Neue Konsole mit "Meh!"-Effekt: Darum enttäuscht mich die Nintendo Switch 2

Die Nintendo Switch 2 ist endlich da, doch acht Jahre nach Veröffentlichung des Vorgängers mangelt es an Innovationen, um den neuen Preis zu rechtfertigen.

Ein Mann breitet die Hände zur Seite aus hebt die Schultern. Im Hintergrund sieht man Prinzessin Peach auf einem Motorrad.
„Mario Kart World“ ist das größte - und teuerste - Spiel zum Start der Switch 2. Foto: Nintendo / IMAGO / Zoonar

Die erste Nintendo Switch war nie ein technisches Wunderwerk. Während Sony und Microsoft mit ihren Konsolen in Sachen Geschwindigkeit und Grafik Maßstäbe setzten, punktete Nintendo mit Innovation. Wie schon beim Nintendo DS, 3DS und der Wii setzte das Unternehmen auf ein einzigartiges Spielkonzept: Die Switch war Konsole und Handheld in einem.

Der riesige Erfolg gab Nintendo recht. Stabile Preise sorgten dafür, dass das japanische Unternehmen mit der Switch immense Gewinne erzielte.

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Nun steht die Nintendo Switch 2 in den Läden - zumindest in der Theorie, denn das gigantische Interesse an der Konsole übertrifft die Bestände. Wer eine Switch 2 ergattern konnte, staunt zunächst über die Größe des Displays. Ist das noch eine Switch oder schon ein Steamdeck? Bei der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, der Magnetanschluss der Joy-Cons überzeugt ebenfalls.

Das klingt erst einmal vielversprechend, doch warum fehlt für mich trotzdem der große Wow-Effekt?

Ein zu teures Vergnügen

Nintendo Switch 2: Alle neuen Funktionen der Konsole
Die Nintendo Switch 2 unterscheidet sich optisch nur wenig vom Vorgänger. Foto: Nintendo

Wer noch keine Switch besitzt, wird fortan zweifellos direkt zum Nachfolgemodell greifen. Der Preis könnte einen hier jedoch abschrecken: Mit 469,99 Euro bewegt sich die Konsole auf dem Niveau der PlayStation 5 – sie ist teurer als die PS5 Digital Edition und günstiger als die PS5 mit Laufwerk.

Ob das ein fairer Preis ist, muss jeder für sich entscheiden. Nintendo-Konsolen sind traditionell eine gute Wahl für Familien und Casual Gamer, da der Spielspaß oft im Vordergrund steht und die schwächere Hardware weniger ins Gewicht fällt. Allerdings muss es Nintendo sich auch gefallen lassen, dass man hier wenig vorteilhafte Vergleiche mit Next-Gen-Konsolen zieht, wenn man schon einen Next-Gen-Preis verlangt.

Noch verblüffender sind aber die Preise der Spiele:

Mario Kart World“, der wichtigste Exklusivtitel zum Release, kostet digital 79,99 Euro – als physische Version sogar 89,99 Euro. Damit übertrifft Nintendo sogar die Preisgestaltung der Konkurrenz. Zudem ist es unwahrscheinlich, dass der Preis in Zukunft stark sinkt – Nintendo-Spiele bleiben erfahrungsgemäß lange teuer.

Donkey Kong Bananza“ wird mit 69,99 Euro (digital) bzw. 79,99 Euro (physisch) etwas günstiger, was darauf hindeutet, dass Nintendo die Preise je nach Spiel unterschiedlich festlegt.

Klar, wer nicht so viel zahlen will, muss die Spiele ja nicht kaufen. Doch gerade Familien, die die Konsole vorrangig für ihre Kinder ins Haus holen, werden vor jeder Spiel-Neuanschaffung zweifellos schlucken müssen. Eine große Sammlung von AAA-Titeln für die Switch 2 geht ins Geld.

4K? Schwer zu glauben

Split Fiction Mio und Zoe Drachen
So gut sieht „Split Fiction“ auf der Switch 2 leider nicht aus. Foto: Hazelight / EA

Ein weiteres angepriesenes Highlight der Switch 2 ist die bessere Grafik. Nintendo verspricht Full-HD im Handheld-Modus und 4K am Fernseher – klingt gut, doch stimmt das auch wirklich.

Während exklusive Nintendo-Titel bereits auf der ersten Switch gut aussahen, zeigen die Spiele von Drittentwicklern oft die technischen Grenzen der Konsole auf.

Zu „Cyberpunk 2077“, „Hogwarts Legacy“ oder „Split Fiction“ lässt sich sagen: Für eine Switch-Portierung sehen die Spiele sehr gut aus. Gerade bei „Hogwarts Legacy“ wird das im direkten Vergleich zur Switch-Version deutlich.

Aber wer bei Begriffen wie 4K und HDR erwartet, dass es die Titel mit den Versionen für PS5 oder Xbox Series X/S aufnehmen können, wird enttäuscht. Ganz so scharf und ruckelfrei laufen die Spiele dann doch nicht.

Wenn man bedenkt, dass man zumindest „Cyberpunk 2077“ und „Hogwarts Legacy“ bei Sony und Microsoft schon für sehr kleines Geld in bestmöglicher Qualität geliefert bekommt, zieht die Switch 2 zweifellos den Kürzeren.

Kann man haben - muss man aber nicht

Die Nintendo Switch 2 hat definitiv ihre Stärken – besonders für Online-Spieler. Die neue Maus-Funktion der Joy-Cons und die separat erhältliche Kamera machen Spaß und besser als die erste Switch ist die Switch 2 zweifellos.

Aber nach acht langen Jahren des Wartens hätte man hier mehr erwarten können. Ob nun technisch oder im Bereich der Innovationen, der „Wow“-Effekt fehlt. Die Grafik ist besser, aber nicht super, die Ladezeiten sind schneller, aber nicht wirklich schnell. Wer sich auch mit Konsolen der Konkurrenz beschäftigt, wird die Switch 2 allenfalls für Exklusivtitel von Nintendo nutzen.

Für eine zusätzliche kleine Enttäuschung sorgt das Menü der Switch 2. Wer die Konsole einschaltet, wird von derselben langweiligen Benutzeroberfläche begrüßt, die es schon bei der ersten Switch gab. Funktional könnte man es nennen, aber auch ein wenig lieblos - und das ist man von Nintendo eigentlich nicht gewohnt.