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Fernsehen

„Der Schwarm“-Produzent enthüllt wahren Grund für Differenzen mit Frank Schätzing

Frank Schätzing hat die ZDF-Serie „Der Schwarm“ scharf kritisiert. Im Interview enthüllt Showrunner Frank Doelger den wahren Grund, warum sich der Schriftsteller aus dem Projekt zurückziehen musste.

Frank Doelger, Produzent der ZDF-Serie "Der Schwarm", will die Kritik von Autor Frank Schätzing nicht unkommentiert lassen!
Das sagt Frank Doelger, Produzent der ZDF-Serie „Der Schwarm“, zu Frank Schätzings Kritik an der Adaption seines Romans. (Symbolbild) Foto: IMAGO / Future Image und IMAGO / Eventpress
Inhalt
  1. Frank Doelger hatte Zweifel, dass sich „Der Schwarm“ wirklich auf die Bildschirme bringen lässt
  2. „Der Schwarm“: Roman und Serie unterscheiden sich deutlich
  3. „Der Schwarm“-Showrunner Frank Doelger äußert sich zu Frank Schätzings Kritik – und stellt eine Sache klar
  4. Frank Doelger im Interview: „Ich glaube, [Frank Schätzing] ist komplett fehlgeleitet“

Im Rahmen der 73. Berlinale trafen wir „Der Schwarm“-Produzent Frank Doelger zum Interview. Der Emmy-Award-Gewinner ist vor allem für seine Arbeit an der HBO-Serie „Game of Thrones“ (2011), „The Frankenstein Chronicles“ (2015) oder „Muhammad Ali's Greatest Fight“ (2013) bekannt, jetzt war er federführend für die Produktion der ZDF-Adaption von Frank Schätzings Bestseller-Roman verantwortlich. Die Kritik des Autors kann er nur bedingt verstehen und stellt im Gespräch mit „TV Movie Online“-Redakteurin Anna Peters klar, was wirklich zu den Differenzen und Schätzings Ausstieg geführt hat.

 

Frank Doelger hatte Zweifel, dass sich „Der Schwarm“ wirklich auf die Bildschirme bringen lässt

Er habe das Projekt mehrfach abgelehnt, betont Frank Doelger im Interview. Vielleicht ahnte er damals bereits, dass die Zusammenarbeit mit dem Schöpfer der Buchvorlage schwierig werden würde. „Ich habe es mehrfach gelesen. Ich habe es abgelehnt, weil ich dachte, wie sollen wir dieses 900-seitige, wissenschaftlich sehr spezifische Buch mit einer derart ambitionierten Handlung umsetzen […]?“ Was wie ein Katastrophenfilm beginne, wandle sich auf den letzten 200 Seiten zu einem komplett anderen Genre. „Aber ich mag den Anfang, und ich fand es interessant, dass viele der Dinge, über die er vor fast 20 Jahren sprach, tatsächlich eingetreten sind. Es gab im Sommer Berichte über Orcas, die Fischerboote angreifen. Man geht davon aus, dass die Orcas um die Fische kämpfen, die man ihnen stiehlt. Wie viele Sommer haben wir gesehen, in denen Quallenschwärme Häfen befallen? Überall gibt es diese Zuchtanlagen für Meeresfrüchte. Die Austern, die Muscheln werden alle vergiftet. Neue Arten werden entdeckt, die sich aufgrund der Umwelteinflüsse sehr seltsam verhalten. All diese Dinge, die [Frank Schätzing] im Jahr 2003 vorhergesagt hatte, schienen wirklich einzutreten.“ Während Frank Doelger spricht, schwingt viel Wertschätzung für die Gedankenwelt des Romanautors mit.

 

„Der Schwarm“: Roman und Serie unterscheiden sich deutlich

Ohne Änderungen hätte man das Projekt jedoch keinesfalls realisieren können. „Wir haben uns entschieden, das Alter vieler Charaktere zu senken und – wie aufgefallen sein dürfte - das Geschlecht [einiger Figuren zu ändern] sowie mehr Vielfalt reinzubringen.“ Der Roman hingegen gebe „vielen älteren weißen Männern und etablierten Wissenschaftlern“ eine Bühne. „Weißt du, ich persönlich mag keine Dramen, in denen Helden heldenhaft handeln. Ich möchte ein Drama machen, in dem die normalen Menschen, jüngere Menschen, zu Helden werden.“ Indem man einige von Schätzings Figuren zu unerfahreneren Doktorandinnen und Doktoranden gemacht haben, spreche man automatisch auch ein breiteres Publikum an. Zudem seien die wissenschaftlichen Inhalte so leichter verständlich.

