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„Die letzte Fahrt der Demeter“: Dracula reis(s)t nach England | Kritik

In „Die letzte Fahrt der Demeter“ wird eine Schiffscrew vom Fürst der Untoten aufgemischt. Wir verraten, ob sich ein Blick auf den Horrorfilm lohnt.

Universal Studios and Amblin Entertainment

Seit Bram Stokers Roman „Dracula“ 1897 erschien, gab es bereits zahlreiche Adaptionen und Verwertungen des Vampir-Mythos. Dabei wird eine Stelle in dem Buch scheinbar häufig übersehen: Die Überfahrt von Rumänen nach England mit dem Schiff „Demeter“. Zugegebenermaßen gibt das Buch hier auch wenig Kontext, lediglich das Logbuch des Kapitäns beschreibt, wie allmählich die Crew von einer unheimlichen Gestalt dezimiert wird. Regisseur Andre Øvredal hat sich dieser Lücke nun mit „Die letzte Fahrt der Demeter“ angenommen.

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„Die letzte Fahrt der Demeter“: Darum geht es

Das Schiff „Demeter“ hat einen ganzen Haufen unterschiedlicher Ware, die sie Ende des 19. Jahrhunderts aus Rumänien nach London schiffen soll. Im letzten Moment schafft es Clemens (Corey Hawkins) noch auf das Schiff, immerhin sieht einer der engagierten Seeleute auf den zu transportierenden Kisten ein Drachen-Symbol, was ihn verschreckt. Unter den Augen von Captain Eliot (Liam Cunnungham) stößt die kleine Crew in See. Als Clemens in einer der Kisten plötzlich die junge Frau Anna (Aisling Franciosi) findet und die Tiere am Bord brutal abgeschlachtet werden, ist klar: Etwas Grausames ist auf dem Schiff.

Die Crew der Demeter entdeckt furchtbares Foto: Universal Studios and Amblin Entertainment

Wie am Ende alles ausgeht, wird bereits in der ersten Szene klar. Denn dort wird das gezeigt, was auch in Stokers Roman beschrieben wird: Wie die Demeter in Whitby inmitten eines Sturmes aufläuft, niemand scheint überlebt zu haben. Also stellt sich die Frage, wie es zu diesem Unglück kam. Dies zeigen Øvredal und die Drehbuchautoren Bragi F. Schut und Zak Olkewicz in knapp zwei Stunden – ohne diese Zeit jedoch immer sinnvoll zu füllen. Denn wenn man bereits weiß, was geschehen wird, muss die Spannung bei Zuschauer:innen auf andere Weise erzeugt werden, zum Beispiel, indem man mit den Figuren mitfiebern kann.

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„Die letzte Fahrt der Demeter“: Langweilige Figuren, tolle Atmosphäre

Doch bei der „Demeter“ bleiben die meisten Besatzungsmitglieder Abziehbilder, auch wenn Liam Cunningham und David Dastmalchian eine gute Präsenz ausstrahlen. Lediglich Clemens und Anna bekommen etwas mehr Tiefe zugeschrieben, die jedoch erst im Finale etwas zum Tragen kommt. So fehlt es schlichtweg an Fallhöhe, wenn das Morden losgeht. Obwohl man also mit der Crew nicht wirklich mitfiebert und bereits weiß, welch tragisches Ende alles nimmt, ist „Die letzte Fahrt der Demeter“ ein durchaus gelungener Horrorfilm geworden.

Zum einen liegt das an der Inszenierung von Øvredal und der Kameraarbeit von Roman Osin und Tom Stern. In der Demeter ist es eng und ungemütlich, die klaustrophobische Stimmung wird sehr gut transportiert. Und wenn die Kamera dann langsam durch die Gänge und Räume schwenkt, hat man nicht selten das Gefühl, in den Schatten etwas huschen zu sehen, was zusammen mit dem stetig knarzenden Schiff und dem restlichen Sounddesign für angenehme Gruselatmosphäre sorgt. Hier sei auch der hervorragende Soundtrack von Bear McCreary („Ringe der Macht“, „God of War: Ragnarök“) erwähnt. Dessen dunkle Stücke passen tragen exzellent zu der unheilvollen Stimmung bei, die sich durch den Film zieht.

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Wenn der Horror dann einsetzt und Dracula losmeucheln darf, ist das vor allem zu Beginn ordentlich blutig. Gerade das Make-Up-Department dürfte mit den unterschiedlichen Wunden seinen Spaß gehabt haben, die alle ziemlich fies aussehen. Leider wird der Fürst der Finsternis in all seiner hässlichen Pracht schon recht früh enthüllt. Sein Design ist eines der Highlights des Films, die Effektivität seiner Auftritte nimmt aber mit der Zeit deutlich ab.

 

„Die letzte Fahrt der Demeter“: Fazit

So bleibt am Ende ein solides Gesamtbild. „Die letzte Fahrt der Demeter“ fügt dem Dracula-Mythos keine nennenswerten neuen Komponenten hinzu oder kann durch Figuren und Geschichte fesseln, macht dies jedoch mit einem schönen Setting und einer dichten Atmosphäre wieder wett. Wem diese Punkte bei einem Horrorfilm am wichtigsten sind, sollte auf jeden Fall eine Fahrt riskieren.

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