„Jurassic World: Die Wiedergeburt“: Warum ich über den Film nur den Kopf schütteln kann
Filmkritik: „Jurassic World: Rebirth“ läuft seit kurzem in den deutschen Kinos. Über einen Versuch, die Dino-Magie zurückzuholen – und ein weiteres Kapitel der verpassten Chancen …

Viele kennen sie, die kindliche Faszination um Dinosaurier. Als Steven Spielbergs „Jurassic Park“ 1993 in die Kinos kam, stockte großen und kleinen Kindern der Atem. Für viele war das so viel mehr als nur ein Film – es war ein Fenster in eine Welt, die nie wieder ganz zugehen würde. Die Urzeitmonster wirkten in ihrer filmischen Umsetzung so echt, dass ich das Kino damals mit offenem Mund verließ. Gerade der erste Teil hatte alles, was man sich von einem perfekten Abenteuerfilm wünschen kann: Spannung, Witz, Figuren mit Tiefe – und vor allem: Dinos, die atmeten, lebten, fauchten.
Doch nach dem dritten Teil ging es nur noch bergab. Was mit dem ersten „Jurassic World“-Film 2015 begann, war für mich nichts weiter als die Entzauberung eines Mythos. Überanimierte Dinosaurier, vorhersehbare Handlung, Hauptfiguren ohne viel Charme. Chris Pratt und Bryce Dallas Howard konnten die Magie der alten Helden (Laura Dern, Sam Neill, Jeff Goldblum) einfach nicht einfangen. Ich verabschiedete mich enttäuscht von der Reihe – und schwor mir, keine weiteren Teile mehr zu sehen.
Bis jetzt.
Große Namen, große Erwartungen – und wieder ein Rückschritt
Mit Scarlett Johansson, Mahershala Ali und Jonathan Bailey schien „Die Wiedergeburt“ auf ein neues Fundament zu setzen. Ein Neuanfang, der Hoffnung machte. Der Titel versprach nicht weniger als eine Rückbesinnung auf die Anfänge – auf all das, was „Jurassic Park“ einst so besonders machte.
Doch leider bleibt es beim Versprechen.
Die neuen Figuren wirken seltsam unausgereift. Das zwischenmenschliche Drama – etwa die angedeutete Romanze zwischen Johanssons Figur Zora Bennett und Jonathan Baileys Paläontologen Henry Loomis – bleibt blass. Nichts davon fühlt sich so richtig echt an. So wenig wie das Lächeln von Scarlett Johansson auf dem roten Teppich, das im Rahmen der „Jurassic World 4“-Presstour oft eher gequält als charmant wirkte. Auch ihr Interview-Auftritt war, nun ja, kühl. Und leider war das auch sinnbildlich für ihre Performance im Film: distanziert, forciert cool, unnahbar – und in wichtigen Szenen schlicht uninteressant.
Mehr Monster, weniger Magie
Was „Die Wiedergeburt“ ebenfalls nicht gelingt: den Fokus wieder auf die faszinierenden Aspekte der Dinos zu legen. Stattdessen erwarten uns neue, genetisch überzüchtete Hybridwesen wie der D-Rex oder die Mutadons – Monster, die mehr an Kaiju wie Godzilla als an Dinosaurier erinnern. Wo einst ein T-Rex oder ein unheilvoll cleverer Raptor Herzklopfen erzeugten, herrscht heute digitale Reizüberflutung. Die neuen Kreaturen sind groß, laut, absurd – und schnell wieder vergessen.

Ein paar Lichtblicke im Dickicht
Und doch: Es gibt Momente, in denen der Film aufblitzt. Für die Geschichte um die schiffbrüchige Familie (mit Manuel Garcia-Rulfo als Vater Reuben) bekommen die Macher zumindest Credit, denn mit ungläubigen Kinderaugen (wir erinnern uns nostalgisch an Ariana Richards als Lex und Joseph Mazzello als Tim) fing alles an. Auch die Szene auf dem Boot, in der das Team versucht, DNA eines Wasserungetüms zu extrahieren und schnell von Jägern zu Gejagten wird, versprüht endlich wieder etwas von dem Entdeckergeist, den ich so lange vermisst habe.
Und auch ein echtes Highlight gibt es: Der Rückblick, der zeigt, wie es 17 Jahre vor der Handlung von „Die Wiedergeburt“ auf der Insel Saint Hubert zum Desaster kam. So viel sei verraten: Hauptdarsteller ist hier ein Mann mit einer Vorliebe für Snickers – eine Hommage an den ersten „Jurassic Park“ und den nerdigen Bösewicht Dennis (Wayne Knight), der sich lieber auf seine eigentliche, ehrliche Arbeit hätte besinnen sollen, statt zu snacken und zu plotten.
Regisseur Gareth Edwards hat sich nach eigener Aussage bemüht, eine Art Liebesbrief an Spielberg zu inszenieren – aber ein Brief wird eben nicht zur Legende, nur weil er an eine Ikone adressiert ist. Wenn „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ als Hommage gemeint war, wirkt der Film am Ende eher wie ein bemühtes Zitat.
„Jurassic World: Die Wiedergeburt“: Ein Film, der zurück zum Anfang will – und sich verrennt
„Jurassic World: Die Wiedergeburt“ ist in vielerlei Hinsicht besser als seine direkten Vorgänger. Er ist ambitionierter, greift Elemente aus dem Original auf, ist an manchen Stellen sogar atmosphärisch dicht. Aber er ist auch symptomatisch für ein Franchise, das sich verrannt hat. Die Faszination für Dinosaurier – sie ist noch immer da. Doch anstatt sie wirken zu lassen, wird sie überdeckt von grotesken Ungeheuern und austauschbaren Figuren.
Mein Fazit: Man hat es wenigtens versucht!
Das bringt mich zu meinem– angesichts des harschen Tons – doch etwas überraschenden Fazit: Man kann sich den Film trotz aller Schwächen gut anschauen. „Jurassic World 4“ hat nämlich einen großen Vorteil: Wir bekommen Dinos zu sehen – wenn auch nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.
Das Kind in mir findet: lieber ein mittelmäßiger Film mit Dinos, als ein guter ohne. Doch die traurige erwachsene Stimme in mir setzt sich durch: „Die Wiedergeburt“ hätte die große Chance sein können, die Reihe wieder auf Kurs zu bringen. Stattdessen wird das Potenzial verschenkt – zugunsten von noch größeren Monstern und ähnlich flachen Figuren. Es bleibt ein Gefühl der Enttäuschung. Und die traurige Erkenntnis: Manche Legenden sollten vielleicht ruhen, statt immer wieder neu belebt zu werden.
Eine letzte Anmerkung: Aufgrund meiner großen Liebe zu „Jurassic Park 1“ bin ich nicht ganz so neutral, wie ich sein sollte. Wer sich also lieber selbst ein Bild machen möchte: „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ läuft seit dem 2. Juli 2025 in den deutschen Kinos!