„Death Stranding 2“ ist das richtige Spiel zur richtigen Zeit auf PS5
Hideo Kojima erschafft nicht nur eines der spektakulärsten Spiele aller Zeiten, sondern stellt kompromisslos alles unter seine radikale Vision. Doch das dürfte auch spalten!
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Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich in „Death Stranding 2 – On the Beach“ beim Zocken Gänsehaut empfunden habe. Bei den absolut überwältigenden Bosskämpfen ist das sicherlich auch zu erwarten. Aber bei welchem anderen Spiel wird man emotional, wenn man mit der Hauptfigur einen steilen Bergaufstieg bezwingt und oben mit Kloß im Hals aufs Panorama schaut – ohne dass wirklich etwas Dramatisches passiert ist?
Es ist der einzigartigen Vision eines absoluten Ausnahmekönners wie Hideo Kojima geschuldet, dass die PlayStation 5 zu einem absolut kritischen Zeitpunkt mit einem der besten Spiele dieser Generation belohnt wird – auch wenn „Death Stranding 2“ viele Spieler:innen erneut vor den Kopf stoßen dürfte und damit alles andere als ein sicherer kommerzieller Erfolg werden wird.
Death Stranding 2: Volle Transparenz – so weit habe ich gespielt
Dass Hideo Kojima seine Vision absolut heilig ist, beweist auch seine Bitte, einen vollen Test erst zu veröffentlichen, wenn die End-Credits rollen. Dem wollen wir auch gerne nachkommen: Ich habe knapp 25 Stunden mit Sam Porter Bridges in „Death Stranding 2“ verbracht, sehr viele Hauptmissionen bzw. Lieferungen vollendet und natürlich auch das eine oder andere verlorene Paket auf dem Weg aufgehoben.
Ich habe Sub-Lieferungen ausgetragen, mich auf der Karte manchmal ganz schön in die Bredouille geritten, Straßen gebaut, Brücken fertiggestellt, Monorails hochgezogen und mich gefreut, wenn andere im richtigen Moment einen dringend benötigten Stromspender hingestellt haben.
Eins habe ich allerdings gerade auch noch nicht: das Spiel komplett durchgezockt. Aktuell befinde ich mich laut Fortschrittsanzeige der PS5 bei ca. 60 % des Story-Durchlaufs. Weil nebenbei die komplette Testphase der Nintendo Switch 2 auf dem Programm stand, war einfach nicht mehr drin.
Ehrlicherweise war „Death Stranding 2“ trotzdem mein Highlight der vergangenen Wochen, auch wenn ich mit „Mario Kart World“ & Co. sicherlich meinen Spaß hatte. Aber das Spiel, das mich fast magisch angezogen hat, war eben das neue PS5-Spiel von Hideo Kojima.
Und weil wir gerade schon beim Punkt der vollen Transparenz sind: Trotz der gewaltigen Spielwelt und dem großen Vorlauf der Testfassung präsentiert sich „Death Stranding 2“ technisch nahezu perfekt. Zur Grafik & Präsentation werde ich hier noch in einem eigenen Abschnitt sprechen, aber Bugs oder andere Probleme habe ich vergeblich gesucht. Spätestens mit dem Day-1-Patch ist das Spiel wirklich bemerkenswert „polished“ – und das muss man heutzutage leider auch positiv erwähnen.
Story & Setting von „Death Stranding 2“

Die Story von „Death Stranding 2“ setzt knapp 11 Monate nach den Ereignissen des ersten Spiels ein: Protagonist Sam Bridges hat die Vereinigten Städte von Amerika (UCA) erfolgreich miteinander verbunden. Doch unter zunächst mysteriösen Umständen ist er komplett abgetaucht und hat seinem einstigen Auftraggeber den Rücken zugekehrt.
Gemeinsam mit seiner einstigen BB-Einheit Lou, die inzwischen deutlich gewachsen ist, zieht sich Sam komplett zurück – bis ihn seine frühere Verbündete Fragile in einem abgelegenen Teil von Mexiko aufspürt. Sie bittet ihn um Hilfe bei einem neuen, noch größeren Vorhaben: Sam soll nun auch andere Teile der Welt wieder vernetzen.
Auf seiner Reise verschlägt es ihn nicht nur nach Mexiko, sondern zum Großteil auch nach Australien. Wie das genau passiert, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.
Eine neue Crew mit viel Persönlichkeit

