Kino

Warum sich „Bad Times at the El Royale“ trotz Chris Hemsworth' Nacktszene lohnt

Seit dem 11. Oktober 2018 läuft Bad Times at the El Royale in den deutschen Kinos. Wir verraten euch, weshalb ihr diesen Thriller nicht verpassen solltet.

Bad Times at the El Royale - Chris Hemsworth (Billy Lee)
„Bad Times at the El Royale“: Warum sich der Film trotz Chris Hemsworth' Nacktszene lohnt. Foto: 2018 Twentieth Century Fox

“Die Hölle, das sind die anderen”, war sich schon Jean-Paul Sartre in seinem Theaterstück Geschlossene Gesellschaft aus dem Jahr 1944 sicher. Drehbuchautor und Regisseur Drew Goddard greift diese Idee in seinem Kinofilm Bad Times at the El Royale auf und würzt sie mit Sechzigerjahre-Charme, guter Musik und geschliffenen Dialogen.

Wie im Stück des französischen Schriftstellers und Philosophen Sartre zeigt Goddards Film, was passiert, wenn eine Gruppe Fremder zusammenpfercht wird. Nur ist der Schauplatz diesmal kein kleines Zimmer, sondern gleich ein ganzes Hotel. Das einst prächtige El Royale, das auf der Staaten-Grenze zwischen Kalifornien und Nevada erbaut wurde, ist wegen seiner Skurrilität und Zwiespältigkeit der ideale Ort für diesen Thriller aus der Hippie-Ära.

"Bad Times at the El Royale": Warum ihr in Hotels nicht auf Privatsphäre hoffen solltet ...

Ein Pastor (Jeff Bridges), ein Staubsaugerverkäufer (Jon Hamm), eine junge Soul-Sängerin (Cynthia Erivo) und eine Mustang-fahrende Hippie-Braut mit fragwürdigen Manieren (Dakota Johnson) treffen in einer Hotel-Lobby aufeinander. Dann verschwindet jede/r in sein sorgfältig ausgewähltes Zimmer. Doch von Privatsphäre kann nicht die Rede sein, denn Hotel-Page Miles (Lewis Pullman) hat ein, sagen wir mal, besonderes Auge auf die Hotelgäste.

Bad Times at the El Royale - Jon Hamm, Lewis Pullman, Cynthia Erivo
"Bad Times at the El Royale" - Jon Hamm, Lewis Pullman, Cynthia Erivo. © 2018 Twentieth Century Fox Foto: 2018 Twentieth Century Fox

Von Chris Hemsworth fehlt zu diesem Zeitpunkt noch jede Spur, und das ist gut so. Im Vorfeld wurde gemunkelt, Bad Times at the El Royale lohne sich schon allein wegen der Nacktszene des Thor-Darstellers, doch weit gefehlt. Der Streifen lohnt sich viel eher trotz Hemsworth - seine Figur hätte sich Goddard im Grunde sparen können. Stattdessen hat der Filmemacher etwas zu tief in der Sechzigerjahre-Klischeekiste gewühlt und Billy Lee zutage gefördert. Mit dem Auftauchen des Sektenführers entstehen plötzlich Längen, die die erste Hälfte des Films nicht aufweist. Hier ist Bad Times at the El Royale nämlich damit beschäftigt, uns bestens zu unterhalten, die Stimmung des anfänglich heiteren Zusammentreffens umzukehren und einen Höllensturm zu entfachen. In diesem Fall bedeutet das, den Zuschauer*innen zu zeigen, wer die mysteriösen Hotelgäste wirklich sind und Stück für Stück ihre dunklen Geheimnisse zu lüften. 

Auch die grandiose schauspielerische Leistung der Darsteller*innen soll nicht unerwähnt bleiben. Dakota Johnson bekommt nach 50 Shades of Grey endlich Gelegenheit zu zeigen, wie überzeugend sie in der Rolle einer toughen Frau ist, Jeff Bridges spielt die Abgründe von Daniel Flynn so authentisch, dass die Zuschauer*innen ein Gefühl des Mitleids überkommt, Cynthia Erivo glänzt in ihrem Kinodebüt, und Jon Hamm scheint in seiner Hit-Serie Mad Men für die Rolle als arroganter Anzugträger geübt zu haben. Den wohl schwersten Part spielt jedoch der 25-jährige Lewis Pullman, der als Miles viel wimmert und bereut und zum Schluss für eine der größten Überraschungen des Films sorgt.

