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Serien

So historisch korrekt war die Varusschlacht in der Netflix-Serie „Barbaren“!

Die deutsche Netflix-Produktion "Barbaren" erzählte in Staffel 1 die Geschichte der legendären Varusschlacht. Doch wie akkurat spiegelte sie die wahren Ereignisse wider?

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Wie historisch korrekt ist die Netflix-Serie „Barbaren“?
Fiktion oder Realität: Wie viel Wahrheit steckt in "Barbaren" auf Netflix? Foto: Netflix
Inhalt
  1. „Barbaren“: Die Varusschlacht
  2. „Barbaren“: Genauigkeit, wo es keine gibt
  3. „Barbaren“: Von Römern und Germanen
  4. „Barbaren“: Die Sache mit den Steigbügeln
  5. „Barbaren“: Kleider machen Leute
  6. „Barbaren“: Erstaunlich nah an der Historie

Im Oktober 2020 erreichte ein wichtiges Stück der römischen und germanischen Geschichte die Streaming-Plattform Netflix: Mit „Barbaren“ hat Gaumont GmbH die Varusschlacht ins Entertainmentprogramm gebracht. Showrunner waren Jan Martin Scharf und Arne Nolting, die zusammen mit Andreas Heckmann das Drehbuch schrieben. Auch an der zweiten Staffel, die jetzt endlich veröffentlicht wurde, waren sie beteiligt.

Worum es in den neuen Folgen geht? Die Ereignisse setzen ein Jahr nach den Geschehnissen der Varusschlacht ein. Die römischen Truppen sind stärker als je zuvor und kehren nach Germanien zurück. Ari wird erneut mit seiner Erziehung im Römischen Reich konfrontiert, denn sein Bruder hat sich den Römern angeschlossen, um Ari zu bestrafen. Derweil will Thusnelda mit Ari die germanischen Stämme vereinen, um sich gegen die Römer zur Wehr zu setzen. 

Nicht selten rückt die historische Genauigkeit bei solchen Produktionen früher oder später in den Hintergrund, der Fokus liegt auf Entertainment, Spannung und Bildgewalt. Wie sah es bei „Barbaren“ in Staffel 1 damit aus?

 

„Barbaren“: Die Varusschlacht

Doch was genau passierte während der Varusschlacht? An der Stelle eine kleine Spoilerwarnung, wobei man darüber streiten könnte, ob diese bei Ereignissen, die über 2000 Jahre in der Vergangenheit liegen, wirklich nötig ist.

Die Varusschlacht, auch Herrmannsschlacht oder auch Schlacht im Teutoburger Wald genannt, war eine kriegerische Auseinandersetzung in der zweiten Hälfte von 9 n. Chr. zwischen drei römischen Legionen, angeführt vom Namensgeber Publius Quinctilius Varus, und Arminius (Hermann), einem Fürsten der Cherusker, der das Unmögliche vollbrachte und viele einzelne germanische Stämme zu einem Herr vereinte. Am Ende erlitten die Römer trotz zahlenmäßiger Überlegenheit eine vernichtende Niederlage.

Ein Achtel des Gesamtheeres des Römischen Reiches wurde dabei vernichtet. Die Varusschlacht leitete damit das Ende der römischen Bemühungen ein, die rechtsrheinischen Gebiete Germaniens bis zur Elbe zu einer Provinz des Römischen Reiches zu machen, was sie zu einem der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Germaniens macht.

 

„Barbaren“: Genauigkeit, wo es keine gibt

Über die Details der Varusschlacht und die Akteure selbst ist wenig bekannt. Man weiß, dass sie stattgefunden hat, den ungefähren Ort und die Sieger – alles andere ist eher verschwommen und ungenau.

Das liegt zum einen daran, dass viele Quellen aus der Archäologie stammen. Forscher fanden also irgendwo ein Schwert, Knochen oder auch die berühmte Maske und sahen daran, dass an dem Ort etwas passiert sein muss.

Auf der anderen Seite sind die wenigen Textquellen, die es überhaupt gibt, nur von römischer Seite, da die Germanen keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen. Einseitige Berichte sind jedoch nie neutral – besonders nicht, wenn es sich um die Verliererseite handelt. Es ist also davon auszugehen, dass die Römer den Hergang der Schlacht und die germanischen Gegner überspitzt dargestellt haben oder Dinge einfach wegließen.

Die Ausgangslage der vorhandenen Informationen ist also eher dürftig. Dennoch ist es den Machern von „Barbaren“ gelungen, eine überwiegend historisch korrekte Darstellung zu kreieren – mit ein paar Abzügen.

 

„Barbaren“: Von Römern und Germanen

Arminius (Laurence Rupp) ist eine Schlüsselfigur der Varusschlacht. Bild: Netflix

Die Rolle des Arminius ist wohl die Wichtigste in der Varusschlacht. Doch anders als in der Serie dargestellt, war der junge Feldherr nicht der Ziehsohn von Varus, der als Kind unfreiwillig als Tribut nach Rom gebracht wurde.

Arminius wurde als Sohn von Cherusker-Fürst Segimer geboren, welcher Rom zugewandt war und an dessen Seite kämpfte. Er wurde als Junge nach Rom geschickt und dort ausgebildet. Später führte er germanische Hilfstruppen unter römischer Flagge, wodurch er mit dem römischen Militärwesen vertraut wurde. Durch seine Leistungen verdiente er sich das römische Bürgerrecht und wurde sogar zum Ritter geschlagen.

Nachdem Arminius in sein Stammesgebiet zurückkehrte, drang Varus mit seinen Legionen in ebenjenes vor und wollte es ganz unter seine Kontrolle bringen. In dieser Zeit entstand der Gedanke an den Aufstand. Er infiltrierte Varus, der in ihm einen Gleichgesinnten und Vertrauten sah.

