„Ghost of Yotei“ im PS5-Test: Spiel mir das Lied von Rache und Wind!
Ist „Ghost of Yotei“ die würdige Fortsetzung von „Ghost of Tsushima“? Unser Test zu Story, Gameplay und Grafik auf PS5!
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Es gibt Momente, an denen man sich niemals sattsehen kann: Mit Atsu minutenlang einen anstrengenden Gipfelpfad in bester Nathan Drake-Manier zu meistern und dann ganz oben auf einem kleinen Gipfelschrein zu stehen – die Weite von Ezo zu Füßen, den Wind in den Ohren und den scharfen Blick auf das gerichtet, worauf es für unsere Protagonistin wirklich ankommt. „Ghost of Yotei“ ist keine romantische Fantasie eines Japan-Samurai-Spiels, sondern ein emotionales und knallhartes Rache-Epos, das auf die Stärken von „Ghost of Tsushima“ aufbaut und trotzdem eine ganz eigene Melodie findet.
Worum geht es in „Ghost of Yotei“?
Im Zentrum steht Atsu, eine junge Samurai-Kriegerin, die nach dem Mord an ihrer Familie einen gnadenlosen Rachefeldzug startet. Doch die Story ist mehr als eine bloße Rachegeschichte: Zum einen ergeben sich erst nach und nach clevere Hintergründe, die die Jagd von Atsu auf die „Yotei Six“ kontextualisieren und ihr die nötige Tiefe geben.
Was mir richtig gut gefallen hat: Das Storytelling entfaltet sich Schritt für Schritt und nutzt eine Art detektivisches Gameplay-Muster. Das heißt, ihr deckt als Atsu nach und nach auf, wo sich eure Widersacher befinden könnten oder wo Informanten sitzen, die euch mehr Kontext liefern.
Das ist komplett organisch in das flexible Quest-System eingewebt. Selbst in Nebenquests erhaltet ihr immer wieder wichtige Informationen oder werdet in das Schicksal der Bevölkerung verwickelt, die unter den grausamen Saito-Clanherrschern ebenso leidet wie Atsu selbst. Natürlich ist die eigentliche Rachegeschichte nicht besonders originell, aber sie wird durch die vielschichtige Protagonistin einfach sehr stark getragen. Und wie schon in „Tsushima“ warten auf Cineasten viele Referenzen zu Samurai-Filmmeistern wie Akira Kurosawa & Co.
Atmosphäre: Weite Landschaften & Samurai-Fantasy pur

Noch vor der Story fällt bei „Ghost of Yotei“ die ungeheure visuelle Kraft auf. Die Welt ist inspiriert von der Landschaft Hokkaidos, mit dem mächtigen Berg Yotei als zentralem Blickfang. Schon nach wenigen Minuten ertappt man sich dabei, ständig die Fotomodus-Taste zu drücken, um die atemberaubenden Kulissen festzuhalten.
Die Entwickler:innen von Sucker Punch beweisen ein unglaubliches Gespür für Atmosphäre. Während „Ghost of Tsushima“ bereits für seine malerischen Felder und goldenen Herbstwälder gelobt wurde, wirkt „Ghost of Yotei“ noch dichter, wilder und lebendiger. Schneestürme peitschen über die Berge, Kirschblüten tanzen im Wind, und im nächsten Moment steht man mitten in einem Bambuswald, in dem nur das Knacken der Zweige unter den Füßen zu hören ist.
Diese Vielfalt verstärkt das Gefühl, tatsächlich in eine Samurai-Fantasie einzutauchen. Jeder Ritt fühlt sich bedeutungsvoll an, jede Begegnung mit NPCs oder Gegnern trägt zur Stimmung bei. Besonders gelungen ist, wie Musik und Sounddesign diese Welt untermalen. Normalerweise verliere ich in Open-World-Spielen schnell die Lust an Nebenquests & Co., aber in „Ghost of Yotei“ war es ein Genuss, der Spur eines Goldenen Vogels zu folgen, um einen Fuchsbau oder eine heiße Quelle aufzuspüren.
