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„Clair Obscur: Expedition 33“ im Test | Für diejenigen, die nach uns kommen

Das Rollenspiel „Clair Obscur: Expedition 33“ will eine tiefgründige Geschichte mit rundenbasierten Kämpfen vermischen. Wieso das, trotz einiger Schwächen, außergewöhnlich funktioniert, erfahrt ihr im Test.

Wie gut ist das neue Rollenspiel „Clair Obscur: Expedition 33“?
Wie gut ist das neue Rollenspiel „Clair Obscur: Expedition 33“? Foto: Sandfall Interactive

Der Tod wurde schon immer auf verschiedene Arten in Philosophie und Kunst behandelt. Auch in Videospielen ist das Ableben von Personen allgegenwärtig – egal ob eher passiv in Ego-Shootern und den berühmten Souls-like Spielen oder aktiv als Teil der Erzählung wie in „The Last of Us 2“ oder „Silent Hill 2“. In „Clair Obscur: Expedition 33“ wird direkt zu Anfang klar gemacht, dass der Tod den Figuren immer im Nacken sitzt – und schafft es dank spannender Spiel-Elemente als auch einer herausragenden Erzählung, ein ganz besonderes RPG auf den Bildschirm zu zaubern, dessen Eindrücke diverse Abzüge in der B-Note kaum trüben können.

„Clair Obscur: Expedition 33“: So beginnt das Spiel

Im folgenden Abschnitt wird die Geschichte der ersten ein bis zwei Stunden zusammengefasst. Wer „Clair Obscur: Expedition 33“ ohne Vorwissen spielen möchte, sollte vor etwaigen Spoilern gewarnt sein und sollte ab dem nächsten Abschnitt weiter lesen.

Die Spieler:innen werden ohne große Erklärungen in eine Welt geworfen, die im ersten Moment seltsam, aber gleichzeitig vertraut erscheint. In der Stadt Lumiere versammeln sich alle Menschen am Hafen, scheinbar für ein Fest. Man steuert Gustave, der einer Angebeteten eine Blume schenkt. Trotz der schönen Dekorationen ist die Stimmung nicht feierlich, sondern eher bedrückt. Den Grund erfährt man bald: Weit entfernt ist ein Monolith zu erblicken auf dem 34 drauf steht. Am Abend erwacht die Malerin, ein scheinbar gott-ähnliches Wesen, die aus der Zahl eine 33 macht. Die Folge ist verheerend: Alle Personen, die 34 Jahre alt sind, sterben und verwandeln sich zu Blütenblättern, so auch Gustaves Partnerin.

Diese Gommage, wie das Ereignis genannt wird, findet jährlich statt. Und jedes Jahr zieht eine Expedition los, um die Malerin zu stoppen – seit über 70 Jahren erfolglos. Nun ist Expedition 33 dran und mit ihr Gustave und seine Freunde. Als sie auf dem Kontinent ankommen, der Heimat der mysteriösen Gottheit, wird jedoch bald klar, dass hinter allem noch viel mehr steckt.

Trauer, Freude, Wut, Akzeptanz: Die ganze emotionale Bandbreite

Bereits der Beginn der Geschichte zeigt, worauf sich diejenigen einlassen sollten, die Expedition 33 begleiten wollen. Das Spiel besticht durch eine melancholische Atmosphäre, welche nie ganz weicht. Manch eine:r mag dies befremdlich finden, es hilft aber, die Themen von „Clair Obscur“ deutlich zu machen. Egal, was gerade passiert, im Hintergrund sieht man immer den Monolithen und die Malerin: Eine eindrückliche Erinnerung daran, dass das Leben endlich ist. Wie die unterschiedlichen Figuren damit umgehen, ist einer der großen Punkte des Games. Dabei wird nur selten der moralische Zeigefinger erhoben. Alle haben gute Gründe, so zu handeln, wie sie es tun, egal ob sie sich gegen die Ausweglosigkeit aufbegehren oder sich ihr ergeben. Wie schon im Anime „Frieren“ geht es darum, was wir mit der Zeit anstellen, die uns gegeben ist – und was wir denjenigen, die nach uns kommen, hinterlassen.