Durch diesen Vorteil und seine tiefgreifenden Kenntnisse über das römische Militär gelang Arminius der Hinterhalt und letztendlich auch der Sieg.

Auch seine Beziehung zu Thusnelda wird leicht verändert dargestellt. Sie waren keine Kindheitsfreunde, stattdessen entführte Arminius sie Jahre nach der Schlacht und nahm sie so zur Frau. Ihre Rolle in der Varusschlacht ist ebenfalls umstritten, da sie erst in späteren Berichten namentlich auftaucht und diese keine Anhaltspunkte diesbezüglich liefern. 

Die Figur Folkwin Wolfsspeer ist hingegen frei erfunden.

Hierzu ist zu ergänzen, dass über die charakterlichen Eigenschaften der handelnden Personen so gut wie nichts bekannt ist. Es existieren nur ein paar, von römischer Seite gefärbte, Quellen, die nicht sehr aufschlussreich sind und erst über 100 Jahre nach Arminius entstanden.

Die Serienmacher hatten in dem Punkt viel Spielraum, welchen sie nutzten, um der Geschichte eine Handlung abseits der reinen historischen Fakten aufzubauen. Doch auch sie folgten der römischen Darstellung der germanischen Einwohner und zeigten diese oft wilder und monströser, als sie eigentlich waren.

 

„Barbaren“: Die Sache mit den Steigbügeln

Einer der größten Pluspunkte zum Thema Authentizität ist wohl die Tatsache, dass die Römer Latein sprechen, sogar das spät republikanisch-römische Latein. Durch diese Entscheidung fühlt sich der Zuschauer gleich mehr in die Welt hineinversetzt.

Dagegen wirkt das zum Teil sehr vulgäre Hochdeutsch der germanischen Krieger manchmal schon fast als zu großer Kontrast. Hier wurde zugunsten des Entertainments und wohl auch des nötigen Aufwands auf die korrekte Sprache verzichtet.

Wegen des Aufwands und auch wegen der Sicherheit wurde ein weiterer historischer Fehler in Kauf genommen: zu Zeiten des römischen Imperiums gab es keine Steigbügel. Die Römer hatten spezielle Sättel, die ihnen das Reiten ohne die metallischen Hilfen ermöglichten.

Auch die Umgebung, besonders die Wälder selbst, sind historisch gesehen nicht ganz korrekt. Die Serie wurde nicht am Ort des Geschehens in Deutschland gedreht, sondern in Ungarn. Das ist zunächst kein Fehler, jedoch besteht der Wald dort überwiegend aus Nadelbäumen, während der Teutoburger Wald zur damaligen Zeit ein Mischwald mit eher geringem Nadelbaumanteil war.

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Mit der größte Kritikpunkt ist aber die Länge der Schlacht: neusten Erkenntnissen zufolge handelte es sich bei der Varusschlacht um mehrere Scharmützel, die sich über drei bis vier Tage streckten.

Hier entschieden sich die Serienmacher für eine bildgewaltigere Version und inszenierten diese als einen großen Kampf, wobei auch da die Länge mit lediglich einer halben Folge eher gering ausfällt.

 

„Barbaren“: Kleider machen Leute

Wie schon andere Serien spart auch "Bararbaren" nicht an Fellen.  Bild: Netflix

Besonders die Kostüme und Waffen der Schauspieler werden gelobt. Das ist auf einen einfachen Grund zurückzuführen: anstatt sich bezüglich dieser Themen nur beraten zu lassen, entschieden sich die Macher der Serie einen Schritt weiter zu gehen. Sie übertrugen die Leitung des Kostüm- und Waffen-Departments einer Firma namens Kaptorga. Diese ist ein Zusammenschluss von Historikern, Archäologen und allgemein Menschen, die sich mit dem Thema auskennen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: sowohl die Kleidung, als auch die Waffen sind überwiegend authentisch. So wurde beispielsweise Schwerter einem tatsächlichen Fund aus dem Jahr 2016 in Dünsberg nachempfunden. Auch die Scuta, also die Schilder oder auch Schutzwaffen der Römer, wirken erfrischend realistisch.

Natürlich gibt es auch in dem Punkt Abzüge. So ist der übermäßige Gebrauch von Fellen, um die Wilden wilder erscheinen zu lassen, eher Fiktion als Realität. Auch die Frisuren der „Barbaren“ wirken teilweise zu modern und erinnern stark an „Vikings“.

Stichwort Haare: viele Zuschauer kritisieren außerdem die fehlende Körperbehaarung von Hauptdarstellerin Jeanne Goursaud, die für eine germanische Frau eher unauthentisch wirkt.

 

„Barbaren“: Erstaunlich nah an der Historie

„Barbaren“ bringt viel Historie mit. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass der Entertainment-Faktor an erster Stelle steht. Die Serie soll keine Dokumentation sein, sondern unterhalten. Dass die Macher dennoch stark darauf geachtet haben, so historisch korrekt wie möglich zu arbeiten, fällt an vielen Stellen auf.

Sie haben sich Freiheiten genommen und zum Wohle der Serie auch Dinge hinzugefügt oder abgeändert. Doch vor dem Hintergrund, dass ebenso wenig über die Varusschlacht bekannt ist, blieb ihnen für eine Geschichte auch wenig anderes übrig.

Insgesamt wirkt die Serie gut und stimmig, ohne starke historische Abweichungen, wenn wir uns bewusst sind, dass alles, was hier gezeigt wird, eine bloße Rekonstruktion von ungenauen Quellen ist, die zu einer Serie, die unterhalten soll, aufbereitet wurden.

 

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