Was wir aber verraten können: Als einsamer Bote trifft Sam wieder auf viele alte Weggefährten. Doch ihre Situationen haben sich gravierend verändert: Die-Hardman ist mittlerweile Präsident, Deadman und Heartman gehen eigene Wege. Fragile hingegen führt nun die neue Organisation Drawbridge an, die einen elementaren Bestandteil der Geschichte bildet.
Zu ihrer Crew gehören beeindruckende Charaktere:
Dollman (ein nicht erkennbarer Fatih Akin, der auf den Spuren von Mimir aus „God of War“ wandert),
Tarman (niemand Geringeres als Kult-Regisseur George Miller),
sowie später Rainy (Shioli Kutsuna).
Besonders spannend und relevant ist die Ankunft von Tomorrow (gespielt von Elle Fanning) – sie scheint über außergewöhnliche Kräfte zu verfügen.
Ein Zuhause findet die neue Crew – und damit auch Sam – auf der mobilen Basis DHV Magellan. Hier wird zum einen die Story weiterentwickelt. Zum anderen dient die Magellan als Rückzugs- und Trainingsort für Sam und als Schnellreise-Vehikel im weiteren Verlauf der Geschichte.
Story deutlich zugänglicher als im ersten Teil
Generell wirkt die Story von „Death Stranding 2“ deutlich zugänglicher. Natürlich räumt Kojima seinem geregelten Story-Wahnsinn weiterhin ausreichend Platz ein. Aber gerade die Crew der Magellan ist mir schnell ans Herz gewachsen.
Die kleineren Gespräche, Quizze und Aufgaben sind zwar manchmal etwas viel des Guten, bereichern die Geschichte aber definitiv.
Wer beim Thema BB, Lou, Beaches & Co. schnell den Überblick verliert, kann diesmal auf die integrierte In-Game-Enzyklopädie Corpus zurückgreifen. Dieses Lore-Feature erlaubt es, während Zwischensequenzen wichtige Begriffe und Zusammenhänge nachzulesen – einige davon sind sogar für kleinere „Puzzles“ in der Spielwelt relevant.
Mehr Action, weniger Walking-Simulator

Am eigentlichen Kern-Gameplay ändert sich in „Death Stranding 2“ zwar nicht viel: Ihr müsst als Sam Porter Bridges weiterhin verschiedene Zielpunkte per Q-Pid miteinander verbinden, um zunächst Mexiko und später auch Australien ans Netzwerk anzuschließen.
Dabei transportiert ihr – mal mehr, mal weniger – verschiedene Dinge zu Fuß oder mit Fahrzeugen. Letztere stehen euch diesmal schon deutlich früher zur Verfügung. Dadurch spielt sich das Ganze eher wie ein „Driving Simulator“ als ein reiner „Walking Simulator“.
Nein, aber im Ernst: Das Label als „Walking Simulator“ fand ich schon beim ersten Teil unsinnig. Hier wird es endgültig ad absurdum geführt, denn „Death Stranding 2“ legt wesentlich mehr Wert auf Action.
Kreative Waffen und starke Bosskämpfe
Im Vergleich zum Vorgänger wirken die Kämpfe jetzt viel dynamischer und abwechslungsreicher. Neue, kreative Waffen verbessern das vorher eher mittelprächtige Gunplay enorm.
Besonders spannend: Ihr habt völlige Freiheit, wie ihr mit Feinden umgeht – egal, ob es sich um menschliche Banditen oder übernatürliche BTs handelt.
Wer mag, schleicht sich leise an oder geht mit voller Feuerkraft in den Kampf – und kann sogar mitten im Gefecht spontan den Stil wechseln. Dieses flexible Gameplay erinnert an die besten Momente aus Metal Gear Solid V: The Phantom Pain.
Für zusätzlichen Reiz sorgt das Arsenal an neuen, teils richtig abgedrehten Waffen: etwa Geräte, die Hologramm-Köder erzeugen, oder ein Bumerang, der den gefürchteten BTs schadet.
Die Bosskämpfe sind echte visuelle Highlights und bieten packende Gefechte gegen einfallsreich gestaltete Gegner.
Wer sich im ersten „Death Stranding“ mehr Action gewünscht hat, kommt hier garantiert voll auf seine Kosten.
Atmosphärische Welt mit neuen Biomen
Auch bei den Umgebungen zeigt sich „Death Stranding 2“ deutlich vielseitiger: Statt der oft kargen Landschaften aus dem ersten Teil geht es diesmal in abwechslungsreiche Biotope.
Gleich zu Beginn führt euch der Weg durch trockene Wüstenklippen – bevor sich die Szenerie schnell ändert und ihr dichte Wälder erkundet. Später steht ihr schließlich sogar auf einem Schneegipfel.
Australien und Schneeberge wie in den Alpen? Naja, ein wenig künstlerische Freiheit darf man dem guten Herrn Kojima auch zugestehen.
Neue dynamische Wettereffekte, wie heftige Sandstürme oder flammende Meteorschauer, machen euch das Leben als Deluxe-Paketbote besonders schwer.
Fazit: Ein Spiel, das nachhallt

Bevor ich mich in die finalen Stunden dieses Spiels stürze, möchte ich noch einen wichtigen Punkt hervorheben, der „Death Stranding 2“ zu einem der besten PS5-Spiele bisher macht:
Hideo Kojimas kompromisslose Vision von einer vernetzten Welt mag sicherlich nicht jeden ansprechen. Doch gerade in Zeiten, in denen Sony PlayStation durch fehlgeschlagene Games-as-a-Service-Initiativen (inklusive der dauerhaften Verschiebung von Bungies „Marathon“) so stark ins Schlittern gerät wie schon lange nicht mehr, brauchen wir dringend wieder mehr AAA-Titel, die den Spieler:innen etwas zutrauen – und ihnen dafür umso mehr zurückgeben.
„Death Stranding 2“ fühlt sich für mich wie eine Spielerfahrung an, die noch lange nachhallen wird.
Und auch wenn ich zwischendurch in den Knockout-Modi von „Mario Kart World“ zum Testen gefangen war, ging mir meist nur durch den Kopf, wann ich das nächste Mal mit Sam bei einem gigantischen Sternenhimmel ins nächste ungewisse Ziel hinausgehe – und dabei diese unglaubliche Spielwelt und ihre Einsamkeit wieder spüren kann.