„Last of Us“: Peinlicher Fehler in Staffel 2? Serienschöpfer erklären sich!
Der Song „Future Days“ von Pearl Jam sorgt in Staffel 2 von „The Last of Us“ für Verwirrung – denn eigentlich dürfte es ihn zu diesem Zeitpunkt gar nicht geben. Diese und andere Ungereimtheiten erklärten die Serienmacher uns im Interview.

Die zweite Staffel von „The Last of Us“ sorgt nicht nur wegen ihrer emotional aufgeladenen Szenen für Gesprächsstoff – auch ein musikalisches Detail hat aufmerksame Zuschauer stutzig gemacht. Denn: Der Song „Future Days“ von Pearl Jam, den Joel (Pedro Pascal) in einer Schlüsselszene spielt, wurde im Serien-Universum lange vor seiner tatsächlichen Veröffentlichung platziert. Ein peinlicher Fehler?
„Die emotionale Wahrheit war wichtiger“
Im Interview mit TVMovie.de räumt Neil Druckmann, Co-Schöpfer und Executive Producer der Serie, die Unstimmigkeit offen ein: „Der Song kam 2013 mit dem Album ‚Lightning Bolt‘ heraus – also weit nach der Apokalypse im Serienuniversum.“ Im Spiel, das zeitlich anders angelegt ist, ergibt die Verwendung des Liedes Sinn. Doch für die Serie entschieden sich Druckmann und Co-Showrunner Craig Mazin für eine modernere Zeitleiste, die näher an unserer Gegenwart spielt.
Das brachte allerdings Komplikationen mit sich – unter anderem bei der Musikauswahl: „Deshalb hatten wir lange Zeit einen anderen Song im Skript. Aber kurz vor den Dreharbeiten merkten wir: Es fühlt sich nicht richtig an. Es fehlte die emotionale Tiefe – nicht nur aus Nostalgie, sondern weil kein anderer Song diese Wirkung hatte.“ Die Lösung? Man entschied sich, dass „Future Days“ im Serienuniversum ja auch früher erschienen sein könnte. „Die emotionale Wahrheit ist wichtiger als die chronologische Korrektheit.“
Ein ungewöhnlicher, aber bewusster Bruch mit der Logik – und nicht das einzige Anzeichen dafür, dass die Serienschöpfer bereit sind, für emotionale Wirkung bestimmte Details zu opfern.
Joels Vergangenheit, Ellies Zweifel: Neue Wege in Staffel 2
Denn nicht nur beim Soundtrack geht die Serie eigene Wege. Staffel 2 ergänzt bewusst neue Handlungsstränge, etwa in Folge sechs, die in Deutschland heute auf Sky bzw. WOW erschienen ist. Diese adaptiert nicht nur Rückblenden aus dem Spiel, sondern fügt neue Elemente hinzu wie Joels eigene Vatergeschichte oder den Konflikt rund um Eugene.
„Wir wollten verschiedene Rückblenden aus dem Spiel, die dort verstreut sind, aus produktionstechnischen Gründen in einer Folge zusammenfassen“, erklärt Druckmann. Das zentrale Thema: Elternschaft und generationsübergreifende Traumata. „Schon das erste Spiel beginnt mit der Frage nach bedingungsloser Liebe […]. Joel hinterlässt Ellie (Bella Ramsey) diese Botschaft: ‚Ich habe mein Bestes getan, mit den Mitteln, die ich hatte. Vielleicht findest du einen besseren Weg.‘“
Ellie erkennt Doppel-Lüge: Was hinter der Eugene-Story steckt
Ein besonders intensiver Moment: die Eugene-Szene, in der Ellie erkennt, dass Joel sie wieder belogen hat. Während die Enthüllung im Spiel subtil verläuft, setzt die Serie auf dramatische Konfrontation. „Wir wollten einen Moment, in dem Ellie unmissverständlich erkennt, dass Joel sie belogen hat.“
Dieser Moment markiert einen Wendepunkt: „Er war bereit, ihre Bindung zu opfern, um sie zu schützen […]. Erst ganz am Ende dieser Szene begreift sie, dass es aus Liebe geschah.“ Die emotionale Komplexität der Figuren werde hier besonders greifbar.
Warum Joel sterben musste – und was mit Abby passiert
Viele Fans fragten sich: Wenn man ohnehin so viele Änderungen vornimmt, hätte man Joels Tod dann nicht auch umgehen können, um Fan-Liebling Pedro Pascal länger an Bord zu behalten? „Wir haben sicher ein paar Minuten darüber gesprochen – […] Aber ernsthaft war das nie eine Option“, gibt Druckman offen zu, dass tatsächlich mit diesem Gedanken gespielt worden ist. Joels Schicksal sei jedoch der emotionale Kern der Geschichte – und somit schlicht und einfach unverhandelbar gewesen.
Und was ist mit Abby (Kaitlyn Dever), der zweiten Hauptfigur aus dem Spiel, die nach Meinung vieler Fans in Staffel 2 der Serie bislang viel zu kurz kam? Druckmann bleibt vage, betont aber: „Unsere Geschichte ist erst dann vollständig erzählt, wenn wir beide Figuren und ihre Entwicklung gezeigt haben.“
„The Last of Us“ nimmt Fehler und Änderungen bewusst in Kauf
Ob Pearl Jams „Future Days“ nun historisch korrekt ist oder nicht – in der Welt von „The Last of Us“ zählt für die Serienschöpfer vor allem die emotionale Wahrhaftigkeit. Die Macher entschieden sich bewusst für Herz über Logik – und lieferten damit eine Serie, die sich bewusst vom Spiel abwendet, um Tiefen zu erforschen. Ob diese Rechnung am Ende aufgeht, wird sich erst nach Folge 7 endgültig sagen lassen (hier zum Ausstrahlungstermin und dem Inhalt >>>). Kleine Logiklücken sind für viele Zuschauer:innen ein verzeihlicher Preis für eine starke Geschichte – wieder andere sind der Meinung, mit den vielen Änderungen und dem anderen Schwerpunkt, habe man sich keinen Gefallen getan. Geschmackssache eben. Neil Druckmann jedenfalls wirkt zufrieden.
Quelle
Neil Druckmann und Halley Gross im TVMovie-Interview