Kino

"Tina": Die Schattenseite der Queen of Rock 'n' Roll | Interview

Ihr Stimme ist unglaublich. Ihr Vergangenheit ebenso: In "Tina" enthüllt Rock-Ikone Tina Turner mehr Details zum jahrelangen Missbrauch in ihrer ersten Ehe, der sie bis heute noch verfolgt. Zur Berlinale 2021 sprachen wir mit den Regisseuren Dan Stevens und T.J. Martin über Tina Turners Bodenständigkeit, den Fluch ihrer Vergangenheit sowie der schwierigen Suche nach dem perfekten Anfang.

Tina Turner
In "Tina" sehen wir das Leben von Tina Turner aus einer ganz neuen Perspektive. Wir sprachen mit den Regisseuren Dan Stevens und T.J. Martin über ihre bewegende Dokumatation. Foto: Rhonda Graam

"Nachdem wir den Film zugesagt haben, haben wir natürlich zunächst recherchiert, bevor wir uns mit Tina getroffen haben. Eines der ersten Dinge, die sie beim Gesprüch zu uns gesagt hat, war: 'Es gibt ein Buch. Einen Film. Jetzt gibt es auch noch ein Musical. Warum zum Teufel macht ihr jetzt noch eine Dokumentation über mich?' Und wir haben geantwortet: 'Deshalb sind wir hier! Weil wir genau das herausfinden wollen'“, so Regisseur Dan Stevens im Interview zu "Tina", der auf der Berlinale 2021 seine große Weltpremiere feierte und im Sommer auch offiziell in den deutschen Kinos zu sehen sein soll.

Das Leben von Tina Turner, der "Queen of Rock 'n' Roll", stand in der Tat schon mehrfach im Mittelpunkt von Büchern, Filmen und zuletzt auch einem Musical. Als die beiden Regisseure Dan Stevens und T.J. Martin Tina Turner im Alter von 78 Jahren zum ersten Interview in Zürich trafen, wurde ihnen sehr schnell deutlich, dass die Öffentlichkeit Tinas Geschichte bisher nur aus verschiedenen Blickwinkeln zu lesen, hören und sehen bekommen hat, nicht jedoch aus dem, der ihr wirklich entspricht: "In unserem ersten Gespräch hat sie uns direkt offenbart, dass die Dinge aus ihrer Vergangenheit sie bis heute verfolgen. Wenn sie in Interviews über Ike oder andere Traumata aus ihrem Leben spricht, wird sie danach oft in ihren Träumen davon verfolgt – bis heute noch! Viele Menschen glauben zwar, dass sie Tinas Vergangenheit kennen, aber eben nicht aus ihrer Sicht und den Umständen, wie sich durch ihr Leben navigieren musste", so Regisseur Dan Stevens.

Deshalb ist "Tina" der finale Abschied von Tina Turner

Tatsächlich ist das vielleicht die größte Stärke der eindrucksvollen Dokumentation, die im Rahmen der 71. Berlinale in der "Berlinale Special"-Sektion des Festivals zu sehen ist und am 28. März 2021 beim Streaming-Anbieter HBO Max US-Premiere feiern wird: Die zahlreichen Facetten aus Tinas bewegender Vergangenheit wurden noch nie so eindringlich dargestellt. Denn Tina war nicht nur eine musikalische Ausnahmeerscheinung und eine umwerfende Performerin, sondern wird bis heute noch vom Missbrauch in ihrer ersten Ehe mit Musiker Ike Turner verfolgt. Auch deshalb wollte die Ausnahmemusikerin mit "Tina" das endgültige Kapitel ihrer Lebensgeschichte im übertragenen Sinn endlich einmal selbst schreiben, wie uns Regisseur Dan Stevens im Interview bestätigt:

 "Wir haben gemerkt, dass der Film auch eine Art 'Goodbye Story' werden sollte, als wir das Interview mit ihr gemacht haben. Ich hatte nach dem ersten Interview in Zürich das Gefühl, dass sie damit auch eine Tür zumachen möchte. Als ich Tina vor unserem ersten Gespräch gefragt habe, wie es ihr geht, antwortet sie nur: 'Ich möchte das nicht machen.' Ich habe diese Antwort dann als Startpunkt genommen und sie gefragt, warum sie das nicht mehr machen möchte, und so hat das Interview seinen Lauf genommen. Sie hat ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet. Sie hat mit 18 Jahren angefangen aufzutreten, auch noch mit der ersten Band, die sie jemals live gesehen hatte und war für den Rest ihres Lebens eine Performerin. Als sie 2009 ihren Abschied von der Bühne erklärt hat, kam das aus vollem Herzen. Sie ist in ihrem aktuellen Leben sehr glücklich."

