„Sirens“: Krasser Logikfehler verändert Serien-Ende
Die Netflix-Miniserie „Sirens“ hat ein recht rundes Ende zu bieten – nur leider ergibt es auf den ersten Blick nicht viel Sinn.

Die Netflix-Miniserie „Sirens“ endet mit einem Knall – nur leider ergibt das Schicksal von Kiki nicht viel Sinn. Durch den oft sehr heiteren Tonfall von „Sirens“ hätten viele Zuschauer:innen sicherlich ohnehin eher ein Happy End erwarten. Doch als teils recht beißende Satire bleibt man uns ein Wohlfühl-Ende schuldig und setzt stattdessen auf die Botschaft der Serie, dass Frauen über kurz oder lang als „Monster“ gelten, wenn sie sich nicht genau so verhalten, wie es von ihnen erwartet wird.
„Sirens“ ist genial – hat allerdings eine Schwachstelle
So erlebt Kiki, gespielt von Julianne Moore, am Ende der Serie einen tiefen Fall. So reich und erfolgreich sie auch war, letztendlich war alles von ihrer Ehe mit Peter abhängig. Dieser verließ einst seine Familie für Kiki und wirft ihr nun, Jahre später, vor, ihn von seinen Kindern ferngehalten zu haben.
Ein Foto von Peter, auf dem er Kikis Assistentin Simone küsst, sollte als ihre Absicherung fungieren. Der Ehevertrag von Peter und Kiki stellte nämlich klar, dass Kiki im Falle einer Scheidung alles verliert – es sei denn, Peter geht fremd und Kiki kann es beweisen.
Das belastende Foto lässt Peter jedoch aus Kikis Safe verschwinden, bevor er sich von ihr trennt und verkündet, Simone als neue Frau an seiner Seite ausgewählt zu haben. Ein harter Schlag für Kiki – aber ihr sind die Hände gebunden. Oder doch nicht?
Es gibt nie nur ein Foto!

Belastende Fotos werden in Filmen und Serien seit Jahrzehnten gerne genutzt. Aber selbst in Zeiten der analogen Fotografie war klar: Man muss nicht das Foto zerstören, sondern die Negative! In der Gegenwart ist das natürlich ein wenig anders, doch digitale Bilder verbreiten sich noch deutlich leichter – und verschwinden dementsprechend nur selten.
Sollen wir wirklich glauben, dass der Fotograf, von dem Kiki das Kuss-Foto erhalten hat, nur einen Abzug drucken ließ und die Datei anschließend endgültig von seiner SD-Karte löschte? Natürlich könnte es sein, dass Kiki ihn darum gebeten hat, alle weiteren Kopien zu löschen. Aber einerseits haben wir dieses Gespräch in „Sirens“ nie gesehen – und zweitens würde der Fotograf das Bild sicherlich trotzdem als Rückversicherung behalten. Nur für den Fall, dass sich mit dem brisanten Material noch einmal Geld verdienen lässt.
Ist Kiki die Gewinnerin von „Sirens“?

Als Kiki die Fähre besteigt und ihr Leben mit Peter hinter sich lässt, ist sie natürlich noch nicht von ihm geschieden. Es ist also noch möglich, dass Kiki mithilfe einer weiteren Fotokopie zu Geld kommt. Das wäre dann auch ein guter Aufhänger für eine potenzielle 2. Staffel von „Sirens“. Würden sich Devon und Kiki dann zusammentun, um Peter zu Fall zu bringen und Simone zu befreien – da ihr Leben an Peters Seite kein gutes Ende nehmen kann?
Möglich wäre es – und auch durchaus spannend. Wenn wir allerdings annehmen, dass diese Miniserie auch wirklich mini bleibt und allein das Theaterstück „Elemeno Pea“ adaptiert, könnte man das Finale auch anders verstehen. Kiki wird nicht lange arm bleiben. Sie ist eine bekannte Persönlichkeit und war lange sehr erfolgreich als Anwältin tätig. Allerdings könnte sie auch schnell erkennen, dass der erzwungene Neustart durch die Scheidung für sie ein Geschenk ist.
Happy End für Kiki ist möglich!
Durch die Ehe mit Peter begab sie sich in eine Abhängigkeit, an die sie sich mit dem Foto zu klammern versuchte. Doch nun, wo Peter nichts mehr von ihr wissen will, ist Kiki auch zum ersten Mal seit Jahren wirklich frei. Selbst wenn sie also an das Foto denkt, könnte sie sich dagegen entscheiden, es gegen Peter einzusetzen – und so eine Schlammschlacht vor Gericht vermeiden.
So ist das Ende von „Sirens“ für Kiki vielleicht doch ein Happy End. Devon kehrt derweil so zurück nach Hause, wie wir sie zu Beginn der Serie kennengelernt haben, und Simone ist letztendlich die Figur, die das tragischste Schicksal ereilt hat – auch wenn sie es selbst nicht wahrhaben will.