Doch bei diesen Abwandlungen blieb es nicht. „Wir haben uns dazu entschieden, [die Handlung] in die Gegenwart zu verlegen. [Erst dann konnte ich] endlich eine Vision entwickeln, wie ich die Geschichte beenden könnte. Die war jedoch radikal anders.“ „Der Schwarm“ als Serie zu konzipieren, sei wie ein Labyrinth gewesen, bei dem man lediglich den Anfang und das Ende kenne. „Ich habe unseren Partnern gesagt, dass es nicht einfach wird. Wie in einem Labyrinth biegt man rechts ab und es ist eine Sackgasse, man biegt links ab, wieder eine Sackgasse. Du gehst rückwärts, du gehst vorwärts. Und ich sagte: ‚Ihr müsst uns Zeit geben. Wir werden das nicht hinbekommen. Es wird viele Irrwege geben, durch die wir uns durchkämpfen müssen, weil man einen Roman nicht in einer geraden Linie an eine achtstündige Fernsehserie anpassen kann.“ Zweifel daran, dass die Buchvorlage stark genug sei, habe es nie gegeben.

 

„Der Schwarm“-Showrunner Frank Doelger äußert sich zu Frank Schätzings Kritik – und stellt eine Sache klar

Auf Frank Schätzings Kritik angesprochen, wird Doelger deutlich. „Ich will etwas klarstellen: Frank Schätzing wurde nie engagiert, um das Drehbuch für die Serie zu schreiben. Ich wurde auch nicht eingestellt, um die Serie zu schreiben. Aus dem Vertrag ging hervor, dass ich acht Entwürfe schreiben soll. Frank Schätzing wurde gebeten, mit mir zusammenzuarbeiten. Ihm wurde weder die Rolle des ausführenden Produzenten angeboten, noch zugesichert, als solcher in den Credits erwähnt zu werden. Ich weiß nicht, wie diese Geschichte an die Öffentlichkeit gelangt ist. Ich weiß nicht, ob Frank es so dargestellt hat, aber vertraglich ist es nicht korrekt.“ Alles fing vielversprechend an. Doelger habe mit dem Romanautor zusammengearbeitet und dieser habe seine Entwürfe abgesegnet. „Was dann passiert ist, war, dass wir erhebliche kreative Unterschiede hatten.“ Frank Schätzing habe darauf gepocht, die Handlung weiter in die Zukunft zu verlegen. „Er hatte Ideen, die den Roman in meinen Augen wirklich mehr verändert hätten, als ich für notwendig hielt. Und wir wollten es auch nicht politisch machen.“

 

Frank Doelger im Interview: „Ich glaube, [Frank Schätzing] ist komplett fehlgeleitet“

Frank Schätzing habe das anders gesehen. „[Er] wollte es sehr politisch machen", so Doelger. So habe der Romanautor beispielsweise darauf gepocht, „Fridays for the Future" zum Thema zu machen. „[Aber] das ist ein lokales Phänomen. Ich glaube nicht, dass es viele Länder auf der Welt gibt, die eine solche Bewegung haben. Und wir haben sehr sorgfältig mit all unseren Wissenschaftlern und Experten zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass die großen Themen des Klimas durch die Figuren abgedeckt werden. Aber wir wollten nicht, dass die Charaktere auf Podesten sitzen und Vorträge halten."  Viel eher habe man vermitteln wollen, dass etwas furchtbar aus dem Gleichgewicht geraten sei - und das Publikum eigene Schlüsse ziehen lassen. Er habe Frank Schätzings Kritik bereits widerlegt, so Doelger weiter. „Ich glaube, [Frank Schätzing] ist komplett fehlgeleitet. Und nochmal: Am Ende müssen die Zuschauer sich eine eigene Meinung bilden, wenn sie es sehen.“

Man sei nicht daran interessiert gewesen, eine Art Studie aus „Der Schwarm“ zu machen, die sich damit beschäftigt, wie Menschen heutzutage in sozialen Medien kommunizieren. Hier bleibt der Produzent vage. Anscheinend war es Teil von Schätzings Vision, sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook in der Serienadaption eine zentrale Rolle zuteilwerden zu lassen. „Und ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass ich viele Anpassungen vorgenommen habe“, verteidigt sich Frank Doelger. Die Art von Problemen, die er mit dem „Schwarm“-Autor hatte, habe es zuvor noch nie gegeben. „Bei ‚Game of Thrones‘ habe ich sehr eng mit George R.R. Martin zusammengearbeitet. Ich habe Adaptionen der Werke einiger der angesehensten Autoren der englischen Sprache gemacht, William Trevor, Ernest Gaines. Und das Erste, was ich ihnen jeweils zu Beginn eines Meetings gesagt habe, war, dass eine erfolgreiche Adaption für sich selbst stehen muss.“ Man müsse dem Kreativteam die Freiheit geben, den Stoff von einem Genre in das andere zu übertragen. „Und das fällt Schriftstellern sehr schwer. Für mich war das aber absolut essenziell und ich glaube, dass Frank damit nicht einverstanden war. Deshalb sind wir getrennte Wege gegangen.“

ZDF-Neo zeigt die Serie „Der Schwarm“ nun noch einmal. 

 


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