Co-Regisseur T.J. Martin fügt hinzu: "Warum wir uns für die Dokumentation entschieden haben, liegt daran, dass Tina nicht nur eine außergewöhnliche Künstlerin mit einer tollen Stimme ist, sondern auch eine unglaubliche Geschichte mit sich trägt. Ihre Story schließt in gewisser Weise mehrere Genres mit ein. 'Vom Tellerwäscher zum Millionär', 'Gegen alle Widrigkeiten' oder eine Coming-of-Age-Geschichte: Tinas Leben kombiniert all das auf eine faszinierende Art und Weise.“

So war die erste Begegnung mit Tina Turner

Tina Turner UIP
Simply the Best!       IMAGO / UIG Foto: IMAGO / UIG

Doch wie lief überhaupt die erste Begegnung mit der "Queen of Rock 'n' Roll" für die beiden Regisseure? Und wie ist "Tina", wenn sie nicht auf der Bühne steht und meist ein gigantisches Publikum mit ihrer Performance elektrisiert? Auch daran erinnert sich Dan Stevens im Interview: "Über beliebte Promis wird oft gesagt, dass sie trotz ihrem Erfolg ziemlich bodenständig sind. Aber in Wirklichkeit ist das oft nur eine Floskel. Bei ‚Tina‘ trifft bodenständig aber zu 100 Prozent zu. Sie ist eine sehr warmherzige und positive Person, gleichzeitig aber auch sehr ehrlich. Sie wird dir immer sagen, wenn ihr etwas nicht gefällt. Uns hat das die Arbeit sehr erleichtert, weil die Dinge immer sofort ausgesprochen wurden. Ehrlicherweise war sie zu Beginn etwas skeptisch und dachte, dass nur irgendeine weitere Doku über sie werden würde. Als ihr bewusst wurde, um was es uns im Kern aber wirklich geht, hat ihr es sicherlich leichter gemacht sich für uns zu öffnen.“

Gerade im #MeToo-Zeitalter wird Tina Turner oftmals als Heldin gefeiert, weil sie den emotionalen und physischen Missbrauch in ihrer Ehe bereits im Jahr 1981 im legendären "People Magazine"-Interview öffentlich machte. Auch daran dachten die beiden Regisseure, als sie mit der Arbeit an „Tina“ begannen. Doch gerade das Beispiel von Tina Turner macht deutlich, dass ihr Vergangenheitstrauma sie auch deshalb bis zu ihrem Lebensende begleiten wird: "Warum sollte es ein Risiko sein die Wahrheit über so etwas zu sagen? Tina wird dafür gefeiert, dass sie sich öffentlich dazu geäußert hat. Allerdings lag da auch der Wendepunkt in ihrer öffentlichen Wahrnehmung: Weil sie den Mut hatte die Wahrheit über den Missbrauch in ihrer Beziehung öffentlich zu machen, musste sie dieses Trauma im Verlauf ihrer Karriere immer wieder neu erleben. Sie ist 80 Jahre alt und verarbeitet bis heute noch die Wunden dieses schweren Traumas. Ihre Geschichte wird oft darauf runtergebrochen, dass sie aus dieser gewalttätigen Beziehung geflohen ist, darüber sprechen konnte und eine erfolgreiche Musikerin ist. Also sollte alles doch super sein oder? Aber das ist es eben nicht“, so Dan Stevens.

Der perfekte Beginn für das perfekte Ende?

Gerade, weil Tinas Leben von so vielen Einflüssen gezeichnet ist, fiel den Regisseuren der Einstieg in die Dokumentation besonders schwer, wie uns T.J. Martin im Interview verriet: "Wir hatten geschätzt ca. 60-70 verschiedene Varianten vom Beginn der Dokumentation. Wir konnten uns nicht entscheiden, wie wir die Story beginnen wollen, weil es im Kern für uns um Tinas Beziehung zu ihrer eigenen Geschichte geht. Wir hatten bspw. eine Variante, in der Tina die Proben zu ihrem Musical besucht hat. Das war spannend, weil jemand in ihrem Alter sich plötzlich mit einer bestimmten Version ihrer eigenen Geschichte konfrontiert sieht. Es hat sich aber nicht richtig angefühlt, weil es zu sehr von der unglaublichen Reise weggeht, die sie in ihrem Leben durchmachen musste."

Und eben dieser Anfang setzt den Ton bzw. die Musik für den restlichen Film, der überrascht, der manchmal auch wehtut, aber gleichzeitig auch die Bewunderung an der Person "Tina Turner" weckt. Und genau jener Beginn spiegelt das Dilemma von Tina als Künstlerin und Privatperson perfekt wider: "Als wir dann den Anfang endlich fertig hatten, wurde uns erst dann bewusst, dass der Anfang die komplette Sprache des Films schon vorwegnimmt. Gerade in dem Moment, an dem man denkt, jetzt würde man ein klassisches Biopic dieser ikonischen Persönlichkeit sehen, setzt diese melancholische Musik ein und Tina erzählt uns, dass vieles in ihrem Leben nicht einfach war. Es geht um dieses hin und her zwischen dieser unglaublichen Künstlerin, die eine gewisse Facette ihres Lebens teilt und gleichzeitig um diese melancholische Realität, in der sie nicht nur mit ihrem Leben kämpft, sondern auch damit, wie ihr Leben in der Öffentlichkeit erzählt wird und wie sie möglicherweise wieder die Kontrolle zurückgewinnen könnte."

Tina ist im Rahmen der 71. Berlinale in der Sektion "Berlinale Special" zu sehen. Ein Kinostart ist für Sommer geplant. Einen Trailer zur Doku seht ihr hier:

Text & Interview: David Rams

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