So toxisch war ein Netflix-Hit noch nie

„Fall for Me“ im Reality-Check: Darum ist Lillis Verhalten so gefährlich echt!

Liebe auf den ersten Blick – oder Love Bombing? In „Fall for Me“ verliert sich Lilli Hals über Kopf in eine Liebe voller Täuschungen. Therapeutin Tatiana Schildt verrät, wie realistisch das wirklich ist.

Szenenbild aus „Fall for Me“: Lilli (mit dunklen, schulterlangen Haaren, schwarzes Kleid mit Blumenmuster) steht vorn und blickt ernst in die Kamera. Hinter ihr steht ihre Schwester Valeria (lange blonde Haare, dunkle Bluse) mit verschränkten Armen und ernstem Blick. Beide wirken nachdenklich und angespannt.
Perfekte Liebe? Von wegen! In „Fall for Me“ werden Lilli und Valeria bitter getäuscht – und verlieren beinahe alles was ihnen etwas bedeutet. Foto: Julia Terjung/Netflix

Es beginnt wie ein Traum: große Gefühle, leidenschaftliche Worte und die Aussicht auf ewiges Glück. Doch was, wenn hinter all dem keine echte Liebe steckt, sondern ein gefährliches Spiel? „Fall for Me“ auf Netflix erzählt die Geschichte der Schwestern Lilli (Svenja Jung) und Valeria (Tijan Marei), die auf Mallorca in ein Netz aus Begierde, Lügen und Macht geraten. Valeria verliebt sich Hals über Kopf in Manu (Victor Meutelet), der es in Wahrheit nur auf das Familiengrundstück – und damit auf ihr Geld – abgesehen hat. Lilli wirkt zunächst vorsichtiger, will Manus Geheimnisse aufdecken, um ihre Schwester zu schützen, und verfängt sich dabei selbst in einer intensiven, toxischen Beziehung mit Tom (Theo Trebs). So verwandeln sich romantische Versprechen in gefährliche Abhängigkeit.

Genau hier setzt unsere Frage an: Warum übersehen wir Menschen so oft Warnsignale, wenn Herz und Lust lauter sind als der Verstand? Um das einzuordnen, haben wir mit Tatiana Schildt gesprochen. Sie ist systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin und erklärt im exklusiven TVMovie-Interview, warum Lillis Verhalten gar nicht so untypisch ist, welche toxischen Dynamiken der Film aufzeigt und was wir daraus fürs echte Leben lernen können.

Love Bombing statt Leidenschaft? Paartherapeutin Tatiana Schildt erklärt das Drama in „Fall for Me“

Alva Frankenstein: Manu macht Valeria in „Fall for Me“ bereits nach wenigen Monaten einen Antrag. Ist ein solches Tempo in Beziehungen wahre Leidenschaft – oder ein Warnsignal?

Tatiana Schildt: Ja, ein solches Tempo kann aufrichtig aus Leidenschaft entstehen – aber es kann auch ein Warnsignal sein. Gerade in ungesunden Beziehungsmustern zeigt sich häufig das sogenannte „Love Bombing“: sehr viel Nähe, Komplimente und Zukunftsversprechen in kurzer Zeit. In gesunden Beziehungen entwickelt sich Bindung langsamer und erlaubt beiden Partnern, einander wirklich kennenzulernen.

Obwohl Lilli zunächst vorsichtiger wirkt, übersieht auch sie die Warnzeichen. Ist das etwas, das im Grunde jede:r erleben kann, wenn Gefühle überwiegen?

Ja, absolut. Niemand ist davor gefeit. Verliebtheit verändert unsere Wahrnehmung – wir sind biologisch darauf programmiert, die positiven Seiten des anderen stärker zu sehen und mögliche Risiken auszublenden. Dazu kommen unbewusste Bedürfnisse: der Wunsch nach Nähe, Sicherheit oder Bestätigung. Diese machen uns anfälliger dafür, Warnzeichen kleinzureden, auch wenn der Verstand eigentlich Alarm schlägt.

Tom ist zu perfekt, zu aufmerksam, zu verfügbar – und trotzdem vertraut Lilli ihm. Warum neigen Menschen in Verliebtheit dazu, offensichtliche Warnsignale auszublenden?

