„Der Tiger“ Kritik: Dieses deutsche Kriegsdrama schlägt ein wie eine Bombe!
Regisseur Dennis Gansel setzt mit „Der Tiger“ ein starkes Zeichen: Mit intensiven Bildern und David Schütter in der Hauptrolle wird das Kriegsdrama zum Kinoerlebnis, das nachhallt.

Es gibt kein Entkommen – nicht vor dem Krieg, nicht vor dem Feuer, nicht vor dem Panzer. Fünf Männer, eingepfercht im „Tiger“, kämpfen um ihr Überleben. Sie sind Kameraden und doch Fremde, verbunden nur durch ein Ziel: ihre Aufträge zu erfüllen. Befehle sind das Einzige, was den Krieg zusammenhält – egal, wie sinnlos sie scheinen oder ob sie den eigenen Werten widersprechen. Genau diese Zerrissenheit macht Regisseur Dennis Gansel („Die Welle“) zum Ausgangspunkt seines neuen Antikriegsdramas. An der Ostfront 1943 schickt er die Panzer-Crew auf eine geheime Mission – eine Reise, die sie an ihre Grenzen bringt und am Ende nicht nur Leutnant Philip (David Schütter), sondern auch das Publikum ins Mark trifft.
„Der Tiger“ Kritik: Wie weit treibt der Krieg einen Menschen?
Eigentlich hätten Leutnant Philip Gerkens (David Schütter) und seine Männer nie überleben dürfen. Monate nach Stalingrad, an der Ostfront, scheint der Kampf verloren. Doch in einer Nacht auf einer umkämpften Brücke halten sie mit ihrem Panzer die Stellung, obwohl längst der Rückzug befohlen wurde. Minuten bevor die Brücke gesprengt werden soll, gibt Philip endlich das Kommando: Rückzug! Verzweifelte Rufe hallen durch den Maschinenraum: „Schneller, schneller, tritt aufs Pedal!“ Angst und Hoffnung mischen sich – „Wir schaffen es nicht!“ – „Wir schaffen es!“. Dann zerreißt eine Explosion die Nacht und es wird hell. Das Letzte, was die Männer sehen, ist ein verirrtes Reh, das orientierungslos zwischen Wald und Kriegschaos taumelt, bevor sie es von der Brücke schaffen.
Wieder einsatzbereit, werden sie einem neuen Auftrag zugeteilt – dem geheimen „Labyrinth“-Projekt. Eine Einzelmission, vermutlich dem Tod geweiht. Aber Befehl ist Befehl. Sie sollen den deutschen Offizier Paul von Hardenburg, der sich tief auf russischem Gebiet befindet, zurückholen. Koste es, was es wolle.

Die Haupthandlung setzt hier ein: Philip, Christian, Helmut, Keilig und Michael rücken in ihrem Panzer vor und geraten in eine Welt aus Dunkelheit, Nebel und Täuschungen. Feindliche Truppen tauchen wie aus dem Nichts auf, Funksprüche klingen kryptisch, Leichen sind seltsam lange verwest und ihre eigenen Uhren sind seit jener Nacht auf der Brücke stehengeblieben. Immer stärker verschwimmen Realität und Wahn, bis die Soldaten nicht mehr wissen, ob sie kämpfen, fliehen – oder längst Geistern gegenüberstehen.
(Achtung Spoiler!) Die letzten Szenen machen deutlich: Im Krieg gibt es keine Regeln und keine Gründe, nur Befehle. Doch die Frage bleibt: Reicht das, um sich von Schuld reinzuwaschen? Wie es bereits im Trailer heißt: „Wir ernten, was wir säen“ – und so wird Philip von all dem eingeholt, was er selbst im Krieg getan und erlebt hat: sinnlose Tode, blinde Pflichterfüllung, unerträglicher Verlust.
„Der Tiger“ und die große Frage unserer Zeit

David Schütter, alias Leutnant Philip, beschreibt den Film in einem Interview mit TVMovie.de mit einem Satz: „Die große Frage unserer Zeit auf die Enge eines Panzers“. Und genau das zieht sich durch den Film. Denn Regisseur Dennis Gansel macht aus der klaustrophobischen Enge des „Tiger“-Panzers einen Mikrokosmos, in dem es nicht nur um Kriegstaktik geht, sondern vor allem um Schuld, Verantwortung und Gehorsam. Inspiriert von den Erzählungen seines Großvaters setzt er den Panzer in Szene als Symbol für eine ganze Generation, die im Krieg emotional und körperlich gefangen war.
Gleichzeitig ist „Der Tiger“ für Gansel auch ein Beitrag zur Erinnerungskultur: ein Film, der Fragen nach Schuld und Verdrängung nicht in der Vergangenheit belässt, sondern sie in unsere Gegenwart holt. Um diese Wirkung zu erreichen, haben sich Regisseur und Team eng mit Historikern beraten, im Panzermuseum recherchiert und die Geschichte akribisch aufgearbeitet. Das Ziel war es, den Film so authentisch wie möglich zu gestalten – und genau das ist ihnen gelungen.
Atmosphäre & Besetzung: Darum geht „Der Tiger“ unter die Haut
Auch die Atmosphäre und die Charaktere tragen entscheidend dazu bei, dass „Der Tiger“ seine gewünschte Wirkung erzielt. David Schütter überzeugt als Leutnant Philip mit einer physischen Präsenz, die zwischen Härte, Pflichtbewusstsein und innerer Zerrissenheit schwankt. An seiner Seite verkörpern Sebastian Urzendowsky, Laurence Rupp, Leonard Kunz und Yoran Leicher glaubwürdig die psychische Zerbrechlichkeit von Soldaten, die längst vom Krieg gezeichnet sind.
Die Kamera von Carlo Jelavic verstärkt dieses Gefühl durch düstere, klaustrophobische Bilder: Rauch, Feuer und Dunkelheit lassen die Orientierung verschwimmen. Damit reiht sich „Der Tiger“ atmosphärisch in moderne Antikriegsfilme wie „Im Westen nichts Neues“ ein – Bilder, die nicht auf heroische Taten setzen, sondern auf das Ausmaß von Zerstörung und Angst.

Fazit zu „Der Tiger“: Ein deutsches Kriegsdrama mit Wucht
„Der Tiger“ ist ein Film, der Geschichte nicht nur nacherzählt, sondern sie spürbar macht – intensiv, beklemmend und in jeder Hinsicht überzeugend. Wer leichte Unterhaltung sucht, ist hier fehl am Platz, doch für alle, die ein spannendes Kriegsdrama mit Tiefgang erleben wollen, ist dieser Film genau richtig. Sowohl schauspielerisch als auch atmosphärisch überzeugt er durchgehend: authentisch, kraftvoll und mit einer Storyline, die sich in den letzten Schlussszenen noch einmal überraschend wendet – was den Film umso eindrucksvoller macht. „Der Tiger“ ist ein Werk, das definitiv kinowürdig ist und viele Zuschauerinnen und Zuschauer zum Nachdenken anregen wird. Als erster große deutsche Originalfilm bei Amazon MGM ist er ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Quellen
Amazon MGM Studios