„The Toxic Avenger“: Nicht schlecht genug, um gut zu sein – Kritik zum Trash-Reboot
„The Toxic Avenger“ bringt einen Superhelden der anderen Art in die Kinos. Aber kann das Reboot auch Trash-Herzen erobern?

Die Filmwelt ist groß und äußerst abwechslungsreich. Große Hollywood-Produktionen, die weltweit in Multiplexkinos starten, stellen dabei nur die Spitze des Eisbergs dar. Auch innerhalb bekannter Genres wie Horror oder Fantasy gibt es Titel, die der breiten Masse stets verborgen bleiben, in einem bestimmten Zuschauerkreis aber als zeitlose Hits gefeiert werden.
Wenn man nun also sagt, dass „The Toxic Avenger“ bereits der fünfte Film dieser Reihe ist und auch schon Comics, ein Musical und eine Kinder-Zeichentrickserie rund um „Toxie“ entstanden sind, dann sorgt das bei einigen nur für wissendes Kopfnicken, bei vielen aber für ratlose Gesichter.
Überraschend ist das nicht, denn das US-Filmstudio Troma beschäftigt sich seit den Achtzigerjahren ausschließlich mit günstigen B-Movies, die es nur in wenige Kinos schaffen und im besten Fall durch eine Heimkinoveröffentlichung über lange Zeit ihr Publikum erreichen.
Trash-Schmiede Troma: Unter Druck entstehen Diamanten

Dass Troma allerdings ein wenig unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit und unabhängig von großen Filmstudios produziert, sorgte auch für ungeahnte Freiheiten. Die Filme konnten äußerst blutig, makaber und geschmacklos sein – alles war erlaubt!
Darum ist vor allem der erste „The Toxic Avenger“-Film noch heute sehr beliebt. Er lässt sich schwer mit anderen Filmen vergleichen, die sicherlich professioneller gedreht und allgemein runder, aber eben auch ohne Ecken und Kanten daherkommen. „The Toxic Avenger“ von 1984 ist ein Herzensprojekt mit Augenzwinkern.
Das gilt eigentlich auch für die gleichnamige Neuverfilmung aus dem Jahr 2025, die bereits 2021 gedreht und ihre Premiere im Jahr 2023 feierte. Lange Zeit fand sich kein Filmverleih für eine offizielle Veröffentlichung, da der Film durch seinen hohen Gewaltgrad „nicht veröffentlichbar“ sei.
Letztendlich erbarmte sich Legendary Pictures (in Deutschland wird der Film von Capelight Pictures vertrieben) – und so erlangt „Toxie“ aktuell ein ungewohnt hohes Maß an Bekanntheit.
Toxie ohne echten Biss
Tatsächlich ist der Film auch ähnlich überdreht, albern, geschmacklos und brutal wie das Original. Die Liebe zur Vorlage ist spürbar, und ehrenwerterweise hat man sich bewusst dafür entschieden, nicht einen möglichst kommerziellen Film zu drehen, um mit „Toxie“ im stetig wachsenden Superheldengenre mitmischen zu wollen.
Doch zeitgleich ist der Film eben doch eine Spur zu berechnend und zu sehr darauf bedacht, ein irrwitziges Spektakel zu sein. All die Aspekte, die den ersten „Toxic Avenger“ auszeichnen, lassen sich nun mal nicht gezielt imitieren – egal, wie gut man es damit meint. Es fehlt die klassische Troma-Anarchie, von der ein Film dieser Art nun mal lebt.
Es macht einen Unterschied, ob man mit bescheidenen Mitteln den bestmöglichen Film macht und mit Kreativität die finanziellen Lücken füllt – oder ob man, wie im Fall von „The Toxic Avenger“ 2025, gezielt einen Trash-Kultfilm erschaffen will. Ein Vorhaben, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist.
Denn so schafft es der neue „The Toxic Avenger“ nicht, einen durch schiere Unverfrorenheit zu unterhalten. Stattdessen achtet man mehr auf die äußerst dünne Handlung, die für sich genommen langweilt und schon in den Achtzigern nur ein Mittel zum Zweck war.
In geselliger Runde und mit der richtigen Erwartungshaltung kann „The Toxic Avenger“ natürlich dennoch unterhalten. Doch letztendlich ist der Film eine gut gemeinte, aber unnötige Huldigung, die Trash-Fans zu wenig bietet und ein Mainstream-Publikum weiterhin abschreckt. Wenn überhaupt, könnte der Film ein milder Einstiegspunkt für Trash-interessierte Neulinge fungieren – „Baby’s First Toxie“ quasi.