Dabei schafft das Abenteuer der „Expedtion 33“ meist, mit verschiedenen Twists und Turns in der Geschichte zu überraschen. Diese können auch durchaus positiver Natur sein – das erste Aufeinandertreffen mit den Gestrals, kleinen Marionetten-Wesen, sorgt beispielsweise für einige gute Lacher. Aber die Nadel schwingt auch gerne mal in die andere Richtung. Es ist lange her, dass ein Spiel mit jeder Zwischensequenz so sehr gepackt hat. Die Unvorhersehbarkeit macht, neben dem im englischen Ton hervorragenden Voice Acting, einen großen Teil der Faszination aus.

Die Welt, die ihr bereist, ist so faszinierend wie gefährlich
Die Welt, die ihr bereist, ist so faszinierend wie gefährlich Foto: Sandfall Interactive

„Clair Obscur: Expedition 33“: Faszination durch Unwissen

Ein Grund, weswegen einige Handlungs-Entwicklungen überraschend kommen, ist das World Building, welches ebenfalls superb ausfällt. Denn ihr habt den gleichen Wissensstand wie die Expedition. Wenn neue Figuren mit kryptischen Botschaften auftauchen oder Alpträume plötzlich näher an der Realität sind, als euch lieb ist, wisst ihr nicht mehr als Gustave und seine Kumpanen. Es ist gleichzeitig beängstigend, aber auch spannend, den Kontinent zu erforschen und zu versuchen seine Geheimnisse zu lüften – auch, da nach mehreren Spielstunden immer noch Fragezeichen auftauchen.

Diese Erzählstruktur könnte für die eine oder andere Person abschreckend sein, immerhin hat man meist mehr Fragen als einem das Spiel anfangs Antworten bietet. Doch es wirft auch die Theorie-Maschine an. Man entwickelt Vermutungen, verwirft diese, schaut sie sich doch nochmal nach neuen Informationen wieder neu an und begibt sich so immer tiefer in den Kaninchenbau. Dadurch mag die eine oder andere Enthüllung vielleicht etwas ernüchternd ausfallen. Aber trotzdem ist die Welt von „Clair Obscur: Expedition 33“ und ihre Figuren dadurch so viel spannender und interessanter als ein Großteil der letzten großen (J)RPGs wie zum Beispiel „Final Fantasy 16“.

Dies erstreckt sich auch auf die Wesen, die ihr während eurer Reise trefft. Neben den Gestrals wird der Kontinent noch von den Nevrons bewohnt. Diese Geschöpfe wurden von der Malerin erschaffen und sind euch nicht sonderlich freundlich gesinnt. Hierbei handelt es sich nicht um die typischen Rollenspiel-Klischee-Gegner wie Drachen oder Soldaten, auch wenn manche durchaus die Form davon haben können. Stattdessen sind die Nevrons genauso mysteriös gestaltet wie der Rest des Spiels. Jeder Kampf gegen eine neue Variante ist eine Entdeckung – auch dank das Kampfsystems.

Die Nevrons sind die Gegner des Spiels
Die Nevrons sind die Gegner des Spiels Foto: Sandfall Interactive

So laufen die rundenbasierten Kämpfe in „Clair Obscura: Expedition 33“ ab

Die Fights laufen genre-typisch in Runden ab. Ihr habt aber kein Mana, sondern Aktionspunkte. Diese bekommen die Figuren, wenn sie an der Reihe sind oder durch Sonderaktionen. Mächtigere Angriffe brauchen mehr Punkte, zur Not gibt es aber auch eine Standard-Attacke. Im Gegensatz zu den meisten anderen RPGs seid ihr aber in den gegnerischen Zügen nicht passiv, im Gegenteil. Ihr bekommt die Möglichkeit, den Angriffen der Nevrons auszuweichen oder sie zu parieren. Beides negiert den Schaden, aber während ersteres einfacher ist, bekommt ihr für Paraden Aktionspunkte und verursacht einen Gegenangriff mit massivem Schaden, wenn ihr alle Attacken einer Aktion parieren konntet. Das sorgt dafür, dass die Kämpfe nicht zur Pflichtaufgabe werden. Denn selbst wenn ihr euch ordentlich hoch levelt, schlagen schon die normalen Nevrons ordentlich zu, ganz zu schweigen von den hervorragend designten Boss-Kämpfen.

