Kino

Lars Eidinger über den Umgang mit dem Altern | Interview zu „All my Loving“

All my Loving“ erzählt die alte Geschichte von abwesenden Eltern und geschädigten Kindern. Wir sprachen mit Hauptdarsteller Lars Eidinger über seinen neuesten Film, schwierige Eltern und das Altern. 

Lars Eidinger spricht im Interview zu All my Loving über das Altern und schwierige Eltern-Kind-Beziehungen
Lars Eidinger im Interview zu „All my Loving“: „Man muss erstmal damit klarkommen, dass man anfängt zu welken“. Foto: Pascal Le Segretain/Getty Images

Die Geschwister Stefan (Lars Eidinger), Julia (Nele Mueller-Stöfen) und Tobias (Hans Löw) könnten kaum unterschiedlicher sein. Die Mittvierziger führen völlig verschiedene Leben, das Verständnis füreinander hält sich in Grenzen. Was sie verbindet, ist die Sehnsucht nach etwas, das sie nicht ganz greifen können: der Versuch, alte Traumata zu überwinden und ein glückliches Leben zu führen.

Warum ihnen das nicht gelingt, wird erst deutlich, als der Vater der drei ins Spiel kommt, ein Mann, „der seinen Kindern weder Liebe noch Interesse entgegenbringen kann, was zu einer Art emotionaler Verwahrlosung geführt hat“, wie Lars Eidinger es im Interview mit „TV Movie Online“-Redakteurin Anna Peters ausdrückt.

In dem Drama von Edward Berger verkörpert er Stefan Hoffmann, der sich plötzlich dazu gezwungen sieht, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, als ein Hörsturz seiner Piloten-Karriere einen Strich durch die Rechnung macht. Dazu, seine Uniform abzulegen, ist Stefan noch nicht bereit, immerhin ist sie seine goldene Eintrittskarte in die Hotelzimmer schöner Frauen, die kaum älter sind als seine uneheliche Tochter.

Erst als diese überraschend bei ihm auftaucht, sieht er sich gezwungen umzudenken, und findet schließlich Gefallen an seiner Rolle als Vater. Das seine Tochter sich nach Jahren des mangelnden Interesses erst einmal daran gewöhnen muss, ist für Stefan schwer zu akzeptieren.

Stefan, der – obwohl er die Vierzig bereits überschritten hat- selbst noch grün hinter den Ohren ist, wirkt verloren und scheint mitten in einer waschechten Midlife-Crisis zu stecken.

Gar nicht ungewöhnlich, findet Lars Eidinger, der selbst auch schon die Erfahrung gemacht hat, dass es ab einem gewissen Alter, salopp gesagt, schwer bergab geht. „Ich glaube, dass eine Midlife-Crisis etwas ganz Natürliches ist. Ab dem dreißigsten Lebensjahr baut der Körper eigentlich nur noch ab. Irgendwann merkt man, jetzt welkt man schon. Damit muss man erstmal klarkommen“, verrät er uns im Vieraugengespräch.

Für den Stereotyp vom alten Hasen, der sich eine junge Freundin anlacht, hat der Schauspieler eine einfache Erklärung: Männer täten das, „um sich ein Gefühl von Jugendlichkeit zu geben. Man sehe sich irgendwann damit konfrontiert, dass es auf den Tod zugeht. „Logischerweise kommt es da zu Krise“, so Eidinger weiter.

„Ich glaube, man muss da durch, aber es ist trotzdem ein Kampf, damit Frieden zu schließen – mit der Sterblichkeit und mit dem Altern. Wir würden uns alle einen großen Gefallen damit tun, großzügiger miteinander zu sein.“

Dass uns das aktuell noch nicht ganz gelingt, macht Eidinger unter anderem daran fest, dass Altern und Tod bis heute Tabu-Themen bleiben. „Man sieht ja kaum alte Leute im Film. Es wird ja alles immer glattgebügelt. Wenn wir offensiver mit unseren vermeintlichen Schwächen umgehen würden, dann hätten wir eine ganz andere Souveränität in der Krise. Aber wir kriegen es nicht vorgelebt.“

Wer anfängt, darauf zu achten, wird feststellen, dass Eidinger damit nicht ganz Unrecht hat. In Filmen und Serien tauchen alte Menschen eigentlich nur dann auf, wenn es auch um sie geht. Das ist schade!

All my Loving“ bricht mit dieser Regel. Immerhin ist die Beziehung zwischen Pit Hoffmann (Manfred Zapatka) und seinen Kindern zentrales Thema des Films. Und das, obwohl Pit im Rahmen der 114-minütigen Erzählung lediglich auf eines der Drei trifft: Sohn Tobias (Hans Löw). Der Familienvater und Langzeitstudent hat eigentlich schon genug um die Ohren, wird aber von den Geschwistern auserkoren, sich um die Eltern zu kümmern, als der Vater erkrankt. Stefan zieht es gar nicht erst in Erwägung, selbst anzupacken, Julia (Nele Mueller-Stöfen) muss sich erst einmal selbst helfen, denn seit dem Verlust ihres Kindes funktioniert sie eigentlich nur noch.

Also versucht Tobias, den beiden unter die Arme zu greifen. Gedankt wird ihm das natürlich nicht.

Wie das Verhältnis zwischen Stefan und seinem Vater genau ist, bleibt offen. Lars Eidinger bringt diesbezüglich etwas Licht ins Dunkel: „Meine Figur ist jemand, der aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ich finde das Bild sehr treffend, dass behauptet wird, Stefan höre nicht mehr richtig. Und das Gleichgewichtsgefühl ist ja verbunden mit dem Gehör. Im Grunde ist es also ein Sinnbild für jemanden, der aus der Balance geraten ist und taub geworden ist für sein Umfeld und nicht wahrnimmt, dass seine Tochter ihn braucht und ihn um Hilfe bittet. Das hat wiederrum ganz viel damit zu tun, wie Stefans Vater mit ihm umgegangen ist.“

Wer Lust auf einen Wohlfühl-Film hat, ist bei „All my Loving“ an der falschen Adresse, denn das Drama legt den Finger auch in die Wunden seiner Zuschauer. Besonders, wer selbst schon mit Ablehnung zu kämpfen hatte, einen geliebten Menschen verloren hat oder seinen Platz im Leben selbst noch nicht recht gefunden hat, wird beim Zuschauen das ein oder andere Mal einen Kloß im Hals verspüren.

„Ob der Film die Zuschauer trösten kann, weiß ich nicht“, gesteht Lars Eidinger. „Ich finde den Film schon ganz schön verstörend in dem, was er erzählt, weil er in gewisser Weise trostlos ist. Aber er zeigt, wie viel Einfluss die jeweilige Elterngeneration auf ihre Kinder hat.“ Davon müsse man sich irgendwann freimachen, so der Schauspieler. Und genau darin liegt am Ende die Weisheit des Films. „Für mich ist es ein Appell – und das ist dann vielleicht doch Trost oder Hoffnung – für sich zu erkennen, dass man einen eigenen Lebensentwurf haben muss, statt einfach nachzuleben, was die Eltern einem vorgelebt haben. Sonst tritt keine Veränderung ein.“

„All my Loving“ läuft ab dem 23. Mai in den deutschen Kinos!

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