente bedient haben.

Kretzer: Und um noch einmal auf Sonny Hayes zurückzukommen: Die gesamte Glückskomponente des Charakters – worauf basiert die?

Joseph Kosinski: Die Idee, dass Sonny beispielsweise zwei verschiedene Socken während der Rennen trägt, kommt tatsächlich aus der Welt von Formel 1. Einer der Teamchefs hat uns die Geschichte eines Rennfahrers erzählt, der versehentlich zwei verschiedene Socken angezogen hat, aber dann zum ersten Mal jemals ein Rennen gewonnen hat. Das war dann auch der Grund dafür, dass er das in seiner Karriere immer gemacht hat. Und dann haben wir bemerkt, dass viele der Fahrer Aberglauben haben – und sogar Brad Pitt. Brad hat auch im echten Leben abergläubische Tendenzen: Er konnte zum Beispiel nur von der linken Seite ins Rennauto einsteigen. Er hat seine Handschuhe in einer bestimmten Reihenfolge angezogen. Sein Gürtel musste auf eine bestimmte gezurrt werden. Ich denke, wenn es darum geht, sein Leben zu riskieren, ist ein solches Verhalten ganz normal.