„Unbekannte Nummer: Der Highschool-Catfish“: So ging die schockierende Geschichte der Licari-Familie weiter
Die Netflix-Doku „Unbekannte Nummer: Der Highschool-Catfish“ schockierte Zuschauer:innen mit einer unglaublichen Enthüllung. So geht es der Licari-Familie nach dem Drama.

Die Netflix-Dokumentation „Unbekannte Nummer: Der Highschool-Catfish“ beleuchtet einen realen Fall von Cybermobbing, der die kleine Gemeinde Beal City, Michigan, erschütterte. Im Oktober 2020 erhielten die damals 13-jährige Lauryn Licari und ihr Freund Owen seltsame Nachrichten von einer unbekannten Nummer.
Nach einer kurzen Pause setzten die Nachrichten im September 2021 erneut ein – und entwickelten sich über 15 Monate zu täglichen Drohungen und Beleidigungen. Die Nachrichten enthielten zudem Informationen, die nur jemand aus Lauryns unmittelbarem Umfeld wissen konnte.
Die Eltern der Teenager und die Schulbehörden schalteten die Strafverfolgungsbehörden ein. Anfangs konzentrierte sich die Ermittlungsarbeit des Isabella County Sheriffs Mike Main auf Klassenkameraden und Freunde, was zu erheblichen Spannungen innerhalb der Schule führte.
Erst als die Bemühungen ins Stocken gerieten, übernahm der Polizist Bradley Peter aus Bay City als Verbindung zum FBI die Nachforschungen.
Die schockierende Enthüllung

Schließlich konnten die anonymen Nachrichten Lauryns Mutter, Kendra Licari, zugeordnet werden. Bei einer Hausdurchsuchung konfrontierte Sheriff Main Kendra und informierte Lauryn – die Begegnung wurde auf der Bodycam festgehalten und in der Doku gezeigt. Die Enthüllung erschütterte die Familie tief und sorgte für Bestürzung in der Gemeinde.
Regisseurin Skye Borgman erläutert im Gespräch mit Tudum, dass Kendra anfangs zögerte, an der Dokumentation mitzuwirken. „Es war ein langer Prozess mit Kendra“, erklärt Borgman. Letztlich wollte Kendra ihre Sicht der Dinge darstellen – auch für Lauryn, um zu zeigen, warum sie diese Nachrichten verschickte.
Kendra Licaris Weg nach der Verurteilung
Im Dezember 2022 wurde Kendra Licari verhaftet und wegen mehrfachen Stalkings und Computervergehen angeklagt. Sie gestand zwei Fälle von Stalking eines Minderjährigen und erhielt eine Haftstrafe von 19 Monaten bis fünf Jahren. Kendra wurde am 8. August 2024 entlassen und wollte trotz allem weiterhin in Lauryns Leben präsent sein.
Borgman betont, dass Kendra ihre Handlungen bereue: „Sie ist sich bewusst, dass sie die Beziehung zu ihrer Tochter wahrscheinlich auf eine sehr negative Weise verändert hat. Ob sie wieder eine Beziehung haben werden? Wahrscheinlich schon. Aber sie wird nie wieder dieselbe sein.“
Warum Kendra ihre Tochter belästigte
Die Motivation hinter Kendra Licaris Taten bleibt komplex. In der Doku erzählt sie von einem Übergriff, den sie selbst in Lauryns Alter erlebt hatte. Sie erklärte, dass die Angst um ihre Tochter und der Wunsch, sie nahe zu halten, sie zu den Nachrichten veranlasst habe. Borgman warnt jedoch vor einer zu einfachen psychologischen Einordnung: „Es gibt Elemente von Munchausen-by-Proxy-Verhalten, aber eine medizinische Diagnose ist problematisch.“
Lauryns schwieriger Weg
Im Zentrum der Doku steht Lauryn Licari, die zunächst verzweifelt war und sich nach der Rückkehr ihrer Mutter sehnte. Borgman berichtet: „Im Frühjahr 2023 liebte sie ihre Mutter noch und wollte, dass sie wieder Teil ihres Lebens wird.“ Ein Jahr später, nach Kendas Entlassung, habe Lauryn die Situation differenzierter betrachtet und sei vorsichtiger in ihrer Beziehung zur Mutter geworden.
Lauryn, inzwischen 18 Jahre alt, beginnt nun ein neues Kapitel. Borgman erklärt: „Sie erkennt, dass sie selbst die Entscheidungen treffen kann – über ihr Leben und über ihre Beziehung zu ihrer Mutter.“
Beziehungen und Umfeld
Während Lauryn und Owen sich vor Abschluss der Ermittlungen trennten, stärkte sich Lauryns Beziehung zu ihrem Vater Shawn. „Es ist wunderbar, sie zusammen zu sehen. Sie haben eine wirklich liebevolle, respektvolle Beziehung“, sagt Borgman.
Auch andere Jugendliche, die anfänglich unter Verdacht standen, kamen in der Dokumentation zu Wort. Besonders Khloe Wilson, eine Freundin von Owen, schildert, wie belastend es war, von Mitschülern nicht geglaubt zu werden und Freunde zu verlieren. Borgman lobt diese jungen Menschen: „Sie wollten ihren Teil dazu beitragen, anderen Jugendlichen zu helfen, die Ähnliches erleben.“
Lehren für Eltern und Jugendliche
Borgman sieht die Doku als wichtigen Impuls, um über Technologie, Vertrauen und Cybermobbing zu sprechen: „Jeden Tag erhalten Kinder bedrohliche Nachrichten. Sie müssen lernen, damit umzugehen.“ Sie fügt hinzu: „Hört euren Kindern zu, versteht die Gefahren und gebt ihnen die Möglichkeit, gute Entscheidungen zu treffen.“