Darum sind die beiden bisher besten Games 2025 sich ähnlicher, als man glaubt
„Clair Obscur: Expedition 33“ und „Split Fiction“ gehören zu den besten Spielen des Jahres. Dabei haben sie einige überraschende Gemeinsamkeiten, vor allem in einem Punkt.

Das Gaming-Jahr 2025 hat bereits einige fantastische Spiele hervorgebracht. Unter den Top 5 des bisherigen Jahres auf der Seite Metacritic, welche die Stimmen verschiedener Fans und Journalist:innen zusammenfasst, befindet sich „Split Fiction“ auf Platz 4 und Rang 1 wird von „Clair Obscur: Expedition 33“ belegt. Und auch wenn die beiden Titel auf den ersten Blick nichts gemein haben, gibt es doch eine erstaunliche Parallele.
Darum geht es in den beiden Games
Die beiden Spiele könnten in ihrem Konzept kaum unterschiedlicher sein. In „Split Fiction“ seid ihr zu zweit unterwegs, um die Hauptfiguren Zoe und Mio durch verschiedene Science-Fiction- und Fantasy-Welten zu führen. Diese entstammen ihrer Fantasie, denn die Autorinnen wurden mit einer futuristischen Maschine verbunden, die ihre Ideen stehlen soll. Der Fokus liegt hier auf den Parcours-Einlagen und den Rätseln, die durch das ständig wechselnde Gameplay möglich sind. Der Spaß und die verschiedenen wilden Konzepte stehen eindeutig im Vordergrund, immerhin seid ihr zumindest für kurze Zeit auch als Schwein unterwegs, das per Flatulenz besonders weit springen kann.
„Clair Obscur: Expedition 33“ liegt auch ein Konzept zu Grunde, welches ungewohnt ist, spielt aber auf der komplett anderen Seite der emotionalen Skala. Denn jedes Jahr sorgt ein scheinbar gottähnliches Wesen, dass in einer Art postapokalyptischen Frankreich alle Personen eines bestimmten Alters sterben. So wird die Bevölkerung langsam dezimiert, weswegen sich jedes Jahr eine Expedition aufmacht, um die Malerin, so der Name des Wesens, aufzuhalten. Expedition 33, angeführt vom Erfinder Gustave, arbeitet sich in rundenbasierten Kämpfen über den fremden Kontinent und wird dabei mit existenziellen Fragen über die Sterblichkeit der Menschen und dem Vermächtnis jeder einzelnen Person konfrontiert.
Eine Gemeinsamkeit der beiden Videospiele ist das Interesse Hollywoods. Von „Split Fiction“ wurde bereits eine Verfilmung angekündigt, Sydney Sweeney wird eine der beiden Hauptrollen übernehmen. Und auch „Clair Obscur“ soll von den Machern der „Sonic“-Adaptionen für die Leinwand umgesetzt werden, angeblich gab es entsprechende Pläne bereits vor dem Release. Der andere Punkt aber hat mit einigen massiven Spoilern zu tun. Wer die Spiele also noch nicht durch hat, sollte gewarnt sein, denn hier wird über die Enden beider Games gesprochen.
Denn interessanterweise haben die beiden Spiele im Grunde die gleiche Ausgangslage. In „Split Fiction“ ist dies auf Grund der geradlinigen Erzählstruktur etwas offensichtlicher. Mio und Zoe nutzen ihre Geschichten als kreatives Ventil. Beide haben in ihrer Vergangenheit Traumata erlitten, welche sie nun in den Science-Fiction- und Fantasy-Welten einbringen – teilweise auch unbewusst. Genau das Gleiche passiert auch in „Clair Obscur: Expedition 33“, auch wenn hier die Lage etwas komplizierter ist.
„Clair Obscur: Expedition 33“: Ende erklärt
Am Ende von Akt 2 erfahren die Spieler:innen, dass sie die ganze Zeit eigentlich keine real existierenden Personen gesteuert haben. Stattdessen befinden wir uns wortwörtlich in einer Leinwand. In der echten Welt gibt es die sogenannten Maler. Diese haben die Macht, mit ihrem Pinselstrich ganze Universen zu erschaffen, zu verändern und zumindest für sich zum Leben zu erwecken. Die Maler können sogar in diese Gemälde eintauchen und dort leben, auch wenn dies über eine längere Zeit zu mentalen und körperlichen Problemen bis hin zum Tod führen kann.
Die Leinwand, in der sich die Geschichte abspielt, wurde von Verso erschaffen – der echten, nicht der gemalten Kopie, die als spielbare Figur am Ende von Akt 1 zur Gruppe stößt. Dieser verstarb bei einem Brand im Haus der Dessendre-Familie, zu denen auch Vater Renoir, Alicia/Maelle und Mutter Aline gehören. Die Spielwelt ist das letzte Gemälde, das von Verso übrigblieb. Da seine Frau sich in ihrer Trauer mehr in dem Kunstwerk aufhielt, versucht Renoir, es zu zerstören. Er ist der Meinung, dass man seinen Sohn auch weiterhin in Gedanken tragen kann, ohne an der Vergangenheit zu hängen.
Unterschiedliches Gameplay, gleiche Moral
So unterschiedlich sich beide Spiele also im Gameplay und der grundlegenden Atmosphäre sind, so gleich ist ihre eigentliche Prämisse. Kunst, egal ob geschrieben, gemalt oder auf einer Meta-Ebene auch programmiert, enthält immer einen Teil der Person, die sie geschaffen hat. Dazu gehören Erfahrungen, politische Ansichten und eben vorherrschende Emotionen. Kunst ist eine Ausdrucksform, die das Gemüt der erschaffenden Person widerspiegelt, was sie für andere Personen greifbarer macht.
In „Split Fiction“ wird die Trauer der Autorinnen selbst in ihren Geschichten verarbeitet, in „Clair Obscur: Expedition 33“ wird das Werk eines Malers genutzt, um dessen Verlust zu verkraften. In beiden Fällen hilft uns Kunst, Gefühle ausdrücken zu können und sichtbarer zu machen. Dass dies ausgerechnet in zwei hervorragenden Videospielen Platz findet, deren die Existenz als Kunstobjekt gerne abgesprochen wird, grenzt dabei an Ironie.