Bad Times at the El Royale: Cynthia Erivo verzaubert mit ihrer Stimme - doch als Darlene Sweet kann sie auch anders ...

Bad Times at the El Royale - Jeff Bridges, Cynthia Erivo
Bad Times at the El Royale - Jeff Bridges und Cynthia Erivo. © 2018 Twentieth Century Fox Foto: 2018 Twentieth Century Fox

Die Dynamik zwischen Father Daniel Flynn und der Sängerin Darlene Sweet, von deren Stimmgewalt wir zu Beginn des Films noch keine Ahnung haben, ist im übrigen Gold wert. Dass Drew Goddard die Musik in diesem Streifen wichtig war, merkt das Publikum in jeder einzelnen Szene, in der Sweets Stimme zum Einsatz kommt. Die Rolle mit der britische Sängerin und Songwriterin Cynthia Erivo zu besetzen, war trotz ihrer fehlenden Film-Erfahrung die richtige Entscheidung. Für eine Szene, in der (nicht nur) die Zuschauer*innen Darlene Sweet in ihrem Hotelzimmer beim Proben beobachten, sang Erivo jeden der 27 Takes live. Ihre Stimme ist atemberaubend, weshalb der Film sie prompt fast ein wenig zu inflationär eingesetzt hätte – fast! Gut also, dass Soul-Göttin Beyoncé Knowles, der die Rolle zuerst angeboten worden war, sie ablehnt hatte. Mit ihr wäre Darlene Sweets Gesang vermutlich doch zum Selbstzweck geworden.

Chris Hemsworth ohne T-Shirt - ist das Kunst oder kann das weg?

Auch an anderen Stellen ist der Film ein wenig überzeichnet, das will und darf er allerdings auch sein. Drew Goddard versteht das Filme-Machen als Kunst, und Kunst darf eben (fast) alles, sogar Chris Hemsworth bei gleißendem Sonnenlicht mit offenem Hemd durch ein Kornfeld laufen lassen.

Bis Hemsworth seinen ersten Auftritt hat, gelingt es Bad Times at the El Royale einen perfekten Spannungsbogen aufzubauen, der danach etwas abfällt. Als Billy Lee stolziert der Avengers-Darsteller durch die Loge des El Royale und verhält sich in seinem Streben nach strotzender Männlichkeit und Autorität ein wenig zu vorhersehbar.

Bad Times at the El Royale: Jon Hamm
"Bad Times at the El Royale": Jon Hamm. © 2018 Twentieth Century Fox Foto: 2018 Twentieth Century Fox

Wegen der vielen Figuren und der Fülle an Hintergrundgeschichten bleiben interessante Aspekte der Geschichte leider etwas auf der Strecke. Gerne hätte man mehr erfahren über die pädophil-anmutende Beziehung zwischen Billy Lee und seiner jungen, naiven Gespielin Ruth Summerspring (Cailee Spaeny).

Dafür gelingt es Bad Times at the El Royale, die wichtigsten historischen Aspekte der Sechzigerjahre in zwei Stunden und 21 Minuten fast komplett abzubilden: den Vietnamkrieg, die Ermordung Kennedys, Präsident Nixons Abhör-Skandal, Sekten und Sechzigerjahre-Musik, das alles wird im neusten 20th Century Fox-Streifen abgehandelt, nur eben ganz anders als erwartet.

Wer behauptet, dieser Film sei – von Billy Lees Gehabe mal abgesehen - vorhersehbar, ist ein waschechtes Film-Orakel oder flunkert schlicht und ergreifend. Denn Bad Times at the El Royale gelingt es immer wieder, selbst den gerissensten Film-Fuchs zu überraschen und ist somit ein echtes Must-See.

* Anna Peters

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