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„She Came to Me“-Kritik: Überladen! Miller lässt Peter Dinklage untergehen

„She Came to Me“ feierte auf der 73. Berlinale mit großem Tamtam Premiere. Doch lohnt sich der Gang ins Kino überhaupt?

Ist "She Came to Me" mit Peter Dinklage und Anne Hathaway sehenswert?
Ist „She Came to Me“ mit Peter Dinklage und Anne Hathaway sehenswert? Foto: © Protagonist Pictures

„She Came to Me“ ist der sechste Film der US-amerikanischen Regisseurin und Schriftstellerin Rebecca Miller. Die Tochter des berühmten Autors Arthur Miller („Death of a Salesman“ (dt. „Tod eines Handlungsreisenden“, 1950) schrieb nicht nur das Drehbuch für die romantische Komödie, die am 16. Februar 2023 als Eröffnungsfilm der 73. Berlinale gezeigt wurde, sie führte auch Regie.

„She Came to Me“ erzählt die Geschichte des Opernkomponisten Steven Lauddem (Peter Dinklage), dessen Leben auf den Kopf gestellt wird, als er die exzentrische Schlepperkapitänin Katrina (Marisa Tomei) trifft. Problem daran ist nur, dass Steven eigentlich mit der Psychiaterin Patricia (Anne Hathaway) verheiratet ist. Die bekommt von der verrückten Begegnung zwischen ihrem Mann und Kathrina jedoch nicht allzu viel mit, da sie unter Ordnungswahn und religiösen Zwangsvorstellungen leidet und sich zusätzlich auch noch mit den Problemen ihrer Patienten herumschlagen muss – als wären ihre eigenen nicht gravierend genug. Doch damit nicht genug, denn es gibt da ja auch noch Patricias Sohn Julian (Evan Ellison) und dessen Freundin Tereza (Harlow Jane). Deren Mutter Magdalena (Joanna Kulig) arbeitet als Putzhilfe für die Lauddems, ihr Mann Trey (Brian d’Arcy James) wiederum ist ein ultrakonservativer Gerichtsstenograf und selbst ernannter Staatsanwalt, der sich für historische Rollenspiele begeistert. Es bedarf also schon fast keiner Erwähnung mehr, dass die Handlung des Films mehr als überladen ist. Womit wir direkt beim Kern der Sache wären!

 

Kritik zu „She Came to Me”: Viel los, aber wenig Zeit

Rebecca Miller hat so viele komplexe Erzählstränge zusammengefügt, dass den Zuschauer:innen bereits nach kurzer Zeit der Kopf schwirrt. Jede einzelne Figur, jede Nebenhandlung für sich, ist unfassbar interessant, doch am Ende bleibt jede von ihnen auf der Strecke. Peter Dinklages Rolle, die er stark und überzeugend spielt, hätte genug Stoff für eine packende Story geliefert. Doch so herrscht eben Chaos!

Gerne hätte man mehr über die Beziehung zwischen Tereza und ihren Stiefvater Trey erfahren, einem Mann, der „nie lügt“ und „niemals etwas vergisst“. Ersteres darf natürlich bezweifelt werden, Letzteres stellt er eindrucksvoll unter Beweis, als er von der Beziehung seiner 16-jährigen Stieftochter und dem zwei Jahre älteren Julian erfährt. Der ist zu Treys verkapptem Bedauern nämlich auch noch schwarz, was das Fass für den Kontrollfreak endgültig zum Überlaufen bringt. Was er dann in die Wege leitet, um an Julian ein Exempel zu statuieren, bleibt in der Erzählung jedoch sehr vage, denn weil Patricia sich auf einen spirituellen Selbstfindungstrip begibt, Steven plötzlich von seiner Bekanntschaft Katrina gestalkt wird und so weiter, und so weiter, ist eben keine Zeit für Details.

Als sich gegen Ende des Films plötzlich eine zweite Liebeshandlung auftut, ist das nicht die freudige Überraschung, die es hätte sein können. Viel eher löst der Plot Twist, der keiner sein will, Verwirrung aus, denn man kauft den Figuren die plötzlichen Gefühle nicht ab. Auch insgesamt hat der Film Schwierigkeiten, den Zuschauer emotional zu erreichen. Dabei ist jede Schauspielleistung für sich überzeugend.

 

„She Came to Me”: Ein paar Dinge machen den Film dann doch irgendwie sehenswert

Trotz des großen Abers ist der Film jedoch nicht gänzlich misslungen. „She Came to Me“ lebt von Peter Dinklages Wandelbarkeit, denn der 53-Jährige spielt den Opernkomponisten in Schaffens- und Sinnkrise genauso glaubwürdig, wie er einst den verhassten Zweitgeborenen in „Game of Thrones“ (2011 bis 2019) oder den liebeskranken Cyrano im gleichnamigen Film von 2021 porträtierte. Auch Anne Hathaway ist als „Psycho-Tante“ im zweifachen Sinne unterhaltsam und sorgt für den amüsantesten Moment des Films, als sich während einer Therapiesitzung bei einem skurrilen Nervenzusammenbruch all ihr eigener Wahnsinn in einer für das Publikum urkomischen Übersprungshandlung entlädt.

Sehenswerter wird „She Came to Me” auch durch liebevolle Details wie die gewählte Perspektive bei einem Spaziergang Steven Lauddems mit seiner französischen Bulldogge, mit der sich die Kamera auf Augenhöhe begibt oder eine überraschende Unterwasserszene, in der Steven buchstäblich von einem seiner größten Probleme reingewaschen wird. Auch Musik-Fans kommen sicher auf ihre Kosten, denn der angesehene Komponist Bryce Dessner tat sich mit Rock-Legende Bruce Springsteen zusammen, um den Song  „Addicted To Romance“ eigens für Rebecca Millers neusten Film zu komponieren.

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Das traurige Fazit bleibt trotz allem: verschenktes Potenzial! Viel Lärm um (fast) nichts, wäre wohl ein bisschen zu dick aufgetragen, doch Rebecca Miller hätte sich wohl doch von ein bis fünf ihrer spannenden Ideen verabschieden müssen, um dem Film einen Fokus zu geben. 

Einen Trailer zu „She Came to Me” sucht man übrigens genauso vergeblich wie Informationen Kino-Vorführungen in Deutschland.

 


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