Parlez-vous allemand? Das deutsche Kino im Remake-Wahn
Aller guten Filme sind zwei – das denkt sich zumindest die deutsche Filmindustrie und schickt für jede französische Komödie ein deutsches Remake ins Rennen.

Der Kinostart von „Die nackte Kanone“ Ende Juli ist ein wichtiges Ereignis für die Filmindustrie. Kinokomödien aus den USA sind heutzutage nämlich rar gesät, das einst so verlässliche Genre fristet ein Nischendasein auf Streamingdiensten.
Filmstudios sind nur noch an großen Blockbustern interessiert und kleine Komödien, die durch ihr überschaubares Budget auch weniger einspielen müssten, um als lukrativ zu gelten, rücken mehr und mehr in den Hintergrund.
Freunde des deutschen Kinos bekommen von diesem Missstand vermutlich wenig mit, denn hierzulande mangelt es nicht an erfolgreichen Komödien. Mehrfach im Jahr bringen die Sönke Wortmanns dieses Landes neue Filme ins Kino, die fast immer eines gemeinsam haben: Sie sind Kopien französischer Filme.
Wir fragen uns: Pourquoi?
Grundsätzlich sind Remakes natürlich nicht mehr aus dem internationalen Kino wegzudenken. Erfolgreiche Produktionen erhalten meist so lange Fortsetzungen, bis die Nachfrage sinkt oder die Stars keine Lust mehr haben – woraufhin dann einfach wieder von vorne angefangen wird. Schwächere und kaum beachtete Filme, die eher eine Neuverfilmung nötig hätten, gehen hier meist leer aus.
Allerdings vergehen selbst bei großen Hits oft mehrere Jahre, bis ein Film ein Remake erhält. In Deutschland ist das anders – hier liegen teilweise nur wenige Monate zwischen dem französischen Original und der deutschen Kopie. Und nicht nur dieser Umstand kann einem sauer aufstoßen, auch die Logik hinter den Remakes erschließt sich einem nicht wirklich.
Ziemlich viele Remakes
2017 erschien der Film „Mein Bester & Ich“, ein US-Remake der französischen Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“. Warum, mag man sich da fragen, sollte nur sechs Jahre später ein Remake eines Films erscheinen, der noch immer in aller Munde ist? Dieser Einwand ist aus deutscher Sicht berechtigt, doch in den USA war das französische Original längst nicht so erfolgreich, da es untertitelte oder synchronisierte Filme dort schon immer schwerer hatten.
„Mein Bester & Ich“ floppte, doch es überrascht ein wenig, dass das deutsche Kinopublikum so sehr die Nase rümpfte – sind Remakes französischer Filme doch mittlerweile zur deutschen Tradition geworden. Unwissenheit kann hier nicht als Verteidigung dienen, denn in den meisten Fällen laufen beide Fassungen desselben Films sehr erfolgreich in den deutschen Kinos.
Der Herbst ist da

2018 startete „Die brillante Mademoiselle Neïla“ in den deutschen Kinos, drei Jahre später folgte „Contra“ von Sönke Wortmann mit Christoph Maria Herbst.
2012 startete „Der Vorname“ in Deutschland, und 2018 folgte das gleichnamige deutsche Remake – von Sönke Wortmann mit Christoph Maria Herbst. Zumindest die Fortsetzungen „Der Nachname“ und „Der Spitzname“ basieren auf neuen Ideen.
Auch „Ein Fest fürs Leben“ (erneut mit Herbst in der Hauptrolle) basiert auf einem französischen Film mit dem Titel „Das Leben ist ein Fest“, hier lagen fünf Jahre zwischen Original und Remake.
„Das perfekte Geheimnis“ ist hingegen ein Sonderfall. Nicht nur, dass Christoph Maria Herbst hier aus unbekannten Gründen nicht beteiligt war – der Film basiert auf dem italienischen Film „Perfect Strangers“ aus dem Jahr 2016, der dann 2018 ein französisches Remake mit dem Titel „Le Jeu – Nichts zu verbergen“ erhielt, woraufhin dann ein Jahr später auch die deutsche Variante folgte.
Und wer im September 2024 viel Spaß mit der Komödie „Was ist schon normal?“ hatte, darf sich freuen: 2026 kommt der Film noch einmal in die Kinos – nur diesmal mit dem Titel „Das gewisse Etwas“ und deutscher Besetzung.
Auf Remakes ist niemand mehr angewiesen
Es scheint fast so, als wäre die deutsche Filmindustrie noch nicht in der Gegenwart angekommen. Noch in den späten Neunzigerjahren konnten internationale Filme hierzulande mit mehreren Monaten Verzögerung erscheinen oder nach Herzenslust neu verfilmt werden – schließlich war die Globalisierung noch nicht so weit fortgeschritten.
Das Internet änderte das, und Filmfans wussten nicht nur plötzlich, was im Rest der Welt gerade in den Kinos läuft – sie forderten auch einen möglichst zeitgleichen Kinostart.
Das Kulturgut anderer Länder ist mittlerweile nur noch einen Mausklick entfernt – man ist nicht mehr abhängig von Remakes, die sich abgesehen von der Besetzung kaum vom Original unterscheiden.
Netter Versuch, Stromberg!

Das hält in der Welt des deutschen Entertainments jedoch niemanden auf. Als „Stromberg“ 2004 auf ProSieben startete, galt die Serie als geniale Idee von Serienschöpfer Ralf Hussmann. Serienfans erkannten jedoch auf den ersten Blick, dass „Stromberg“ auf der britischen Produktion „The Office“ basiert – und nicht nur das Konzept und die Umsetzung, sondern auch mehrere Witze und Situationen 1:1 übernommen wurden.
Die BBC drohte daraufhin mit rechtlichen Schritten, und spätere Staffeln enthielten dann einen Hinweis auf das Original im Abspann. Ganz so dreist geht man heutzutage nicht mehr vor – die Kino-Remakes verweisen brav im Vorspann auf ihre französischen Vorbilder.
Zu diesem Zeitpunkt ist es für das Publikum aber natürlich schon zu spät, und sie müssen sich mit Pech einen Film ansehen, den sie in ganz ähnlicher Form schon vor wenigen Jahren gesehen haben.
Doch selber schuld: Bei Christoph Maria Herbst auf dem Filmplakat hätten sie schon skeptisch werden müssen.