Fernsehen

„Der Schwarm“-Kritik zur Serie: Nicht zum Schwärmen, aber sehenswert

Wie gut ist die ZDF-Serie „Der Schwarm“ wirklich? Hatte Frank Schätzing mit seiner Kritik recht? Wir haben genau hingeschaut!

Kritik zu Der Schwarm: Ist die ZDF-Serie sehenswert?
Ist „Der Schwarm“ sehenswert? Hier im Bild: Roscovitz (Klaas Heufer-Umlauf, l.), Charlie Wagner (Leonie Benesch), Alban (Oliver Masucci, r.). Foto: ZDF und Fabio Lovino.

Lange warteten Fans von Frank Schätzings Science-Fiction-Thriller über das Aufbegehren der Meere auf eine Verfilmung des Bestseller-Romans von 2004. Als das ZDF 2018 dann endlich ankündigte, sich des Mammut-Projekts annehmen zu wollen, war die Aufregung groß. Die Erwartungen stiegen ins Unermessliche, als immer wieder von der „aufwendigsten und teuersten deutschen Fernsehproduktion aller Zeiten“ die Rede war – und genau hier liegt das Problem. 40 Millionen Euro mag viel Geld für den deutschen Markt sein, doch großen US-Serien steht dieses Budget teils für eine einzelne Folge zur Verfügung. 

ZDF-Serie „Der Schwarm“: Hat Frank Schätzing mit seiner Kritik recht?

Wir haben sechs Folgen des Öko-Thrillers vorab gesehen und wissen, wieso die Serie schon so kurz nach ihrem Start jede Menge Kritik einstecken musste. Am lautesten kam die ausgerechnet aus der Ecke von „Der Schwarm“-Erfinder Frank Schätzing. Der war anfangs noch an dem Projekt beteiligt, distanziert sich heute aber davon. Im Interview mit „Die Zeit“ betonte der Autor beispielsweise, die Produktion sei unter ihren Möglichkeiten geblieben. „Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV“, so der 65-Jährige. Im Gedächtnis geblieben sein, dürfte auch sein Spruch: „Es pilchert mehr, als es schwärmt.“ In Teilen hat Schätzing damit recht, doch man merkt, dass auch verletztes Ego aus ihm spricht.

„Der Schwarm“-Kritik: Aus Frank Schätzing sprach wohl auch verletztes Ego

Zwar schafft es die Serie tatsächlich nicht, die vielen Protagonist:innen für das Publikum greifbar bzw. nahbar zu machen, was nicht zuletzt an den Monologen liegt, denen es hier und da an Kreativität und Spannung mangelt. Was Frank Schätzing jedoch vergessen zu haben scheint bzw. schlicht und einfach nicht auf dem Schirm hat: Sein „Der Schwarm“ ist vor allem im Hinblick auf die Figurenzeichnung und die Darstellung der Geschlechterverhältnisse nicht gerade das Gelbe vom Ei! Kein Wunder also, dass es ihn stört, dass die Drehbuchautor:innen der Serie (Steven Lally, Marissa Lestrade, Chris Lunt, Michael A. Walker und Showrunner Frank Doelger) diesen Umstand augenscheinlich bemerkt haben. Eine sehr kluge Entscheidung der Macher war es nämlich, Schätzings Wissenschaftswelt diverser und weiblicher zu machen.

Alexander Karim als Dr. Sigur Johanson in Der Schwarm
Alexander Karim als Sigur Johnson. Foto: ZDF und Andreas Franke

Besonders gelungen: Sigur Johanson, im Roman eine der zentralen Figuren und Frank Schätzings Alter Ego (Letzteres wurde aus gutem Grund zumindest oft gemutmaßt), ist in der Serie nicht länger ein draufgängerischer Womanizer. Stattdessen verkörpert ihn der schwedische Schauspieler Alexander Karim als gutaussehenden Nerd, dem nichts ferner liegen könnte als toxische Männlichkeit. „Weichgespült zur liebeskranken traurigen Gestalt“, nennt es Schätzing gegenüber der „Zeit“. Damit spielt er wohl auch auf die Tatsache an, dass sich Frank Doelger und Co. dazu entschlossen, den Altersunterschied zwischen Sigur und der Meeresökologin Tina Lund (in der Serie verkörpert von Krista Kosonen) deutlich zu verkleinern. „Die Darstellung der Liaison zwischen einem älteren weißen Mann und einer 20 Jahre jüngeren Frau ist nicht zeitgemäß“, so die Erklärung des Showrunners. Tatsächlich war die Art, wie Frank Schätzing Sigur Johanson in seinem Roman porträtierte, einer der großen Augenroll-Faktoren. Dass die Serie ihn vom Alpha-Macho zu einer liebenswerten Figur macht, kann man als Zuschauer:in also nur dankend abnicken.

