„Fall for Me“: Wie dieser Netflix-Erotikthriller „365 Tage“ Konkurrenz macht
Intensive Lust, Hass und Liebe – schon „365 Tage“ brachte diese Kombination auf die Bildschirme. Mit „Fall for Me“ setzt Netflix noch einen drauf und geht neue Wege. Lohnt sich der Film?

Macht Liebe und Lust wirklich blind? Offensichtliche Warnsignale, Schmerz und Zweifel – all das wird verdrängt für einen Sommerflirt, den Lilli (Svenja Jung) und ihre Schwester Valeria (Tijan Marei), wohl ihr Leben lang nicht vergessen werden. Netflix’ neue Produktion „Fall for Me“ verlegt das Spiel mit Verführung und Gefahr nach Mallorca und stellt die Frage: Wie weit würden wir selbst gehen, wenn wahre Leidenschaft im Spiel ist? Wo es dem Erotikthriller an plakativer Erotik à la „365 Tage“ fehlt, punktet er mit sympathischen Charakteren, überraschender Tiefe und Momenten, die besonders Zuschauerinnen direkt ins Herz treffen. Denn zwischen Lust und Lüge bleibt vor allem ein Gedanke beim Schauen zurück: „Könnte mir das auch passieren? Könnte ich jemals so betrogen werden?“
Ab dem 21. August 2025 ist „Fall for Me“ exklusiv auf Netflix verfügbar – und schon jetzt sorgt der Film für gespaltene Reaktionen zwischen Begeisterung und Kopfschütteln.
Netflix „Fall for Me“: Wie naiv macht Liebe tatsächlich?
„Fall for Me – Falle für mich.“ Schon der Titel passt perfekt zu Netflix’ neuem Erotikthriller: Es geht um Verführung, Vertrauen – und darum, wie leicht wir Kontrolle aus der Hand geben. Lilli (Svenja Jung) spürt das sofort, kaum dass sie in Palma de Mallorca ankommt. Ihre Schwester Valeria (Tijan Marei) überrumpelt sie mit Neuigkeiten, die alles ins Wanken bringen: frisch verliebt, frisch verlobt, große Pläne mit dem charmanten Manu (Victor Meutelet). Ein B&B, eine Finca, ein Traum vom schnellen Glück. Doch um ihn zu finanzieren, soll das alte Familiengrundstück verkauft werden – und das geht nur mit Lillis Zustimmung. Mit jedem Tag auf der Insel wächst in ihr das Gefühl, dass dieser Traum nicht Valerias eigener ist, sondern eine Falle ihres ach so perfekten Verlobten.
Lilli weigert sich, zu verkaufen – und gerät dadurch nicht nur in Streit mit Valeria, die sie einst selbst großzog, sondern auch ins Visier einer gefährlichen Bande, die es auf die Immobilie abgesehen hat. Halt findet Lilli bei Barkeeper Tom (Theo Trebs). Schon ihr erstes Aufeinandertreffen elektrisiert: ein Blick, ein flüchtiges Berühren – und die Luft scheint zu flimmern. Zwischen den beiden knistert es so heftig, dass jede Szene langsamer wirkt, jede Bewegung intensiver. Die Nächte werden heiß, die Anziehung beinahe überwältigend – doch genau darin liegt die Gefahr. Was wie Rückhalt und ein intensiver Sommerflirt wirkt, zieht Lilli immer tiefer in ein Spiel aus Verführung und Verrat.
Am Ende stehen die Schwestern nicht nur vor einer Pistole, sondern vor der Wahrheit: Sie sind beide gefallen ...
„Fall for Me“: Ein Betrug im Betrug und wer leidet sind die Frauen!
Wer in „Fall for Me“ wirklich die Macht hat, ist schnell klar: die Männer. Thomas Kretschmann als Nick Unterwalt – ein Immobilienmakler, der sich bald als weitaus mehr entpuppt – kontrolliert nicht nur die Deals auf der Insel, sondern auch die Männer, die für ihn arbeiten. An seiner Seite steht seine Ehefrau Girasol (Antje Traue): Sie unterstützt ihn, spielt die eiskalte „Boss Bitch“ der Insel und wirkt zuletzt wie die eigentliche Gegenspielerin von Lilli und Valeria. Doch auch sie folgt letztlich den Anweisungen ihres Mannes.

