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Fernsehen

TV Movie-Interview mit "Germany's next Topmodel"-Juror Wolfgang Joop

Der Modezar und die Models: TV Movie sprach mit "Germany's next Topmodel"-Neujuror und Modedesigner Wolfgang Joop über die neue Staffel, Brustimplantate und Heidi Klum

TV Movie-Interview mit "Germany's next Topmodel"-Juror Wolfgang Joop
Ab dem 6. Februar sitzt Wolfgang Joop mit Heidi Klum und Thomas Hayo in der "Germany's next Topmodel"-Jury

Herr Joop, Sie haben einmal gesagt, Casting-Shows seien menschenverachtend...
 
Wolfgang Joop: Das habe ich vor einiger Zeit gesagt, weil mir auch meine eigenen Castings manchmal unangenehm sind. Die Mädchen hängen da rum, wurden bei anderen Castings aussortiert. Da gibt es keine Erklärung, keine Worte wie sie hier fallen. Wenn ich sehe, was das für die Mädchen bedeutet, nur einmal kurz angesehen und dann wieder weggeschickt zu werden - das ist oft schmerzhaft. Da frage ich mich manchmal: Wie überstehen die jungen Leute das? Und dann dachte ich, das auch noch als Show!
 
Und jetzt machen Sie bei so einer Show mit?
 
Joop: Hier habe ich das ganz anders begriffen, ich sehe hier die Chance einer großen Schulung, einer Perfektionierung, die wir lange begleiten. Den Mädchen macht es Spaß, auch wenn es mal schief geht. Aber das ist beim Sport ja auch so, da gewinnt nicht jeder. Aber einmal Sportler gewesen zu sein, prägt dich für den Rest deines Lebens.
 
Bringen Sie denn auch eigene Ideen ein?
 
Joop: Alle Ideen werden aufgenommen und offen diskutiert. Manche landen aber dann im Schredder.
 
Welche Eigenschaften muss ein Model Ihrer Meinung nach mitbringen?
 
Joop: Drei Dinge sind Voraussetzung: Gutes Benehmen, Sprachen und vor allem die Fähigkeit sich wandeln zu wollen. Und man muss selbst darauf neugierig sein, sich stets neu inszenieren zu lassen.
 
Worauf haben Sie beim Casting noch geachtet?
 
Joop: Ich bringe einen neuen Blick mit in die Jury. Heidi ist extrem erfolgreich, sucht ein bisschen nach einer potentiellen Nachfolgerin. Aber ich stelle mir die Frage: Wer könnte in Paris laufen, ohne unangenehm aufzufallen?
 
Wie meinen Sie das denn?
 
Joop: Beim ersten Casting kamen manche Kandidatinnen noch an wie die Provinz-Prinzessinnen. Das hat mit der Modewelt nichts mehr zu tun. Wenn da ein Mädchen mit aufgespritzten Lippen, gepiercter Nase und hochgeschraubten Brüsten kommt, ist sie raus! Wenn ich schon lese, dass die sich zum 15. Geburtstag Brustimplantate wünschen! Raus für immer! Wir suchen High-Fashion-Girls.
 
Was sind für Sie „High-Fashion-Girls“?
 
Joop: Das sind dann vielleicht nicht diese Mädels, denen jeder Mann hinterher pfeift. Wir suchen Mädchen, die so natürlich wie möglich sind, die sich formen lassen. Keine Bikini-Models.
 
Was halten sie von den Challenges?
 
Joop: Ich finde sie spannend. Da gibt’s ein bisschen Action, ein bisschen Mutprobe, ein bisschen Sport. Das ist prima zur Entwicklung der Persönlichkeit – um es auf das Cover der Vogue zu schaffen, braucht man aber andere Dinge. Mit dem klassischen Laufsteg hat das Ganze wenig zu tun. Es ist auch eine Fernsehshow.
 
Sind sie ein strenger Juror?
 
Joop: Nein! Heidi findet sehr viel klarere Worte als ich. Mir steigen die Tränen dagegen manchmal schneller in die Augen, als den Mädchen. Sie sind mir mittlerweile massiv ans Herz gewachsen. Ich setze mich auch abends mit ihnen aufs Sofa und erzähle Gute-Nacht-Geschichten. Ich bin nicht der zynische Modezar, der dem Model mit der Schere ins Genick sticht, wenn es abgeht. Ich bin auch kein professioneller Richter und das wissen die Mädchen: Sie versuchen mein Herz zu erweichen. Sie glauben, ich wäre mit einem Lächeln zu bestechen.
 
Und, sind Sie das auch?
 
Joop: Ja, das stimmt schon. Manchmal werde ich sogar sentimental.
 
Sorgt das nicht für Zickenkriege?
 
Joop: Aber ja. Eines der Mädchen hat mich sehr umgarnt, eines, das mir auch gut gefällt. Sie dachte, dieses Plus gäbe ihr eine Vormachtstellung.
 
Sind sie dann also der Model-Papa?
 
Joop: Naja, ich sage schon, wenn sie lieber was anderes machen sollten. Dann sage ich: Lass es, vertue deine Zeit nicht.
 
Hoffen Sie auf gute Quoten?
 
Joop: Ach, soweit kann ich noch gar nicht denken! Aber ich habe das Gefühl, dass das hier ein sehr emotional aufgeladenes Projekt ist. Und in der Jury ist keiner mehr, der nichts zu bieten hat: Wir sind alle drei Profis, alle drei im Geschäft, kommen direkt aus dem Business. Diese Kombination hat es in sich.
 
Was halten Sie von Heidi Klum?
 
Joop: Heidi begeistert mich jeden Tag mehr, mit ihrer Professionalität, mit ihrem Humor. Aber wenn man Heidi mit einem Model vergleicht, ist das nicht ganz richtig. Das Model ist die Leinwand der Künstler, die immer wieder abgewaschen wird. Heidi hat eine strahlende Persönlichkeit und eine weltbekannte Celebrity. Sie ist inzwischen Leitfigur und somit kein Model mehr. Ein Model unterwirft sich der Mode, dem Fotografen. Mit Heidi kann man das nicht mehr machen.
 
Was halten Sie von den Vorwürfen, die Show würde ein falsches Bild von Schönheit vermitteln und Essstörungen fördern?
 
Joop: Das ist totaler Quatsch! Die meisten Leute haben keine Essstörung, sie essen falsch. Alles ist voller Zucker, man braucht heute ja fast einen Wissenschaftler an seiner Seite, der einem sagt, was da alles drinnen ist. Wer sich richtig ernährt, Sport macht und sich bewegt, wird nicht fett. Hungern hilft überhaupt nicht. Das macht nur eine fahle Haut, eine schlappe Ausstrahlung. So ein Model wird auch nicht gebucht.
 
Ist Schönheit für Sie ein Fluch oder ein Segen?
 
Joop: Ich halte es für einen großen Segen. Aber dieses Geschenk hat auch eine Bedingung. Du musst damit sehr demütig umgehen, versuchen, eine Harmonie aus innerer und äußerer Schönheit herzustellen. Damit man keine leere Hülle ist, die nur schön aussieht. Denn Schönheit ist ein flüchtiges Geschenk – und die Hülle zerbricht sehr schnell.

INTERVIEW: Katharina Hofmann



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