Außerdem hat jede einzelne Spielfigur ein eigenes System, um von verschiedenen Skills Gebrauch zu machen. Gustave lädt mit seinen Attacken seinen mechanischen Arm auf, der im Idealfall eine Menge schaden macht oder Lune bekommt je nach angewandten Zauber Punkte sammeln, die genutzt werden können, um andere Angriffe zu verstärken. Es dauert etwas, sich an die verschiedenen Spielweisen zu gewöhnen, wird aber mit einem besseren Verständnis der Mechaniken und eben leichteren Kämpfen belohnt – weswegen es den Figuren, die später in der Geschichte zur Party dazustoßen, schwerfällt, in die Hauptgruppe aufgenommen zu werden.

Um euch einen Vorteil im Kampf zu verschaffen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Neben den bekannten Statuswerten und Waffen, die verbessert werden können, sticht hier das Picto-System hervor. Jede Figur kann drei dieser zusätzlichen Buffs ausrüsten, die in der Spielwelt zu finden sind. Nach vier Kämpfen werden diese gelernt und können von allen Party-Mitgliedern genutzt werden, wenn auch durch einen ausbaubaren Wert nur in begrenzter Anzahl. Zusammen mit den unterschiedlichen Skills ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, seine Party auszurichten, die allesamt valide sind, um voranzukommen.

Zwischen den Kämpfen bewegt ihr euch entweder durch in sich geschlossene Gebiete oder über die Weltkarte. Erste sind eher schlauchig angelegt, bieten aber genügend Raum zur Erkundung, was meist mit neuen Items belohnt wird. Letzteres wirkt erst mit etwas Spieldauer sinnvoll, da ihr dann neue Fähigkeiten erhaltet, um schneller voranzukommen oder Hindernisse aus dem Weg zu räumen. So viel Spaß es auch macht, die wunderschön gestalteten Umgebungen zu erkunden, offenbart „Clair Obscura“ hier seine größten Schwächen.

Die größten Schwächen des Spiels: Steuerung und Helligkeit

Denn leider hinkt die Technik des Spiels manchmal. Am ehesten ist dies in der Steuerung zu merken. Es gibt zwar einen Knopf zum Sprinten, der auch meist genutzt wird, um möglichst effizient durch die Level und durch die Welt zu kommen. Aus keinem erfindlichen Grund stockt diese Funktion häufiger, als dass sie reibungslos funktioniert. Zusätzlich gibt es Sprungrätsel oder Mini-Spiele, die den allgemeinen Gameplay-Loop zwar auf sympathische Weise aufbrechen, aber oft aufgrund der ungenauen Lenkung eher für Frust sorgen – vor allem deswegen, da die wichtigen Steuerungs-Funktionen im Kampf einwandfrei klappen.

Ein ebenfalls skurriles Problem ist die Helligkeit des Spiels. Auf der getesteten PS5-Version mussten diese Einstellungen regelmäßig angepasst werden, da sie in unterschiedlichen Gebieten plötzlich ganz anders auswirkten. Dies ist deswegen ärgerlich, da das Optionsmenü keine Anzeige dafür hat, wie sich die verschiedenen Regler auswirken. Gerade wenn man das Spiel im Ruhemodus der Konsole laufen ließ, kam es häufiger zu diesen verzerrten Helligkeitsstufen. Als Workaround funktionierte es, den Spielstand zu laden. Wir hoffen hier aber in Zukunft auf einen Patch, welcher das Problem behebt. Auch andere kleinere Probleme, wie plötzlich aussetzende Musik, sind aktuell noch vorhanden.

„Clair Obscur: Expedition 33“: Fazit

Auch wenn diese durchaus ärgerlichen Dinge während der Spieldauer häufiger vorkommen, können sie den Spaß an „Clair Obscur: Expedition 33“ nur wenig schmälern. Ein Rollenspiel, welches es schafft, dass endloses Level grinden Spaß macht, gehört gefeiert. Dazu kommt noch eine spannende und oft überraschende Geschichte rund um Trauer und Verlust, aber auch der Schönheit des Lebens, eingebettet in eine faszinierende Welt. Wenn man sich nicht entscheiden kann, ob man lieber die Karte mit den vielen optionalen Bosskämpfen erkundet, oder lieber der Story folgt, weil beides so viel hergibt, dann hat man es mit einem Ausnahme-Game zu tun.

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