Gameplay: Mehr Tiefe & Vielfalt bei der Samurai-Action
Das Herzstück von „Ghost of Yotei“ ist und bleibt das Kampfsystem – und hier setzt das Spiel genau da an, wo „Ghost of Tsushima“ schon stark war. Statt es grundlegend zu verändern, baut Sucker Punch auf den bekannten Mechaniken auf und erweitert sie um entscheidende Feinheiten.
Während man in „Tsushima“ noch zwischen Katana-Kampfhaltungen wechselte, bringt „Ghost of Yotei“ eine Vielzahl neuer Waffentypen ins Spiel: von der klassischen Klinge über Speere und Kettenwaffen bis hin zum schweren Odachi. Jede Waffe spielt sich eigenständig und verlangt nach einer eigenen Taktik. Dadurch entsteht ein dynamisches Stein-Schere-Papier-Prinzip, das die Kämpfe abwechslungsreicher und taktischer macht.
Besonders beeindruckend ist, wie flüssig die Animationen ineinander übergehen. Ein Block, ein perfekter Konter, eine schnelle Kombo – und schon rauscht der nächste Gegner zu Boden. Dazu kommt die neue Mechanik, Gegner gezielt mit Wurfwaffen oder primitiven Schusswaffen unter Druck zu setzen. Zwar dauert das Nachladen lange, doch wenn ein Schuss sitzt, durchschlägt er Rüstungen und verleiht dem Kampf eine ungeheure Wucht.
Auch Stealth ist nach wie vor Teil des Gameplays. Zwar folgt es bekannten Mustern – hohes Gras, leise Attentate – doch in Kombination mit den neuen Waffen und Gadgets wirkt es frischer. Am meisten Spaß macht der fließende Wechsel zwischen Schleichen und offener Konfrontation, der jederzeit möglich ist. Und natürlich gehören auch die brutalen Todesanimationen und Tarantino-esquen Blutfontänen zur DNA von „Ghost of Yotei“.

Grafik: PS5 Pro mit Raytracing-Support und kleineren Abstrichen
Auch technisch überzeugt „Ghost of Yotei“. Schon auf der normalen PS5 beeindruckt das Spiel mit stabiler Performance, detailreichen Umgebungen und cineastischer Beleuchtung. Wer jedoch eine PS5 Pro besitzt, bekommt zusätzlich eine Überraschung: Raytracing-Support mit 60fps und PSSR-Upscaling.
Besonders die indirekte Beleuchtung profitiert: Licht, das durch ein Fenster fällt, färbt Holzbalken, Töpfe oder Wände subtil ein – ein Detail, das die Welt noch natürlicher und atmosphärischer wirken lässt. Zwar handelt es sich um ein Hybrid-System, doch es hebt die Grafik deutlich an.
Spieler:innen können zwischen mehreren Grafikmodi wählen: Im Qualitätsmodus läuft „Ghost of Yotei“ in fast nativen 4K bei 30fps. Der Performance-Modus reduziert die Auflösung, bietet aber nahezu konstante 60fps. Dazu kommen ein 30fps-Raytracing-Modus auf beiden Konsolen sowie der exklusive PS5-Pro-Raytracing-Modus mit 60fps.
Nicht alles ist perfekt – Dialogsequenzen wirken im Vergleich zu den Zwischensequenzen weniger dynamisch, und manche Texturen (Felsen, Wasser) sind eher grob aufgelöst. Insgesamt aber ist „Ghost of Yotei“ ein grafisch starkes Gesamtpaket und eines der schönsten Spiele von Sucker Punch.
Fazit zu „Ghost of Yotei“
„Ghost of Yotei“ mag auf den ersten Blick wie eine „Play it safe“-Fortsetzung wirken, doch das würde dem Spiel nicht gerecht. Sucker Punch baut zwar auf die Stärken von „Tsushima“ – die fantastische Samurai-Action und die einzigartige Atmosphäre – verfeinert diese aber konsequent und ergänzt sie durch eine starke, vielschichtige Protagonistin und clevere neue Gameplay-Ideen. Das macht „Ghost of Yotei“ nicht nur für Tsushima-Fans zu einem PS5-Highlight im pickepackevollen Gaming-Herbst!