„Bet“: Wie schlecht ist die Live-Action-Adaption von „Kakegurui“ wirklich?
„Bet“ erhält gerade so einige Kritik – doch verdient die Serie den ganzen Hate oder steckt mehr hinter dem Netflix-Remake?

Schon bevor die Serie überhaupt veröffentlicht wurde, hagelte es für „Bet“ reichlich Kritik: Netflix’ Live-Action-Adaption des beliebten Mangas „Kakegurui“ wurde von vielen Fans der Vorlage mit Skepsis und teils offenem Hass erwartet. Doch jetzt, da die Serie endlich erschienen ist – und trotz der Behauptung, dass niemand „Bet“ schauen würde, in der Netflix Top Ten gelandet ist –, fragen wir uns: Ist diese Ablehnung berechtigt? Ist „Bet“ wirklich so schlecht, wie alle behaupten?
„Bet“: Ein vielversprechender Start – mit schnellem Absturz
Das „Kakegurui“-Remake beginnt für die Fans nur allzu bekannt: Nachdem sie von einer nicht näher benannten amerikanischen Highschool geflogen ist, wechselt Yumeko Jabami mitten im Semester an die Hyakkaou-Privatakademie oder in diesem Fall die St. Dominic's. Ihre Ankunft erschüttert die Schülerschaft und besonders den Schülerrat, der von der grausamen Kira (Clara Alexandrova) und ihrer meist schweigsamen Schwester Riri (Anwen O’Driscoll) regiert wird. Die Ratsmitglieder sind zugleich die größten Gewinner im Glücksspiel – sie dominieren die Top 10 und unterdrücken die „House Pets“. Während der Schülerrat gewohnt ist, gefürchtet zu werden, stellt sich Yumeko – die noch geheime Gründe hat, an der Schule zu sein – freiwillig ins Fadenkreuz und bringt das gesamte Machtgefüge von St. Dominic's ins Wanken.
Hiermit macht sie sich so einige Feinde, findet aber auch Verbündete. Anders als im Anime jedoch nicht Ryota, sondern Ryan (Ayo Solanke), Michael (Hunter Cardinal) und schließlich auch Mary (Eve Edwards), ein ehemaliges Ratsmitglied, das zum „House Pet“ degradiert wurde. Yumeko stürzt sich sofort in die zahlreichen Spiele und Wetten der Schule, steigt rasant auf und bedroht Kiras Kontrolle über die Schüler.
Leider hat „Bet“ jedoch ein großes Problem: Die amerikanisierte Adaption ist völlig überflüssig. „Kakegurui“ hat bereits eine Anime-Serie, eine japanische Live-Action-Serie (beide auf Netflix), zwei Realfilme und mehrere Spin-offs hervorgebracht. Da „Bet“ sich – zwar dem Westen angepasst - nicht genug von dem Original entfernt oder dieses erweitert, fügt die Serie der Welt von Kawamoto nichts Spannendes oder Wertvolles hinzu.
Was unterscheidet „Bet“ vom Original?
Dennoch ist die zehnteilige Serie keine 1:1 Kopie. Bei einer Sache lässt „Bet“ sich nämlich schon fast zu viele Freiheiten: dem Charakterdesign. Leider sind einige Entscheidungen in diesem Bereich fragwürdig. Die Designs hätten besser gewirkt, wenn man sich an ein Aussehen gehalten hätte, das dem Original näher gekommen wäre.
Ein durchaus positiver Aspekt ist die hervorragende Performance von Miku Martineau (Yumeko). Die Kanadierin fängt Yumekos charakteristischen sprudelnden Charme und ihre beunruhigende Intensität ein und balanciert diese, während sie ihre Figur in eine emotional vielschichtigere Geschichte einbettet. „Bets“ Interpretation der Figur zielt nämlich darauf ab, Yumeko emotional komplexer und sympathischer zu gestalten, indem ihre Geschichte auf einer mysteriösen Vergangenheit aufbaut und ihrem Charakterbogen das Element der Rache hinzufügt.
Dies funktioniert jedoch nur für kurze Zeit, denn man verliert als Zuschauer:in doch recht schnell das Mitgefühl für die Protagonistin. Sie manipuliert Ryan, indem sie seine Verliebtheit für ihre Zwecke ausnutzt. Ihr Rachewahn ist derart einseitig, dass sie oft unüberlegt handelt und nicht bedenkt, wie sich ihre Aktionen auf die wenigen Menschen auswirken, die sie sofort willkommen geheißen haben.
Einer der interessantesten Aspekte der Serie sind die vielfältigen Spiele, die die Schüler:innen von St. Dominic's austragen, um sich aus der Schuldenfalle zu befreien oder ihren Platz in den Top 10 zu sichern. Bei dem „House Wars“-Spiel in Folge 5 oder der „House Pet Hunt“ in Episode 7 wird klar, wie gnadenlos die Jugendlichen wirklich sind. Sie greifen lieber zu allen Mitteln, um ihre Mitschüler aus dem Weg zu räumen, als selbst zu einem „House Pet“ zu werden. Dennoch wirkt auch das – im Vergleich zum Originalwerk – schnell monoton. Hinweise auf Yumekos wahre Mission werden über die Staffel verstreut – doch die Auflösung im Staffelfinale, der eigentliche Höhepunkt der Serie, ist bei weitem nicht so schockierend wie versprochen.
Fazit: Lohnt sich „Bet“?
Die Serie „Bet“ startet mit einer spannenden Prämisse: Eine junge Frau begibt sich auf einen gefährlichen Pfad voller Rache, Machtspiele und moralischer Grenzüberschreitungen. Showrunner Simon Barry inszeniert eine düstere Welt, in der Kontrolle, Gier und Manipulation die treibenden Kräfte sind. Doch was auf dem Papier vielversprechend klingt, scheitert in der Umsetzung aber an Tiefe und Konsequenz.
So bleibt „Bet“ letztlich ein Projekt mit Potenzial – aber ohne den erzählerischen Biss, den es gebraucht hätte, um im Gedächtnis zu bleiben.