„Friends“ ist „super schwulenfeindlich“: Abrechnung mit einer Kultserie!
Zoë Kravitz hat die legendäre Sitcom „Friends“ scharf kritisiert – und damit eine alte Debatte neu entfacht. Während die Serie noch heute auf Netflix gestreamt wird, sehen viele Fans und Kritikerinnen die Gags von damals mit völlig anderen Augen.

Die 90er-Jahre waren für viele ein goldenes Serienzeitalter – auch für Zoë Kravitz. In Interviews schwärmt die Schauspielerin aktuell von der Mode, vom Grunge und vom Lebensgefühl in New York. Doch wenn es um Serien wie „Friends“ geht, zieht sie eine klare Grenze: „Super homophobe Witze auf dem Mainstream-Fernsehen? Nein danke“, sagte sie in einem Gespräch über ihre neue Rolle im Film „Caught Stealing“.
Kravitz betonte, dass man beim heutigen Rewatch der Serie kaum glauben könne, was damals als selbstverständlich galt: „Wenn man sich ‚Friends‘ jetzt anschaut, denkt man nur: ‚Wow.‘“ Besonders irritiere sie, dass Szenen als Witze verkauft wurden, die gar keine sein sollten.
Kritik an „Friends“ ist nicht neu
Die Aussagen der Hollywood-Schauspielerin treffen einen Nerv – denn schon seit Jahren wird „Friends“ von einem Teil des Publikums kritisch gesehen. Besonders jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer stoßen sich an Witzen über Monicas Gewicht, an Joeys frauenfeindlichen Anmachen und vor allem an den immer wiederkehrenden homophoben Pointen.
Schon 2019, zum 25. Jubiläum der Serie, wurde in Deutschland heftig über die Schattenseiten der Sitcom diskutiert. Kritiker warfen den Macherinnen und Machern vor, Diversität vermissen zu lassen und auf Kosten von Minderheiten zu lachen. Ein Beispiel: Chandler wird in zahlreichen Folgen automatisch für schwul gehalten – schlicht, weil er angeblich „feminine Züge“ hat. Was damals als Running Gag durchging, gilt heute als überholt und schlicht als No-Go.
Problematische Storylines
Besonders häufig im Fokus stehen zwei Handlungsstränge:
Ross’ Ex-Frau Carol und ihre Partnerin Susan: Obwohl die Serie 1996 eine lesbische Hochzeit zeigte – ein Meilenstein fürs US-Fernsehen –, wurden die Figuren oft Zielscheibe billiger Witze.
Chandlers trans Elternteil, gespielt von Kathleen Turner: In den Dialogen wurde die Figur durchgehend falsch adressiert und lächerlich gemacht. Auch Serienmacherin Marta Kauffman räumte später ein, dass hier „Fehler gemacht“ wurden, weil man Pronomen damals noch nicht verstanden habe.
Für viele queere Fans bleibt „Friends“ damit ein schmerzhaftes Beispiel für die Mainstream-Comedy der 90er, die gesellschaftliche Minderheiten allzu oft verspottete. Andere blicken aus Nostalgie aber wohlwollend über die Fehler der Show hinweg und halten ihr bis heute die Treue.
Auch Hauptdarstellerin Jennifer Aniston hat bis heute eine enge Verbindung zu „Friends“ und denkt oft mit Wehmut an die schönen Jahre als Teil des Casts zurück. Besonders thematisierte sie dies im Rahmen des Todes ihres Co-Stars und guten Freundes Matthew Perry im Jahr 2023.
Zeitgeist oder echte Nostalgie?
Natürlich muss man die Serie auch im historischen Kontext sehen: Zwischen 1994 und 2004 liefen Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe, Leihmutterschaft oder die Rolle von alleinerziehenden Müttern erstmals zur Primetime – etwas, das damals durchaus progressiv wirkte. Doch die Umsetzung war voller Klischees und Vorurteile, die heute nicht mehr funktionieren.
Das erklärt auch, warum viele Fans die Serie weiterhin lieben – während andere sie kaum ertragen können. „Friends“ ist ein Zeitzeugnis der 90er, aber sicher kein unproblematisches.
Der Streit um die Kultserie wird sich nie beilegen lassen
Zoë Kravitz hat mit ihrer Kritik nichts Neues gesagt – aber etwas Wichtiges wieder auf den Tisch gebracht. Denn „Friends“ bleibt ein zweischneidiges Schwert: einerseits Kult, andererseits ein Relikt voller problematischer Witze.
Gerade weil die Serie von vielen nach wie vor als beste Serie aller Zeiten gefeiert wird und weiterhin auf Netflix verfügbar ist und so ständig ein neues Publikum erreicht, wird die Diskussion wohl auch in Zukunft nicht verstummen. Die Frage, ob man „Friends“ heute noch unbeschwert schauen kann, bleibt damit aktuell – ihre Beantwortung dennoch eine persönliche Entscheidung.