Genau hier zeigt sich die größte Schwäche des Films: „Fall for Me“ wirkt in vielen Momenten erschreckend sexistisch. Während die Männer Intrigen spinnen und sich als clevere Investoren inszenieren, bleiben die Frauen oft auf der Strecke – manipulierbar, abhängig, ohne eigene Handlungsfreiheit. Svenja Jung als Lilli und Tijan Marei als Valeria werden belogen und in riskante Geschäfte gedrängt, aus denen sie sich kaum befreien können. Selbst Girasol (Antje Traue), die zunächst wie eine mächtige Gegenspielerin wirkt, bleibt am Ende gefangen in den Strukturen ihres Mannes – eine Marionette im großen Spiel um Macht, Geld und Kontrolle
Das Ergebnis: „Fall for Me“ erzählt von Verführung, Verrat und Leidenschaft – bleibt dabei aber in klassischen Rollenmustern hängen. Die Männer agieren, die Frauen reagieren – was in so einigen Szenen des Films nachdenklich stimmt.
Die Sexszenen sprechen für sich – und für den ganzen Film!
Zwar belohnt „Fall for Me“ nur mit wenigen Sexszenen, doch diese sind umso wirkungsvoller: leicht, intim und ehrlich. Sie sind wohl dosiert und zeigen, was wirklich zwischen Lilli (Svenja Jung) und Tom (Theo Trebs) passiert: Alles beginnt mit vorsichtigen Berührungen und intensiven Blicken bei ihrer ersten Begegnung – gefolgt von einem schnellen, aufgeregten Aufeinandertreffen auf der Dachterrasse eines Nachtclubs wenige Stunden später. Eine flüchtige Begegnung, ein kurzer Moment der Ekstase, als Tom unter ihr Kleid greift – fast wie eine einmalige Belohnung für eine Nacht.
Doch dann lernen sich die beiden besser kennen, ihre Beziehung wird tiefer, intimer. Der Höhepunkt: nass und nackt am Strand, wo sie sich lieben. Hier kann man tatsächlich von Liebe sprechen – auch wenn Tom in Wahrheit ein Spiel mit ihr treibt. Für die Zuschauer:innen wird spürbar: Etwas hat sich in ihm verändert. Die Berührungen sind ehrlich, der Blickkontakt intensiv, beide wirken, als würden sie gemeinsam dem Sonnenuntergang entgegensegeln. Lilli kommen die Tränen, als sie später an diesen Moment zurückdenkt und wirkt wie die glücklichste Frau der Welt und drauf und dran den Vertrag zum Verkauf ihres Grundstückes zu unterschreiben ....

Doch dann kommt der Bruch: Lilli (Svenja Jung) begreift, dass Tom (Theo Trebs) sie von Anfang an getäuscht hat – sie war nur eine Marionette in seinem Spiel. Ein letztes Mal schlafen die beiden miteinander, doch diesmal treibt Lilli nicht Liebe, sondern Hass, Wut und Verzweiflung an. Sie schlägt auf ihn ein, übernimmt die Oberhand und verwandelt die Leidenschaft in ein Ventil für Schmerz. Vielleicht wirkt die Szene etwas überzogen, doch genau hier zeigt sich die Ambivalenz der Beziehung. Die Sexszenen in „Fall for Me“ sind damit weit mehr als bloße Erotik – sie erzählen eine ganze Entwicklung: von zarter Anziehung über brennende Leidenschaft bis hin zu Verrat und Schmerz. Jede Szene spricht für sich – und für den Netflix-Erotikthriller „Fall for Me“.
Fazit: Kein perfekter Erotikthriller aber einer, der der nachwirkt
„Fall for Me“ ist mehr als ein Spiel aus heißen Blicken und Sommerflirts. Der Film erzählt von Manipulation, Abhängigkeit und dem gefährlichen Moment, in dem Leidenschaft zur Falle wird. Und er stellt unbequeme Fragen: Sind wir, wenn wir lieben, wirklich leichter zu täuschen? Kann Sex Nähe sein – oder ebenso ein Werkzeug von Macht und Verrat? Die Stärke des Films liegt darin, dass er diese Fragen nicht didaktisch beantwortet, sondern sie in seine Szenen legt: in die intensiven Begegnungen von Lilli und Tom, in die Abhängigkeit Valerias von Manu, in die Machtspiele rund um Nick Unterwalt und Girasol. So wird deutlich, dass Liebe und Kontrolle, Vertrauen und Täuschung oft näher beieinanderliegen, als wir glauben wollen.
„Fall for Me“ ist kein perfekter Thriller – manches wirkt überzogen, manches vorhersehbar, und besonders die Darstellung der Frauenrollen fällt schwach aus. Sie wirken oft naiv, fast ahnungslos, als hätten sie weder Gespür für Finanzen noch Kontrolle über ihr eigenes Schicksal. Genau das hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, weil die Männer die Handlung treiben, während die Frauen vor allem leiden. Und doch bleibt der Film hängen, weil er Lust, Betrug und Sehnsucht miteinander verwebt und uns am Ende zwingt, über uns selbst nachzudenken: Wie schnell würden wir fallen?