Squid Game: Staffel 3 bringt den größten Schwachpunkt der Serie zurück
In Staffel 2 bleiben wir zum Glück von ihnen verschont, doch kurz vor dem großen Finale sind die größten Nervensägen des „Squid Game“-Universums wieder da.

Die erste Staffel von „Squid Game“ wurde nicht grundlos zu einem Phänomen. Der runde Mix aus Nervenkitzel, Horror und Gesellschaftskritik sprach Zuschauer auf der ganzen Welt an und machte die Netflix-Produktion nach und nach zur erfolgreichsten Serie des Streamingdienstes. Viel zu meckern gab es hier also nicht, nur ein Aspekt kam bei vielen Fans nicht gut an.
Die VIPs, die in Episode 7 eingeführt wurden und ein Spiel aus sicherer Entfernung beobachten durften, waren eine unnötige Ergänzung, die einen aus dem Geschehen rissen und zudem durch eine bestenfalls mittelmäßige schauspielerische Leistung negativ auffielen. In Staffel 2 von „Squid Game“ fehlte von den VIPs dankenswerterweise jede Spur, doch die 3. Staffel zeigt nun die zweite Hälfte der aktuellen Spiele und somit auch die Rückkehr der VIPs.
Schlechte Darsteller? Schlechter Text? Why not both?

Was in der deutschen Fassung von „Squid Game“ nicht auffällt: Während die anderen Figuren fast alle aus Südkorea stammen und daher auch Koreanisch sprechen, sind die VIPs allesamt englischsprachig. Das hebt sie in der Originalversion natürlich noch mehr von den Spieler:innen ab, allerdings sind die VIPs auch in der synchronisierten Fassung durch ihre goldenen Masken unschwer zu erkennen.
Zudem bieten die synchronisierten VIPs einen wichtigen Vorteil. Ihre Dialoge fügen sich nämlich nahtlos in die restliche Synchronfassung ein. Das ist in der Originalfassung nicht der Fall, wie John D. Michaels, ein VIP-Darsteller aus Staffel 1, im Jahr 2021 erklärte.
Viele „Squid Game“-Fans vermuteten nämlich, dass für die VIPs Laienschauspieler angeheuert wurden, weil für den Dreh in Südkorea keine anderen englischsprachigen Darsteller:innen zur Verfügung standen.
Michaels, der durchaus über Schauspielerfahrung verfügt, weist die Schuld von sich. Laut ihm wurden die Texte der VIPs auf Koreanisch geschrieben und dann mit dem Google-Übersetzer übersetzt, was zu einem unrunden Ergebnis führte. Durch wenig Vorbereitungszeit gelang es nicht immer, den Dialogen einen letzten Feinschliff zu geben. Zudem fehlte den VIP-Darsteller:innen der Kontext zur Serie. Sie kannten nicht die komplette Handlung, sondern nur ihre Szene und mussten sich dann selbst ausdenken, wer sie sind – ihre Wahl fiel auf „Drecksack-Millionäre“, was in der Serie unschwer zu erkennen ist.
Hinfort mit euren Klischee-Millionären!
Doch auch mit den geschliffenen deutschen Dialogen sind die VIPs in „Squid Game“ ein Störfaktor. Grundsätzlich ergibt es zwar Sinn, zu zeigen, für wen die Spiele überhaupt veranstaltet werden, zeitgleich stellt sich dann die Frage, warum die VIPs nicht die kompletten Spiele live vor Ort verfolgen.
Zudem sind die VIPs einfach zu überzeichnet und kein ernstzunehmendes Feindbild. Der Frontman als mysteriöser Strippenzieher ist da deutlich interessanter und im Zentrum der Serie steht ja auch viel eher die Frage, wie weit Menschen für Geld gehen würden. In diesem Strudel aus Tragik und Verzweiflung haben die stark überzeichneten VIPs keinen Platz, zumal es „Squid Game“ ja eh schon nicht an Kapitalismuskritik mangelt.
Immerhin kann man sich sicher sein, dass die VIPs, die gemeinhin als die einzige wahre Schwäche von „Squid Game“ gelten, von Netflix kein Spin-off spendiert bekommen – bei allen anderen Figuren sind wir uns nicht so sicher …