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„Babylon“: Sodom, Gomorra, Hollywood | Kritik

Nach „La La Land“ liefert Regisseur Damien Chazelle mit „Babylon“ erneut einen Hollywood-Film über Hollywood ab. Nur geht es dieses Mal deutlich wilder und verrückter zu.

„Babylon“: Sodom, Gomorra, Hollywood | Kritik
In „Babylon“ werden die wilden Exzesse des frühen Hollywoods gezeigt. Foto: Paramount Pictures

Mit „La La Land“ hat Damien Chazelle einen absoluten Oscar-Liebling gedreht – ein Musical, welches den Kampf von Schauspieler:Innen und Musiker:Innen in Los Angeles zeigt. Als dank gab es insgesamt sechs Oscars. Nach einem kurzen Abstecher ins All mit „Aufbruch zum Mond“ widmet sich der Regisseur nun wieder der Traumfabrik zu – allerdings deutlich anders als in dem verträumten Film mit Ryan Gosling und Emma Stone.

„Babylon“: Urin und Elefantenkot

Das merkt man bereits am ersten Akt, der knapp dreißig Minuten des Films einnimmt und nach dem erst die Titlecard mit dem Filmtitel eingeblendet wird. Denn innerhalb kürzester Zeit werden den Zuschauer:Innen Elefantenkot und Urin quasi entgegengeworfen, während der Konsum von Kokain sowie ungehemmtes Kopulieren scheinbar in Sekundentakt geschieht. Der Grund: So waren wohl Hollywood-Partys in den 20ern. Dagegen wirkt Sodom und Gomorra wie ein Kindergeburtstag.

In „Babylon“ geht es um drei zentrale Personen: Manny (Diego Calva) und Nellie (Margot Robbie) wollen am Anfang ihren Sprung in Hollywood schaffen, wo diese großartigen Stimmfilme gedreht werden, sie wollen Teil von etwas größerem sein. Einer, der das geschafft hat, ist Jack Conrad (Brad Pitt). Aber der Schauspieler, dem die Frauen zu Füßen liegen, und all die anderen Menschen, die im Filmbusiness arbeiten, müssen irgendwann einsehen, dass ihr Stern verblasst – gerade im Angesicht technische Fortschritte wie der Ton-Film.

Nellie und Manny kommen sich näher Foto: Paramount Pictures

Während die erwähnte Eröffnung sowie der darauffolgende erste Ausflug an ein Filmset sowohl Manny als auch die Kinogänger:innen mit einem ungeheuren Tempo und absurden Wahnwitz in den Sitz drückt. Aber auch wenn „Babylon“ nach dieser starken Eröffnung das Tempo deutlich runterschraubt, wird er nie langweilig. Ein Hauptgrund dafür sind die durch die Bank weg starken Darsteller:Innen. Diego Calva ist die Identifikationsfigur für die Zuschauenden, durch dessen Augen wir das Wunder Hollywood miterleben. Brad Pitt ist ein hervorragender Jack Conrad – alleine dadurch, dass seine Präsenz auf der Leinwand jede Szene, in der er zu sehen ist, vereinnahmt. Und dann ist da noch Margot Robbie.

Ihre Nellie ist wohl die Figur, an der sich einige stören werden. Sie ist störrisch, rebellisch, spielt mit ihrem Sex-Appeal, ist aber auch unvernünftig und macht offenen Auges viele Fehler. Sie ist Mannys „Manic Pixie Dream Girl“: Eine Frau, die aufgrund ihrer Verschrobenheit und Eigenarten zu einem fast unerreichbaren Ziel für ihn wird. Das ist eine abgeschmackte Figurenzeichnung, doch Robbie erfüllt Nellie mit so viel Leben, dass man ihr auch die dümmsten Entscheidungen verzeihen kann.

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„Babylon“: Ein breites Spektrum der Traumfabrik

In seinen rund drei Stunden Laufzeit macht „Babylon“ einen großen Rundumschlag über alles, was es aus der Zeit in Hollywood zu erzählen gibt: Partys, die großen Stars und Träume, der Wandel zum Tonfilm und wie dies Produktionsstudios sowie die Schauspielerei für immer veränderte. Das ist alles nicht neu und wurde so schon in diversen anderen Filmen behandelt. Doch Chazelles Regie mit seinen wahnsinnigen Kamerafahrten, die Opulenz der Kostüme sowie der hervorragende Jazz-Soundtrack von Justin Hurwitz, jüngst Golden Globe-prämiert, halten neben den Darstellern stets die Aufmerksamkeit der Zuschauenden auf den Film. Da verzeiht man es auch, dass manche Szenen zu lang gestreckt wirken oder einige Aspekte zu viel in den Film gestopft wurden – auch wenn einer dieser Schlenker einen äußerst spaßigen Gastauftritt zur Folge hat.

Ist Jacks Star-Dasein vorbei? Foto: Paramount Pictures

Alle wichtigeren Figuren haben an verschiedenen Stellen kleine Monologe. Darüber, was Filme für sie oder die Kinogänger:Innen bedeuten. Für diejenigen, die nicht vor, sondern hinter der Kamera stehen. Wie nahe Reichtum und Armut hier bei einander liegt. Hier wird klar, dass Chazelle Kino liebt, auch wenn es nicht ohne Probleme ist. Wenn am Ende „Singin' in the Rain“ im Kino läuft, das Musical, welches sich einem ähnlichen Thema widmet und Manny die Geschichte seiner Weggefährten als Komödie sieht, gesteht der Regisseur auch ein: Es ist unmöglich, eine Ära des Filmemachens als Ganzes, mit all ihren Verrücktheiten, in einen Film zu packen.

„Babylon“: Fazit

„Babylon“ ist an vielen Stellen sperrig. Die Auseinandersetzung mit den Träumen in Hollywood gelang in „La La Land“ oder im Anime „Pompo the Cinéphile“ leichtfüßiger. Aber dafür vergehen die drei Stunden wie im Flug, er ist sich seiner eigenen Grenzen bewusst, lotet diese aber bis zu den Grenzen komplett aus. Es ist ein wilder Ritt durch das Business, welches viele Kino-Gänger:Innen so sehr lieben – und ein unterhaltsamer noch dazu.

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