Oft ist es schwer, Misstrauen zu entwickeln, wenn scheinbar alles so „ideal“ läuft. Hinzu kommt ein psychologischer Mechanismus: Wer schon emotional investiert ist, möchte nicht wahrhaben, dass er oder sie sich getäuscht haben könnte

Manu und Tom nutzen die Liebe der beiden Schwestern um sie in Finanzfragen zu lenken. Kennen Sie solche Fälle aus Ihrer Praxis – und wieso trifft es häufig Frauen?

Ja, das kommt durchaus vor. Bei Frauen sehen wir das häufiger, weil gesellschaftliche Prägungen und Rollenmuster noch immer nachwirken: „er kümmert sich schon“ oder „ich vertraue ihm mehr in solchen Dingen“.

Lilli weiß, dass Tom sie belogen hat – und sucht trotzdem Schutz bei ihm. Warum bleiben viele Frauen in toxischen Beziehungen, selbst wenn sie verletzt wurden?

Das hat viel mit Bindungsdynamik zu tun. Selbst in toxischen Beziehungen entstehen starke emotionale Verbindungen, die nicht einfach abbrechen, nur weil es Verletzungen gibt. Viele Frauen hoffen, dass der Partner sich ändert, oder sie fürchten, ohne ihn noch verletzlicher zu sein. Nach einer Krise erleben Betroffene oft besonders intensive Nähe, die wie ein „Kleber“ wirkt und das Verlassen erschwert.

Kann eine Beziehung nach massivem Verrat überhaupt noch heilen – oder gibt es einen Punkt, an dem Verzeihen nicht mehr gesund ist?

Es gibt Paare, die nach einem Vertrauensbruch wieder zusammenfinden und sogar gestärkt daraus hervorgehen – aber das gelingt nur, wenn beide Verantwortung übernehmen, offen kommunizieren und eine wirkliche Veränderung stattfindet. Oft aber bleibt das Misstrauen bestehen, und der Schmerz wiederholt sich. Spätestens dann, wenn die eigene seelische Gesundheit leidet oder man sich ständig klein und unsicher fühlt, ist Versöhnung nicht mehr gesund.

Nahaufnahme von Lilli und Tom, die sich leidenschaftlich küssen. Lillis Hand umfasst Toms Gesicht, ihre Körper liegen eng aneinander. Die Szene wirkt intensiv, sinnlich und voller Spannung.
Zwischen Lilli und Tom knistert es gewaltig – ihre Lust ist in jeder Berührung spürbar, und doch tragen die beiden im Bett noch etwas ganz anderes aus … Foto: © 2024 Netflix, Inc.

„Fall for Me“ zeigt Sex unter anderem auch als Mittel für Hass und Verletzung. Ist das in der Realität nur toxisch – oder kann Intimität in Konflikten auch ein Weg zur Versöhnung sein?

Beides ist möglich. Wenn Sex genutzt wird, um Aggression, Macht oder Verletzung auszuleben, kann er sehr schädlich sein und das toxische Muster verstärken. Versöhnungssex dagegen kann für manche Paare eine Art Brücke zurück zur Nähe sein – aber nur, wenn er auf gegenseitigem Einverständnis und Respekt basiert. Wenn ungelöste Konflikte jedoch allein über Sex „überspielt“ werden, bleibt das Grundproblem bestehen.

Ein altes Gerücht besagt, dass Frauen sich durch Sex schneller emotional binden als Männer. Ist da etwas dran – oder ist es nur ein Klischee, das Beziehungen mehr schadet als hilft?

Das ist ein Klischee, das viel Schaden anrichtet. Bindung entsteht nicht automatisch durch Geschlecht, sondern durch individuelle Biografie, Bedürfnisse und Bindungserfahrungen. Manche Menschen erleben Sex als intensives Bindungserlebnis, andere können Sexualität eher trennen. Wichtig ist, nicht in Stereotypen zu denken – sie engen Frauen wie Männer ein und können sogar missbraucht werden, um problematisches Verhalten zu rechtfertigen.

Abschließend: Was können wir aus „Fall for Me“ fürs echte Leben mitnehmen – und welche Warnsignale sollten wir in Beziehungen ernster nehmen?

Wichtig ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören: Wenn etwas „zu perfekt“ wirkt, wenn ein Partner zu schnell zu viel will, wenn Kontrolle über Finanzen, Freundeskreis oder Entscheidungen übernommen wird – dann sind das ernstzunehmende Signale. Ebenso, wenn Schuldgefühle erzeugt werden oder die eigene Freiheit eingeschränkt wird.

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