„Der Schwarm“: Eines hat die Serie dem Roman allemal voraus: kein unnötiges Fachsimpeln

Frank Schätzing verwendete in seinem Buch zudem etwas zu viel Zeit darauf, mit seinem Fachwissen zu glänzen. Im Roman schwärmt es also mehr, als es pilchert, möchte man sagen. Die Serie hingegen gibt sich Mühe, das wissenschaftliche Geschehen so aufzubereiten, dass die Zuschauer:innen auch verstehen, was vor sich geht. Hier etwas zu verknappen und zu vereinfachen, steht der Serie gut zu Gesicht. Immerhin bedarf es keiner langen Liturgie an Fachbegriffen aus Biologie und Meteorologie, um zu begreifen, dass die Natur hier gegen die Menschheit aufbegehrt und zum Angriff übergeht.

Making-Of: Der Schwarm hinter den Kulissen
Making-Of: So wurden Teile von „Der Schwarm“ gedreht. Foto: ZDF und Fabio Lovino

Bei einem Punkt muss man Frank Schätzing jedoch beipflichten: „[Die] globale Dimension der Bedrohung [ist in der ZDF-Produktion] nicht spürbar.“ Die vereinzelt sehr starken Special Effects, bei denen Wale Boote angreifen oder ein Tsunami über die Küste hereinbricht, reichen nämlich nicht aus, um eine adäquate Panik-Stimmung heraufzubeschwören. Gerne hätte man als Zuschauer:in erfahren, wie die Gesellschaft mit der wachsenden Bedrohung durch die Ozeane umgeht. Doch die Serie spart die Reaktion der Allgemeinheit gänzlich aus und konzentriert sich lieber auf das direkte Umfeld der Wissenschaftler:innen, die die verschiedenen Phänomene untersuchen. Hier verschenkt sie in der Tat Potenzial, denn mit diesem Element hätte man der Produktion eine Roland-Emmerich-haftes Endzeitstimmungs-Flair verleihen können, das man beim Schauen vermisst.

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„Der Schwarm“: Nicht alles ist gelungen, doch der Griff zur Fernbedienung lohnt sich

Alles in allem ist die Serie jedoch sehenswert, denn ihre Thematik ist heute wie damals zeitgemäß. So kritisieren die Protagonist:innen sich beispielsweise selbst und legen sich zur Last, der Zerstörung der Natur bislang eher passiv beigewohnt zu haben, statt die richtigen Schlüsse zu ziehen und zu intervenieren. So wird das TV-Publikum durch eindrucksvolle Bilder und die spannende Story unterhalten, während es auch lehrreiche Schlüsse über den Umgang mit der Natur zieht (etwas, das sich natürlich auch Schätzings Roman auf die Fahne schreiben darf). Positiv zu erwähnen bleibt zu guter Letzt auch der Umstand, dass es sich bei „Der Schwarm“ um eine Öko-Produktion handelt, die beispielsweise nur in Italien gedreht wurde, um Cast und Crew nicht unnötig durch die Welt schicken zu müssen. Im Lichte des übergeordneten Themas von „Der Schwarm“ nicht nur eine logische Konsequenz, sondern auch ein lobenswerter Ansatz, den man durchaus mit guten Einschaltquoten belohnen darf.  

In der ZDFmediathek liegen die ersten drei Folgen von „Der Schwarm“ seit dem 22. Februar 2023 zum Stream bereit. Am Mittwoch, 1. März 2023, um 10.00 Uhr erscheinen Folge 4, 5 und 6, die Folgen 7 und 8 werden am Mittwoch, 8. März 2023, um 10.00 Uhr veröffentlicht. Im ZDF laufen Folge 1 und 2 am Montag, 6. März 2023, 20.15 Uhr, Folge 3 und 4 erwarten euch am Dienstag, 7. März 2023, 20.15 Uhr, Folge 5 und 6 dann am Mittwoch, 8. März 2023, 20.15 Uhr. Die finalen Folgen 7 und 8 werden am Donnerstag, 9. März 2023, 20.15 Uhr im Free-TV ausgestrahlt. Den Trailer zu seht ihr hier:

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