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Kino

"Origin" ist ein tragischer Eye-Opener | Filmkritik

Ava DuVernays neuer Film „Origin“ stellt das Buch Pulitzer-Preis-Gewinnerin Isabel Wilkerson in den Fokus – und liefert nicht nur eine Fülle an Informationen, sondern weiß auch zu berühren.

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"Origin" ist ein autobigraphischer Film von Ava DuVernay. Foto: Atsushi Nishijima, Courtesy Array Filmworks
Inhalt
  1. "Origin": Ava DuVernay verfilmt Buch von Pulitzer-Preisträgerin Isabel Wilkerson
  2. "Origin" ist Sach- und Spielfilm zugleich
  3. Emotionaler Blick auf die Gesellschaft

Dass Ava DuVernay mit ihrem Film „Origin“ bei den Filmfestspielen von Venedig vertreten ist, ist historisch: Denn sie ist die erste schwarze Filmemacherin, die mit ihrem Streifen Teil des Wettbewerbs am Lido ist.

 

"Origin": Ava DuVernay verfilmt Buch von Pulitzer-Preisträgerin Isabel Wilkerson

Die Adaption, die sie in Venedig vorstellt, ist keine einfache: Die „Selma“-Regisseurin hat sich mit dem Buch „Kaste. Die Wurzeln unseres Unbehagens“ von Pulitzer-Preis-Gewinnerin Isabel Wilkerson angenommen. Das Sachbuch umzusetzen, ist keine leichte Aufgabe. DuVernay hat es gewagt und die Erkenntnisse des Werkes mit der privaten Geschichte der Autorin vermischt – und es ist gerade dieser Mix, der „Origin“ zu einem informativen, aber auch emotionalen Film macht.



In ihrem Buch hat sich Wilkerson mit den Kastensystemen in verschiedenen Gesellschaften beschäftigt und die Situation der Afro-Amerikaner:innen in den USA, das Kastensystem in Indien und die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus betrachtet. Die Autorin stellt fest, dass das Kastensystem über Generationen hinweg bis heute systematisch gefördert.



In Ava DuVernays Verfilmung wird gezeigt, wie Isabel Wilkerson nach Deutschland und Indien reist, um dort zu recherchieren und ihren Ansatz zu festigen. Dabei stößt sie immer wieder auch auf Widerstand – zum Beispiel dann, wenn sie in Deutschland gesagt bekommt, dass sich die Ermordung der Schwarzen in den USA – die sich, so Wilkerson, nicht einmal in einer Zahl bemessen lasse – nicht mit dem Holocaust vermeiden lasse.

 

"Origin" ist Sach- und Spielfilm zugleich

Doch Stück für Stück setzt sich für die Autorin ein Bild einer Gesellschaft zusammen, in der eine inoffizielle Hierarchie die Menschen in Gruppen spaltet. Im Film wird der Ansatz Wilkersons ausführlich erklärt, weshalb „Origin“ ein Stück weit eher an eine Dokumentation als an einen Spielfilm erinnert. An vielen Stellen wirken die Ausführungen deshalb auch nur bedingt authentisch und in Teilen deplatziert, zum Beispiel dann, wenn Isabel ihren Freundinnen am Rande einer Gala-Veranstaltung oder beim Grill-Fest ihren durchaus komplexen Ansatz zu erklären versucht.

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Dass neben der Fülle an in jedem Fall interessanten und Augen öffnenden Informationen trotzdem auch eine emotionale Ebene zur Hauptfigur geschaffen wird, hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass DuVernay die Inhalte des Sachbuches mit der privaten Story der Autorin verknüpft. Denn erst zwei schwere Schicksalsschläge sorgen dafür, dass Isabel sich an ein neues Buch wagt und die Recherchen zu ihrem bedeutenden Werk aufnimmt. Es sind die persönlichen Momente, die das Analytische des Films greifbar machen.

Aunjanue Ellis als Isabel Wilkerson zeigt ganz besonderes in diesen leisen Momenten ihr ganzes Talent und könnte sich damit womöglich ihre zweite Oscar-Nominierung gesichert haben. 2021 erhielt sie für ihre Nebenrolle in dem Streifen „King Richard“ ihre erste. Neben Ellis sind Jon Bernthal als Isabels Ehemann Brett und Niecy Nash-Betts als Marian, Isabels Cousine, die herausragenden Stars des Streifens.

 

Emotionaler Blick auf die Gesellschaft

Es ist aber nicht nur Isabels eigene Geschichte, die dem Film die nötige emotionale Tiefe geben. DuVernay erzählt auch von verschiedenen Menschen, die unter den Kastensystemen zu leiden haben. So zum Beispiel die fiktive Figur der Jüdin Irma (Victoria Pedretti), die sich zur Zeit des Nazi-Regimes in einen Deutschen verliebt und ihre Beziehung fortan geheim halten muss. Oder Trayvon Martin (gespielt von Myles Frost) der 2012 auf dem Weg zum Haus seiner Verlobten mit gerade einmal 17 Jahren erschossen wurde. Sein Fall ist es, der den Film eröffnet – und ihn schließt.



Hinzukommen Einblicke in das Leben der Dalit, der untersten Gruppen der hinduistischen Kaste. Sie gelten als „Unberührbare“ und werden von der Gesellschaft gemieden und verhöhnt. Dass dieses System übergreifend ist, zeigt eine der emotionalsten Szenen des Films: Ein schwarzer Junge möchte mit seinen Freunden einen Tag im Schwimmbad verbringen. Doch während die Gruppe Spaß hat, muss er alleine, abseits des Beckens, ausharren. Die Begründung des Bademeisters: Der Junge würde den Pool verunreinigen. Wenig später darf er doch noch ins Becken, allerdings nur auf einer Luftmatratze und mit der ständigen Ermahnung, stillzuhalten und zu keinem Zeitpunkt das Wasser zu berühren.

Erschreckende Ereignisse, mit denen Ava DuVernays eine kraftvolle wie ernüchternde Message nach außen transportiert: Das von Wilkerson beschriebene System ist damals, wie heute tief in der Gesellschaft verankert.
Ein Kinostart steht bis jetzt noch nicht fest. Wir haben den Film bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig gesehen. Einen Trailer zum Film seht ihr hier:

 


 



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